Brauchtumspflege bei der Mainzweiler Kirmes

Mainzweiler · Wenn über Pfingsten in Mainzweilers Straßen wieder die lauten Rufe „Wem es die Kerb?“ erschallen, kündigt sich im kleinsten Ottweiler Stadtteil eines der bedeutendsten Feste an, die „Maazwella Kerb“. Ortsvorsteher Udo Zägel erklärt die Tradition, die hinter dem Ablauf steht.

An Pfingstsamstag ist die Eröffnung um 19.30 Uhr. Schon um 18.30 Uhr gibt es eine Rundfahrt der Traktorfreunde. Am Sonntag geht es um 15 Uhr, am Montag um 11 Uhr los. Alteingesessene verbinden damit viele Erinnerungen, nicht nur an die bunten Kirmesstände, die Schießbuden sowie die verschiedenen Fahrgeschäfte, sondern auch an die seit vielen Generationen in Mainzweiler gepflegten Kirmesbräuche. Den "Borremäde" gehören die Mädchen des 7. und 8. Schuljahrganges an, diesmal aus den Jahrgängen 2002 und 2003. Schalen aus ausgeblasenen Eiern, die Tage zuvor bunt gefärbt wurden, reihen sie kunstvoll auf eine Schnur und schmücken damit die Dorfbrunnen. Mit einem Weidenkorb ziehen sie dann am Pfingstsonntag von Haus zu Haus und sammeln Geld.

In der Vergangenheit, als es im Ort noch viele Bauernbetriebe mit Hühnerhaltung gab, sammelte man vorwiegend Eier, die entweder unter den Teilnehmerinnen aufgeteilt oder den Schaustellern zum Verkauf angeboten wurden.

Die Tätigkeit der "Quakbuwe" beginnt mit dem Aussuchen von Birkensträußen, die am Pfingstsamstag im benachbarten Wald geschlagen, mit bunten Bändern und Luftballons geschmückt und an die Gastwirte verkauft werden. Der eigentliche Pfingstquak erinnert als alter Brauch unserer Vorfahren noch an die Beschwörung der Frühjahrsgeister. Die heutige ,,Quakgesellschaft" zieht am Pfingstsonntag nach Mitternacht mit allerhand Radaugeschirr wie Kläppern, Rasseln, Blechdeckeln, Trompeten und Trillerpfeifen durch Mainzweilers Straßen und beginnt mit dem ,,Quaken". Nach kurzer Nachtruhe heißt es dann wieder zeitig aufzustehen und in kleinen Gruppen den ,,Quaklohn" von den Hausbesitzern in Form von Geld einzusammeln.

Quakbuwe sind unterwegs

Die in diesem Jahr aus sechs Jungen bestehende Gruppe der ,,Quakbuwe" aus den Jahrgängen 2002 und 2003 wird von Kritsada Kaewamanee angeführt.

Die ,,Straußbuwe" scheinen aus dem ,,Pfingstquak" hervorgegangen zu sein, wobei bereits in den 30er Jahren ein Straußbub, auch als der "richtige Quak" bezeichnet, in Frack und Zylinder neben dem Kerwestrauß das Dorfgeschehen vom obersten Stockwerk eines Gasthauses in Form der ,,Kerweredd" vortrug.

In den 50er und 60er Jahren wurde die "Kerweredd" von den Straußbuwe, einer Gruppe von jungen Männern, geschrieben, die am Pfingstsonntag, zusammen mit den Straußmäde, einen großen Umzug veranstalteten. Vom Gasthaus Schulz aus zogen die Straußpaare, allen voran der Straußträger, mit einer geschmückten Birke als Kerwestrauß, gefolgt von einer Blaskapelle, durch den Ort. War der Zug dann wieder am Ausgangspunkt angekommen, wurde die ,,Kerweredd" verlesen und darin die Verfehlungen der Dorfbewohner herausgestellt.

In den 70er Jahren gab es zeitweise keine Straußumzüge mehr, doch dem ungebrochenen Interesse der Jugend und einiger Erwachsener ist es zu verdanken, dass seit 1981 regelmäßig Kirmes-umzüge stattfinden. Dabei zieht bereits am Kirmessamstag die 16- bis 20-jährige Straußjugend zur Kirmesankündigung durch den Ort. Nach alter Manier früherer Bekanntmachungen verkündet man dann mit der Dorfschelle: "Ihr Leit, ihr Leit mir wolle Eich saan, die Maazwella Kerb, die geht jetzt aan, trotz Awed en de Winderzeit, es alles grindlich vorbereit, was iwers Johr es so passsiert, han mir en de Kerweredd nodiert . . .".

Am Sonntagnachmittag findet dann der traditionelle Umzug der Straußjugend mit Verlesen der ,,Kerweredd" statt, was in diesem Jahr gegen 17 Uhr auf der Bühne am Festplatz vorgesehen ist. So darf man schon jetzt auf die Anekdoten gespannt sein.

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