Es geht um unsere Heimat Wenn Häuser mehr als Wohnraum sind

Mainzweiler · Im über viele Jahre von Industrie geprägtem Kreis Neunkirchen finden sich nicht viele gut erhaltene/restaurierte ältere bäuerliche Anwesen. Umso erfreulicher, dass jetzt in Mainzweiler das Arbeiter-Bauernhaus der Familie Caroli mit einem Preis im Bauernhaus-Wettbewerb 2018 ausgezeichnet wurde. Vorgestellt wurde am Dienstag auch die neue saarländische Arbeiterhaus-Fibel.

 Rieke und Timo Caroli vor ihrem  ausgezeichneten  Arbeiter-Bauernhaus in der Hauptstraße des Ottweiler Stadtteiles Mainzweiler.

Rieke und Timo Caroli vor ihrem  ausgezeichneten  Arbeiter-Bauernhaus in der Hauptstraße des Ottweiler Stadtteiles Mainzweiler.

Foto: Andreas Engel

Die „Heimat“ liegt vielen Leuten am Herzen. „Heimat“ als Synonym für Geborgenheit, Zugehörigkeit, Familie, Freunde, Tradition und Geschichte. Zu diesem Heimatbegriff gehört auch die Pflege des baulichen Erbes in Form von Bauern- und Arbeiterhäusern, wie sie die Region prägten. Im Saarland wollen unter anderem das Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und das Institut für Landeskunde den Blick auf die historische Bausubstanz lenken. Als Vehikel dient dazu seit 1984 der saarländische Bauernhaus-Wettbewerb, der 2018 zum 18. Mal ausgelobt wurde.

Das Arbeiter-Bauernhaus von Rieke und Timo Caroli in Mainzweiler, 2006 von der Familie erworben, danach liebevoll und sachkundig restauriert, war am Dienstag Ziel eines ganzen Trosses von Leuten, denen die frühere Baukultur des „kleinen Mannes“ wichtig ist. An der Spitze Umwelt-Staatssekretär Roland Krämer. „Aller Ehren Wert“ sei das Engagement von Bauernhaus-Erhaltern wie den Carolis, sagte Krämer. Über das europäische Programm ELER (Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) sollen die dörflichen Strukturen gestärkt werden. Über ELER wurde die neue saarländische Arbeiterhausfibel des Umweltministeriums mitfinanziert, die den Besitzern solcher Häuser ein Leitfaden für stimmige Wiederherstellung, für Ansprechpartner und Fördermöglichkeiten sein soll.

Prof. Heinz Quasten und Delf Slotta vom Institut für Landeskunde sind seit vielen Jahren unermüdlich, um in den Menschen die Lust zu wecken, sich mit der Geschichte der Heimat zu beschäftigen. Die Bauern- und Arbeiterhäuser seien besonders geeignet, zu zeigen, wie das Leben im Dorf einst war und wie sich diese Werte ins Heute übertragen lassen. Der Landrat des Kreises Neunkirchen, Sören Meng, und der Ottweiler Bürgermeister Holger Schäfer (er freute sich über den Verhaspler des Staatssekretärs, der vom Landkreis Ottweiler sprach) waren sehr zufrieden, dass es wieder einen hiesigen Bauernhaus-Preisträger gibt. „Heimat darf nicht den Falschen überlassen werden“, sagte Meng und freute sich, dass beispielsweise mit dem Heiligenwalder Pingenpfad oder dem Welschbacher Wanderweg „Nach der Schicht“ die Vergangenheit erlebbar werde.

Warum das Haus Caroli ausgezeichnet wurde: Aus einem desolaten Anwesen wurde ein schmuckes kleines Bauernhaus. Die Fenster wurden nach alten Vorbildern nachgebaut, die Klappläden instand gesetzt, der Außenputz wurde in passender grau-hellbeiger Farbe ausgeführt. Das moderne Garagentor wurde durch ein Holz-Scheunentor mit einem waagerechten sichtbaren Balken als Abschluss ersetzt. Das Tor besteht aus senkrechten Brettern, deren Spalten mit schmalen Lättchen abgedeckt wurden, eine selten anzutreffende alte Technik. Abgerundet wird das Ensemble durch einen gepflasterten Hof mit großem Walnussbaum.

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