Auftakt mit drei Uraufführungen

Ottweiler · Die Internationale Akkordeonwoche gibt es seit 30 Jahren. Auch in diesem Jahr treffen sich hochkarätige Dozenten mit Teilnehmern aus der ganzen Welt. Diesmal sind es so viele wie noch nie, nämlich 41. Angereist sind sie aus elf Nationen.

 Geir Draugsvoll begeisterte alle Anwesenden bei der Akkordeon Night im Konzertsaal der Landesmusikakademie. Foto: Andreas Engel

Geir Draugsvoll begeisterte alle Anwesenden bei der Akkordeon Night im Konzertsaal der Landesmusikakademie. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Staffan Mossenmark sitzt in der letzten Reihe und genießt. Sein Körper wippt rhythmisch mit, im Gesicht ein entspanntes Lächeln. Eigentlich ist der schwedische Tonkünstler ein Macher, einer, der in aller Welt Konzerte für Harley Davidson Motorräder inszeniert oder Eis-Lieferwagen oder Motorschlitten und am 1. Juni 2002 mal eben den ersten handyfreien Tag ausgerufen hat. Hier, im Konzertsaal der Landesmusikakademie, ist Mossenmark passiver Gast. Und glücklich. Schließlich erlebt er gemeinsam mit den anderen Besuchern der Akkordeon Night gerade die Uraufführung seines 2015 komponierten Stückes "New Work". Virtuos und mit großer Sensibilität wird es von Geir Draugsvoll interpretiert, den Mossenmark anschließend auf der mit Sonnenblumen geschmückten Bühne umarmt - großes Kino.

"Hier stimmt der Slogan: Großes beginnt im Kleinen", sinniert Martin Sieren nach dem ersten von drei Konzertblöcken. Als akkordeonaffine Familie, in der jeder das vielseitige, oft sträflich unterschätzte Instrument beherrscht, ist dieses traditionelle Eröffnungskonzert der Dozenten für die Sierens quasi ein Pflichttermin. Seit 1985 gibt es die Internationale Akkordeonwoche - mit einer deutschlandweit einmaligen Konzeption: Auf der einen Seite versteht man es, hochkarätige Dozenten mit internationalem Renommee wie Draugsvoll, Mie Miki oder Stefan Hussong zu gewinnen. Auf der anderen Seite werden nur Teilnehmer zugelassen, die über gewisse Fertigkeiten in Bezug auf Spieltechnik und Sprache verfügen. Einer der jüngsten Seminaristen war vor zwei Jahren David Roth. Jetzt ist das Ottweiler Talent 18 und wieder dabei. "Man lernt immer was dazu", argumentiert der Bundessieger von Jugend musiziert 2014. "Das Niveau ist sehr hoch."

Charme hat natürlich auch die Gruppe selbst. 41 Teilnehmer (so viele wie noch nie) aus elf Nationen sind zum Beispiel aus China oder Norwegen angereist. "Einen Tag zu früh kam ein Student aus Bulgarien - nach 50 Stunden Anfahrtszeit", erzählt Organisatorin Kerstin Bludau-Weitzel vom gastgebenden Saarländischen Akkordeon Verband. Nach der erfolglosen Suche nach einem Hotelplatz hatte ihn ein netter Mensch zur Akademie mitgenommen. "Zum Glück waren wir schon vor Ort, da konnte er hier übernachten."

Attraktiv ist für die Teilnehmer nicht zuletzt die Möglichkeit, Kurse individuell zusammenzustellen. Neun Kombinationen aus Meister- und Kammermusikkurs, Gehör- und Improvisationskurs und dem Kurs "Pädagogische Perspektiven" gibt es. Finanziert wird das ambitionierte Projekt einerseits durch den Verband und Sponsoren, anderseits durch Teilnahmegebühren und - den Idealismus der Dozenten . "Sie arbeiten hier alle zum Freundschaftspreis", verrät Kerstin Bludau-Weitzel. Dass es eine anstrengende Woche wird, darf man annehmen. "Ich übe hier viel mehr als zu Hause. Und viel konzentrierter", weiß David Roth. Klingt stressig. Ist es aber nicht, betont der junge Musiker, "sondern schön".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort