Städtepartnerschaft Schicksale der Kriegsopfer nicht vergessen

Ottweiler · In St. Rémy gedachten Bürger aus Ottweiler dem Ende des Ersten Weltkriegs.

 In St. Rémy  hatten sich zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs versammelt (von links): Manfred Mathis, Silke Nahtz, Monika Mathis, Birgit Pampa, Hans Peter Jochum, Frank Pampa, Doris Scherer, Anneliese und Ernst Flaccus, Jörn Scherer und Peter Knerner.

In St. Rémy  hatten sich zum Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs versammelt (von links): Manfred Mathis, Silke Nahtz, Monika Mathis, Birgit Pampa, Hans Peter Jochum, Frank Pampa, Doris Scherer, Anneliese und Ernst Flaccus, Jörn Scherer und Peter Knerner.

Foto: Ralf Hoffmann/Ottweiler/Ralf Hoffmann

Eine elfköpfige Delegation aus Ottweiler – der Erste Beigeordnete der Stadt Hans Peter Jochum sowie Vertreter des Vereins zur Förderung von Städtepartnerschaften – folgte der Einladung nach St. Rémy zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Waffenniederlegung von 1918. Am Sonntag, dem 11. November, wurde in ganz Frankreich der Toten des Ersten Weltkrieges gedacht. Streng nach Protokoll aufgestellt, setzte sich vom Rathaus in St Rémy der Zug von mehreren hundert Menschen – angeführt vom Orchester Harmonie Municipale, gefolgt von Fahnenträgern, Offiziellen aus Politik, Polizei und Militär, Schulkindern, der deutschen Delegation und Bürgern der Stadt, über knapp eineinhalb Kilometer in Richtung Friedhof in Gang. Am dortigen Gefallenen-Denkmal enthüllte die Bürgermeisterin von St Rémy, Florence Plissonnier, eine Tafel mit dem neuen Namen „Esplanade Colonel Arnaud Beltrame“. Die Umbenennung des Platzes erfolgte zu Ehren des Polizeioffiziers, der seinen Einsatz bei der Geiselnahme in einem Terroreinsatz mit dem Leben bezahlte, stellvertretend für alle, die ihr Leben im Kampf zur Verteidigung Frankreichs verloren.

Nach einer kurzen Ansprache der Bürgermeisterin wurde vom Sous-Präfekten die Rede des Staatspräsidenten Emmanuel Macron vorgelesen, die frankreichweit zu diesem Ereignis übermittelt wurde. Dann traten Kinder ans Mikrofon, die die Namen der gefallenen Soldaten aus St Rémy mit Geburts- und Sterbedatum nannten. Nach der Kranzniederlegung, sowohl der französischen Gebinde als auch des Ottweiler Kranzes, sangen die Schulkinder ein Lied, es folgte das Totengedenken und die Marseillaise, so eine Mitteilung der Stadt Ottweiler.

Nach Beendigung der Zeremonie waren die Musikkapelle, die deutschen Gäste und die Bürger von St Rémy noch zu einem Empfang mit Umtrunk in den Salle George Brassens eingeladen. Der Kinderchor unter Leitung von Nathalie Desmarais sang ein eigens für den Anlass geschriebenes Lied, das von Freude und Frieden und die Freundschaft zwischen Ottweiler und St Rémy handelte und danach die Europahymne. Auf der Gitarre begleitet wurden die Kinder von Peter Knerner aus Ottweiler.

Dann erfolgten kurze Ansprachen der Bürgermeisterin Florence Plissonnier und des Ersten Beigeordneten Hans Peter Jochum (die französische Übersetzung wurde von der 2. Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins, Silke Nahtz, vorgelesen), die der Toten auf beiden Seiten gedachten und betonten wie wichtig Frieden insbesondere für die Zukunft der Kinder ist.

Der Heimat- und Kulturverein von St Rémy (l’Association St Rémy Patrimoine) mit seinem Vorsitzenden Michel Ravey hatte sich dann etwas Besonderes ausgedacht. Im Gedenken an die vielen Toten, die schrecklichen Gemetzel und die fürchterlichen Kämpfe setzten sie auf der Bühne Familienmitglieder in Szene, die Briefe von Angehörigen an der Front an ihre Familien daheim vorlasen. Michel Raveys vorgelesene Briefe schilderten das Leid und die Verzweiflung auf französischer Seite, der Brief von Peter Knerner das auf deutscher. Eine Frau las die von der Mutter daheim verfassten Briefe an die Söhne im Krieg, ihre Liebe, ihre Hoffnungen und ihre Ängste.

Sind die offiziellen Aufenthalte in St. Rémy sonst immer von Besichtigungen, Tanzvergnügen und sorglosen Erlebnissen geprägt, so gab es dieses Mal viele emotionale Momente. Das Eingebunden-Sein als Deutsche in die Zeremonien war eine besondere Ehre und zeigt wie wichtig Freundschaft, Verständnis und daraus folgend vor allem Frieden für die Menschen ist. Die Bemühungen und die Visionen von de Gaulle und Adenauer machten es möglich, dass ehemalige Erzfeinde heute in enger Beziehung miteinander eine harmonische und lebendige Städtepartnerschaft betreiben.

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