Wandern im Kreis Neunkirchen Schau ins Land – und nach Pferden und Pilzen

Beim Premiumwandern auf dem Schauinslandweg erlebt der Gast weite Aussichten übers Land genauso wie enge Wald-Täler.

 Am Aussichtspunkt Rohn lässt es sich auf der Bank oberhalb einer Pferdekoppel mit Blick auf Hangard gut Pause machen.

Am Aussichtspunkt Rohn lässt es sich auf der Bank oberhalb einer Pferdekoppel mit Blick auf Hangard gut Pause machen.

Foto: Michael Beer

Da stehen sie und sehen aus wie aus einem Märchenbuch herausgeschnitten und auf die Wiese am Weiher hingeklebt. So rot, als könnten sie gar nicht echt sein. Das Wasser ein paar Meter weiter liegt still und spiegelt den blauen Himmel über und die Bäume hinter ihm.  Die beiden farbstarken Fliegenpilze stehen einander zugewandt so putzig da, als wären sie kein bisschen giftig. Die Fischerhütte im Hintergrund – das Hexenhaus dazu? Ein bisschen verlassen wirkt sie schon, aber um die Mittagszeit ist eben noch kein Mensch da, auf der Veranda einen Café oder ein Bier zu trinken. Dieses herbstliche Ensemble am Fischweiher Randsbach ist ein beeindruckender Startpunkt in den Premiumwanderweg „Schauinsland“.

Auf dem Parkplatz haben wir uns mit der Route vertraut gemacht. Ein junges Paar rüstet sich ebenfalls für eine Wanderung, den Nachwuchs huckepack im Tragegestell. Es könnte Regen geben am Nachmittag, unkt der Wetterbericht. Tatsächlich sind auch schon die ersten noch harmlosen Wolken am zuvor strahlend blauen Himmel aufgezogen. Die Runde hat zehn Kilometer und wird mithin gut drei Stunden dauern. Prinzip Hoffnung: Das Firmament kann sich ja Zeit lassen mit dem Verdüstern und Regnen.

Zunächst lassen wir den Weiher hinter uns und passieren ein kleines Anwesen. Es geht auf ein geteertes Sträßchen zwischen hohen Bäumen. Es muss an der Beschäftigung mit den Wetteraussichten liegen, denn nachdem wir ein paar Hundert Meter geradeaus gelaufen sind, kommen erste Zweifel auf. Rechts taucht zwischen den Bäumen die Landstraße auf, die Ottweiler und Wiebelskirchen verbindet. Dem Plan zufolge müssten wir rauf auf den Berg. Also nochmal ein kleines Stück zurück. Tatsächlich, der Baumstamm mit dem Hinweisschild liegt gefällt im Graben. Schade, dass niemand das Täfelchen an den nächsten noch aufrecht stehenden Stamm genagelt hat.

Der Weg führt eine Weile an Privatgrundstücken vorbei bergan. Der Wald öffnet sich. Eine Wiese mit Bank, der Aussichtspunkt Hienhöll, ist für uns noch ein bisschen früh zum Niederlassen und genießen. Wir stoßen auf Bekannte: Das Paar mit Kleinkind, nach uns gestartet, hat uns doch tatsächlich überholt und auf einer Fernblick-Bank Platz genommen. Die jungen Leute waren schlauer, haben unten am Berg den richtigen Weg eingeschlagen. Ein paar freundliche Worte später verschluckt uns wieder ein enger Pfad. Er führt vorbei an weiteren Gärten, auch an zerfleddernden Plastikplanen, die in besseren Zeiten die Gartenbesitzer vor den Blicken der Wanderer verborgen haben dürften. Wald und Wiese wechseln auf den ersten Kilometern ab. Eine große Hinweistafel erläutert ein Stück weiter oben, dass hier unter anderem das Breitblättrige Knabenkraut wächst. Die Stadt Neunkirchen ist Pate der schutzbedürftigen Orchideenart. Keine Stunde, und wir sind auf der Bergkuppe, lassen die Ottweiler Seite hinter uns. Die Hangarder Seite des Berges ist eindeutig die Pferdeseite. Zwei Frauen haben Pferde und Ponny am Halfter, unterhalten sich angeregt. Der Aussichtspunkt Rohn bietet über eine Pferdekoppel hinweg einen idyllischen Blick auf Hangard. Die Pferde grasen, die Sonne blinzelt wieder zwischen den Wolken hindurch. Guter Zeitpunkt für eine Pause.

Und auch Zeit zum Sinnieren: Der „Schauinsland“ ist anders als seine Premium-Brüder und -Schwestern zwischen Ottweiler und Neunkirchen. „Schau ins Land“ – der Name ist wirklich keine Mogelpackung bei insgesamt 13 Aussichtspunkten in alle Richtungen. Waldpassagen, sich öffnende Landschaft, er hat alles im Gepäck. Zugleich ist der Premiumweg auch ein „schau in Gärten“. Und auf der Hangard-Seite ein „schau auf die Pferdekoppeln“. Mit augenscheinlich vielen glücklichen, aber leider auch weniger glücklichen Vierbeinern. Den Exemplaren unterhalb der Rohn-Bank jedenfalls geht es gut. Gemütlich machen sie ein paar Schritte hierhin und dorthin, halten die Wiese kurz.

Für uns geht es weiter, ein Stück am Ortsrand von Hangard entlang. Parasol-Pilze tellergroß stehen am Weg. Die Beschilderung führt zurück in den Wald. Und wir kommen in das Tälchen Kerbacher Loch, das wir schon auf dem Steinbachpfad in umgekehrter Richtung langgewandert sind. Ein schöner Perspektivwechsel. Oben am Panorama-Turm Betzelhübel hat sich der Himmel tatsächlich verdüstert. Ein Grollen in der Luft. Kommt der angedrohte Regen? Unsere Schritte werden schneller. Aber ein gutes Stück des Weges liegt hinter uns.

 Eine besonders gestaltete Bank lädt auf dem Rücken des Steinbacher Berges zum Verweilen ein.

Eine besonders gestaltete Bank lädt auf dem Rücken des Steinbacher Berges zum Verweilen ein.

Foto: Michael Beer
 Der Schauinslandweg bietet ganz unterschiedliche Passagen an: durch Wald, an Wiesen und Grundstückszäunen entlang.

Der Schauinslandweg bietet ganz unterschiedliche Passagen an: durch Wald, an Wiesen und Grundstückszäunen entlang.

Foto: Michael Beer
 Am Fischweiher Randsbach stehen zwei Fliegenpilze so freundlich beisammen, als wäre sie kein bisschen giftig.

Am Fischweiher Randsbach stehen zwei Fliegenpilze so freundlich beisammen, als wäre sie kein bisschen giftig.

Foto: Michael Beer
 Der Pfad ist an einigen Stellen mit Holzscheiben belegt.

Der Pfad ist an einigen Stellen mit Holzscheiben belegt.

Foto: Michael Beer
 Der Panoramaturm Betzelhübel unter dunklen Wolken.

Der Panoramaturm Betzelhübel unter dunklen Wolken.

Foto: Michael Beer
 Nicole Grant und Heiko Beutel genießen die Aussicht vom Aussichtspunkt Hahnenberg auf dem Schauinslandweg.

Nicole Grant und Heiko Beutel genießen die Aussicht vom Aussichtspunkt Hahnenberg auf dem Schauinslandweg.

Foto: Michael Beer

Und ein kleiner, aber ganz besonderer Abschnitt der Strecke vor uns. Denn die letzten Meter vor dem Weiher führen wieder durch ein verträumtes kleines Tälchen, die Hiemsklamm. Vermooste Bäume, pilzbewachsene Holzgeländer, üppiges Grün rund um das Bächlein – so führt uns der Weg zurück an den Weiher mit den lustigen Fliegenpilzen. Auf ihren feuerroten Schirmen zerplatzen jetzt feine Regentropfen. Alles gut gegangen. Die junge Familie hat uns nicht noch einmal überholt.

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