Runder Geburststag Die Vielfalt der Kunst, im Sinne des Mentors

Ottweiler · Eine Ausstellung zum 30. Geburtstag der Malgruppe Klaus Krämer in Ottweiler ist zugleich ein Abschiedsgeschenk für Monika Welter.

 Der Ottweiler Künstler Klaus Krämer im Jahr 2012 in seiner Ausstellung im Stadtmuseum. Fünf Jahre nach seinem Tod hat seine Malgruppe nun noch einmal ausgestellt.

Der Ottweiler Künstler Klaus Krämer im Jahr 2012 in seiner Ausstellung im Stadtmuseum. Fünf Jahre nach seinem Tod hat seine Malgruppe nun noch einmal ausgestellt.

Foto: Andreas Engel

Gut möglich, dass mancher der Vernissage-Besucher ein Déjà-vu-Erlebnis hatte. Immerhin stand man just in dieser Runde vor fünf Jahren schon einmal an genau diesem Ort, um die Malgruppe Klaus Krämer und ihre Werke zu feiern. Eigentlich sollte die damalige Ausstellung anlässlich des 25-jährigen Bestehens die letzte sein, erinnerte Hausherr Holger Schäfer in seiner Willkommensansprache im Ottweiler Rathaus. War Klaus Krämer doch kurz zuvor verstorben. „Aber wie sie sehen, kam es anders.“

Was vor allem mit Monika Welter zu tun hat. Seit ihrer Gründung vor drei Jahrzehnten arbeitet die Malgruppe eng mit dem Kulturamt der Stadt Ottweiler im Allgemeinen und Monika Welter im Besonderen zusammen, unter anderem bei den jährlichen Künstlertreffs auf dem Tenschplatz. Nun tritt die städtische Angestellte ihren wohlverdienten Ruhestand an. Als Abschiedsgeschenk initiierte man auf ihren Wunsch hin eine letzte gemeinsame Ausstellung.

Diese veranschaulicht noch einmal, für welch große künstlerische Vielfalt die Gruppe steht. Irmgard Grundhöfer zeigt naturgetreue Tuschezeichnungen. Doris Bleimehr haben es heimische Singvögel angetan, die sie in Aquarell-Technik verewigt, Wolfgang Fell italienische Landschaften, in Öl festgehalten. Die Natur als Motiv wählen auch Ruth Schmidt und Sigrid Wälder, wobei die eine mit Aquarellfarben arbeitet, die andere mit Enkaustik effektvolle, farbintensive Bilder erschafft. Liane Schöpfer schließlich begeistert einmal mehr ihren filigranen Studien heimischer Bäume, etwa einer Robinie am Wingertsweiher.

Landschaften in Öl gespachtelt, stellt Hiltrud Pause zur Verfügung. Die 85-Jährige weiß noch gut, wie sie zur Malgruppe stieß. „Ich hatte meine Mutter zwei Jahre bis zu ihrem Tod gepflegt“, ihr Vater starb kurz danach. „Da war ein Loch“, umschreibt Hiltrud Pause ihren damaligen Seelenzustand. Ihre Pfarrerin überredete sie, mal mit ins Krankenhaus zu gehen. Seitdem war die dreifache Mutter als Grüne Dame tätig. Zeitgleich schloss sich die Ottweilerin den Hobbykünstlern um Klaus Krämer an. „Mit meinem Mann bin ich damals viel gereist.“ Oft blieb sie in Museen vor Gemälden stehen und dachte: „So möchte ich auch gern arbeiten können.“ In Krämer fand sie einen geduldigen, kompetenten Lehrer. Anfangs galt es, profane Alltagsgegenstände wie Streichholzschachteln aufs Papier zu bringen. „Wenn du morgens am Frühstückstisch sitzt, malst du die Tasse“, ermunterte er Hiltrud Pause beispielsweise. Themen wie Licht und Schatten folgten, Höhepunkte waren gemeinsame Aktivitäten wie die Studienreise nach Nizza, um auf den Spuren der Impressionisten zu wandeln.

„Es hat mir viel Freude gemacht“, auch heute noch greift Hiltrud Pause regelmäßig zum Pinsel. Die Malerei gehört längst zu ihrem Leben und hat sie ein Stück weit verändert: „Man guckt ganz anders.“

Bürgermeister Schäfer dankte der ganzen Gruppe für ihr Engagement. „Ich bin sehr froh, dass Menschen ihre Talente entwickeln und sie nicht nur zu ihrem Vergnügen, sondern auch zum Nutzen der Gemeinschaft einsetzen.“ Ein Dankeschön gebührt nicht zuletzt Rawand Zaza. Der junge Mann, der mit seiner Familie aus Damaskus flüchten musste, bereicherte die Feierstunde mit Musikstücken auf dem Keyboard.

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