Tag der Berufe Praktisches Werben um Nachwuchs

Ottweiler · Tag der Berufe an der Anton-Hansen-Schule Ottweiler. Auf Tuchfühlung mit Ausbildungsbetrieben.

 Vom Restaurant-Alltag berichtete Annalena Meyer, Auszubildende Seezeitlodge. Hier Servietten falten.

Vom Restaurant-Alltag berichtete Annalena Meyer, Auszubildende Seezeitlodge. Hier Servietten falten.

Foto: Katja Strauß

Lieber auf Verbrecherjagd gehen oder in einer Sterneküche Amuse gueule kreieren? Antworten auf diese Frage fanden die Acht- und Neuntklässler der Anton-Hansen-Schule (AHS) beim „Tag der Berufe“. Dieser findet alle zwei Jahre an der Ottweiler Gemeinschaftsschule statt. In zwei zweistündigen Blöcken gaben die Sparkasse Neunkirchen, dm Drogeriemarkt, die Marienhaus-Unternehmensgruppe sowie die am Bostalsee situierte „Seezeitlodge Hotel & Spa“ Einblicke in die jeweiligen Ausbildungsmöglichkeiten, wie die Schule weiter mitteilt.

„Hat jetzt schon jemand Lust, zu uns zu kommen?“, fragt Ausbilderin Jule Horsch von der Seezeitlodge forsch in die Runde. Vornehme Zurückhaltung seitens der Schüler. Der gut produzierte Imagefilm hat Eindruck gemacht. „Ich hätte Lust!“, bricht Deutsch- und Gesellschaftswissenschafts-Lehrer Marco Kolling das Schweigen und erntet allseitiges Lachen. Die Seezeitlodge, ein Familienunternehmen – und „gerade einmal eine halbe Stunde von Ottweiler entfernt“, wie Horsch betont – gibt es erst seit 2017. „Wir sind sehr luxuriös, haben ein Vier-Sterne-Wellnesshotel und wir sind sehr jung“, betont Horsch, bevor sie anhand ihrer Präsentation zusammen mit ihrer Kollegin, der Auszubildenden Annalena Meyer (17), die Ausbildungsberufe (Hotelfach, Restaurantfach, Köche, Hauswirtschaft) erläutert. Danach wird’s praktisch. Annalena Meyer unterweist die Teilnehmenden in der Kunst des Serviettenfaltens. Unterdessen instruiert ihre Vorgesetzte Horsch die Schüler in der Warenkunde. Am Nachbartisch wird Maniküre eingeübt.

 Die Marienhaus-Gruppe informierte beim Tag der Berufe an der Anton-Hansen-Schule Foto: Katja Strauß

Die Marienhaus-Gruppe informierte beim Tag der Berufe an der Anton-Hansen-Schule Foto: Katja Strauß

Foto: Katja Strauß

Auch in der dm-Gruppe geht es um Wellness. Diana Dimitrijević, Leiterin der Saarbrücker dm-Filiale in der Bahnhofstraße, stellt zunächst zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Iris Beimani die Firma vor. „Ich kann hier für jedes Unternehmen sprechen: Fehltage und Blaumachen kommen nicht gut an“, bläut sie den Versammelten ein und stellt weiter klar: „Ihr braucht für die Drogisten-Ausbildung einen Mittleren Bildungsabschluss oder einen sehr, sehr guten Hauptschulabschluss.“ Nachdem geklärt ist, dass es auch Männer gibt, die sich schminken und manche der anwesenden Schülerinnen sich freimütig bei Mama bedienen, ohne zu wissen, was sie da eigentlich benutzen, stellen die Schüler und Schülerinnen in Gruppen eigens mit Hausmitteln Masken für verschiedene Hauttypen her. „Ein Praktikum kann man jederzeit bei uns machen, meldet euch“, verabschieden sich die beiden dm-Mitarbeiterinnen.

In der Pause haben die Schüler Zeit zum Verschnaufen und zum Austausch. Einen Ausbildungsplatz bei der Sparkasse zu ergattern, erscheint schwer, ein duales Studium fast schon illusorisch, so der Tenor. Hingegen sind die Chancen im sozialen Bereich vergleichsweise gut, zum Beispiel in der Pflegeassistenz, wie Gerd H. Beyer von der Marienhaus-Unternehmensgruppe betont. Auch seine Kollegin Natascha Schirra vom Schwesternverband macht den Schülern Mut für eine Bewerbung mit einem HSA. Gleichzeitig räumt sie mit einem populären Vorurteil auf. Nämlich, dass Angestellte im Pflegebereich schlechter verdienen als andere Berufsgruppen. „Pflegen ist zwar ein harter Job, der viel abverlangt und der noch besser bezahlt werden sollte, aber wer ihn macht, bekommt sehr viel Herzlichkeit zurück. Das ist ganz besonders“, betont Schirra.

Jason (15) hat seine Jobwahl getroffen: „Ich war mir schon als Kind sicher, dass ich Polizist werde. Es ist ja so ein Traum von jedem kleinen Jungen, Verbrechen aufzuklären“, erläutert er, während Einstellungsberater Elmar Schleder von der Bundespolizei seinen Gruppen eine Lektion in Sachen Staatskunde, Zuständigkeiten von Landes- und Bundespolizei erteilt. „Bei uns kann man mit dem MBA in den mittleren Dienst einsteigen und dann relativ einfach in den gehobenen Dienst wechseln. So habe ich das auch gemacht“, erklärt Schleder.

Auch Gebietsrecruiterin Eileen Leichner (29) von Deichmann hat in ihrem Unternehmen Karriere gemacht. Nach ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel, leitete sie zunächst die Deichmann-Filiale in Lebach – heute ist sie für Deichmann als Referentin im Südwesten unterwegs und für die Bewerbungsprozesse zuständig. Leichner zeigt, wie professioneller Kundenkontakt funktioniert. Eine kleine Überraschung hat die gelernte Industriekauffrau Carmen Hähn (41) auf Lager: „Wir haben heute ein paar talentierte Frauen ausgemacht. Die Mädels sind in der Montage sehr geschickt“, erläutert die Fissler-Angestellte. Gerade einmal 20 Minuten von Ottweiler entfernt produziert Fissler in Hoppstäden-Weiersbach Pfannen, (Schnellkoch-)Töpfe, Bräter und Woks. Mit zum anwesenden Fissler-Team gehört auch Felix Bill. Der 17-jährige ist angehender Industriemechaniker. Er verrät: „Beim Vorstellungsgespräch ist das Auftreten sehr wichtig.“

„Ich finde es gut, dass die Unternehmen so viele praktische Übungen anbieten – angepasst an die Schüler und die Praxis“, resümiert Lisa Schuler. Mit ihrer Kollegin Ina Schindler ist sie an der Schule für die Berufsorientierung zuständig.

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