Corona-Lazarett in Ottweiler Das Corona-Lazarett braucht Betten

Kreis Neunkirchen · Halle wird als Notnagel ausgebaut. Teststation ist dafür nach Landsweiler umgezogen. Ottweiler Klinik behandelt derzeit 19 Menschen mit Verdacht oder Bestätigung auf das Virus.

 Die Seminarsporthalle in Ottweiler wird zum Lazarett ausgebaut. Auf ihrer Rückseite stehen jetzt Sanitärcontainer.

Die Seminarsporthalle in Ottweiler wird zum Lazarett ausgebaut. Auf ihrer Rückseite stehen jetzt Sanitärcontainer.

Foto: Jasmin Alt

Viele Hände haben für einen reibungslosen Umzug angepackt: Die Kreisverwaltung hat die Covid-19-Teststation von Ottweiler nach Landsweiler-Reden verlegt. Der alte Standort, die Sporthalle in der Seminarstraße 52, steht bald als Lazarett für leichtere Verläufe der vom Coronavirus ausgelösten Covid-19-Erkrankung zur Verfügung. Die Vorbereitung dazu ist in vollem Gange. Die Marienhausklinik Ottweiler ist zugleich Zentrum für mittelschwere Verläufe. Nach Auskunft der Marienhausklinik behandelte es Stand Donnerstagmittag 19 Menschen in der Corona-Abteilung. Wie der zuständige Chefarzt Dr. Ernst Konrad (Einsatzleiter Saar-Ost-Verbund, Chefarzt Anästhesie auf dem Kohlhof)  weiter erläutert, ist darunter ein Beatmungspatient, vier bestätigte Covid-19-Fälle und weitere Patienten mit Verdacht auf eine Infektion. Das Testzentrum am neuen Standort in der Alten Werkhalle auf dem Gelände des Erlebnisorts Reden hat gestern seinen Betrieb aufgenommen mit 38 Tests. Die Zahl der Coronafälle im Kreis, Stand gestern Abend: 135.

Die neue Struktur, um einem weiteren Anstieg an Coronafällen im Kreis Neunkirchen zu begegnen, nimmt mit dem Umzug der Teststation und dem Aufbau des Lazarettes Gestalt an. Menschen mit sehr schwerem Verlauf der Infektion werden in der Uniklinik Homburg, dem Klinikum auf dem Winterberg und in der SHG-Klinik Völklingen behandelt. Daneben kümmern sich weitere Krankenhäuser wie das Haus in Ottweiler um Menschen mit mittelschwerem Verlauf. Das zusätzliche Lazarett in Ottweiler ist eine präventive Maßnahme, um im Bedarfsfall Menschen mit leichterer Symptomatik dort zu behandeln und so Kapazitäten in den anderen Häusern offenzuhalten. Wann genau es bezugsfertig ist, steht noch nicht fest.

Chefarzt Dr. Konrad erklärt, prinzipiell müsse jedes Krankenhaus für Corona-Fälle gewappnet sein (siehe auch Seite C 4). Bislang gebe es noch keine Welle an Covid-19-Patienten, in Ottweiler bestehe die Möglichkeit, 50 bis 60 Virus-Patienten aufzunehmen. Also fast das dreifache an Menschen, wie sie aktuell behandelt werden. Auf dem Kohlhof sei eine Intensiv-Station freigeräumt. Der Arzt hofft auf Schnelltests und hat einen Appell in eigener Sache: Das Land müsse den Kliniken deutlich stärker als bisher unter die Arme greifen, weil die Verluste, etwa durch verschobene Operationen, nicht lange zu kompensieren seien.

Die neue Corona-Teststation ist in Landsweiler. 38 Menschen wurden am ersten Tag getestet.

Die neue Corona-Teststation ist in Landsweiler. 38 Menschen wurden am ersten Tag getestet.

Foto: Jasmin Alt

 Landrat Sören Meng sagt zum Aufbau des zusätzlichen Lazaretts: „Im Rahmen der Corona-Pandemie müssen auch dafür Vorbereitungen getroffen werden, wenn die regulären Versorgungskapazitäten der Krankenhäuser, insbesondere im Bereich der Intensiv- und Beatmungsbetten aber auch im Bereich der normalen stationären Betten stark überschritten werden.“ Daher seien die Landkreise als Untere Katastrophenschutzbehörden aufgefordert, sogenannte Versorgungszentren aufzubauen. Die Seminarsporthalle in Ottweiler erschien als besonders geeignet, da es dort zwei abgrenzbare Hallen und viele Funktionsräume gibt. Medizinischer Träger des Lazaretts ist das Diakonie-Klinikum. Ein medizinisches Konzept für den Betrieb des Zentrums sei in Arbeit, sagt Meng. Der Kreis sorge für die Infrastruktur. Hinter der Halle wurden für die zusätzlichen sanitären Anlagen (Duschen und Toilettencontainer) auf die Schnelle Fundamente gemacht. Seit Montag, erläutert Meng, ist der operativ-taktische Stab eingesetzt, der die Maßnahmen von Katastrophenschutzeinheiten koordiniert und als fachlicher Ansprechpartner der Kreisverwaltung zur Seite steht. Von der Feuerwehr bis zur Bundeswehr sind viele Institutionen involviert. Unter Leitung von Kreisbrandinspekteur Michael Sieslack werden derzeit die logistischen Voraussetzungen geschaffen, damit das Lazarett bei Bedarf schnell einsatzbereit ist. Mit dem Diakonie-Klinikum gehe es derzeit darum, die nötigen Pflegebetten zu beschaffen. Der Landrat appelliert: „Wer im privaten Haushalt über nicht mehr benötigte Pflegebetten, Toilettenstühle und sonstige Pflegeausstattung verfügt und bereit ist, sie zu spenden, würde uns enorm unterstützen.“ Neben der Bettenlösung werden weitere Fragen wie beispielsweise die der Versorgung der Patienten mit Essen geklärt. Meng sagt, mit dem Lazarett bereite man sich auf alle Eventualitäten vor. Das Team der Kontaktverfolgung werde ständig erweitert, ab nächster Woche seien rund 30 Leute im Einsatz.

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