Baustelle sorgt für lange Gesichter
Ottweiler · Die Asphaltarbeiten auf der B 41 in Ottweiler sind in vollem Gange. Der Verkehr hat sich auf die Umleitungen eingestellt, die Anlieger entlang der Straße sehnen sich ein Ende der Arbeiten herbei.
Zwei Männer in Orange stehen auf der Straße, eine große Baumaschine fährt im Schneckentempo um die Kurve und reinigt die Rinne zum Bürgersteig. Es ist ein zugiger wolkenverhangener Dienstagmorgen in der Ottweiler Bliesstraße, der B 41. Dort ist der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) dabei, die Durchgangsstraße neu zu asphaltieren. Lang erwarteter Schlusspunkt des Großprojekts "Durchstich Augasse" von der Illinger Straße zur B 41. Ein Projekt, das eigentlich schon lange beendet sein sollte, aber einige Verzögerungen erfahren hat.
Der Verkehr fließt in Richtung St. Wendel am Baufeld vorbei, die Straßendecke schimmert dunkel und frisch unter den Autoreifen. In Richtung Neunkirchen ist die B 41 gesperrt, nach den LfS-Planungen noch diese und kommende Woche. Die Baustelle zieht sich durch die ganze Stadt. An der Ampel, die den Verkehr aus dem St. Wendeler Land in die Linxweilerstraße umleitet, ist wenig los. Der Berufsverkehr in Richtung Neunkirchen oder Saarbrücken hat sich nach anderthalb Wochen Sperrung der Schlagader, die Ottweiler in zwei Teile spaltet, auf die Situation eingestellt.
"Der Verkehr fließt", bestätigt denn auch einer der Arbeiter. An der Shell-Tankstelle wären die Mitarbeiter um ein paar Stopps und Einbiegen auf ihr Gelände froh. "Es ist ganz tot", sagt Isabella Schäfer. Sie hat schon um 5 Uhr die Lichter im Shop angemacht, der erste Tankgast sei aber erst zwei Stunden später gekommen, sagt sie. Ein Kunde wirft ein: "Viele fahren übers Ostertal in Richtung Neunkirchen." Tote Hose auch ein paar Meter weiter bei der Konkurrenz von Esso. Der junge Mann an der Kasse: "Man merkt es extrem. 50 bis 75 Prozent der Kunden fehlen." Beide Tankstellen hoffen, dass die Straßenbaufirmen tatsächlich in den kommenden Tagen fertig werden.
Ein Wunsch, den auch das Café Gillen und der Drogeriemarkt "dm" ein paar Meter unterhalb teilen. "Sie sehen ja, verkehrstechnisch läuft es, aber bei uns ist nix los", sagt die Bäckerei-Verkäuferin mit Blick auf die Straße. Normal sei morgens in der Früh "die Hütte voll", jetzt haben sich gerade mal zwei Kunden in den großen Raum verirrt. Berthold Gillen, Seniorchef des Unternehmens, spricht von einer "permanenten Behinderung". Am Wochenende habe das Café 25 Prozent weniger Umsatz. Gleiches Bild bei "dm". Filialleiterin Elke Weiskircher: "Zufrieden sind wir natürlich nicht." Der Markt hat jetzt die Zufahrt von der Weylstraße, eigentlich nur für den Lieferverkehr gedacht, geöffnet, damit die Kunden leichter auf den Parkplatz kommen. "Wenn man Ottweiler Bürger hört, glaubt niemand, dass die Arbeiten jetzt bald fertig sind", sagt Weiskircher. Der Drogeriemarkt hat im Januar geöffnet, er lief nach den Worten der Chefin auch gut an. Jetzt retten sich die Mitarbeiter mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Bauarbeiten durch die Arbeitsstunden.
Klaus Kosok, Sprecher des LfS, ist indes zuversichtlich. Die Arbeiten der ersten Woche seien termingerecht abgeschlossen worden. In diese Woche sind die Firmen ebenfalls wie geplant gestartet. Also alles nach Plan. Kosok erläutert: "Die aktuellen Maßnahmen in der B 41 in Ottweiler gehen über die letzten drei Ferienwochen, bis zum 5. September. Die Asphaltdecke wird zwischen Seminarstraße und Saarbrücker Straße und zwischen Schlossstraße und Heerstraße erneuert. Auch die neue Augasse erhält ihre endgültige Asphaltdecke."
Das Einschneiden der rund 50 Induktionsschleifen (Kontaktschleifen zur Ampelregelung) an den Kreuzungen der B 41 erfolge im September. Verkehrsumleitungen werden dafür nicht mehr notwendig, betont der Sprecher. Die Sperrungen mitten durch Ottweiler erfordern einige Umwege, räumt Kosok ein. Während der ersten Tage der Umgewöhnung habe es Staus gegeben, zwischenzeitlich sei das besser geworden. Außerhalb der nachmittäglichen Verkehrsspitze von 16 bis 17 Uhr seien Staus weitestgehend vermieden.
Ein älterer Herr im Gillen-Café schüttelt zu der Baustelle vor der Tür den Kopf. "Das ist eine Katastrophe", meint er. Aber als ob es den Pessimismus zu vertreiben gelte, zieht schon bald der Himmel auf und die Sonne kommt wieder durch. Vielleicht ist die Großbaustelle ja tatsächlich übernächstes Wochenende fertig.
