Mit dem Mofa nach Schweden 1711 Kilometer mit dem Mofa nach Schweden

Mainzweiler · Von Mainzweiler nach Jönköping mit 1,5 PS unterm Hintern: Diesen Traum hat sich Tobias Staub erfüllt – gemeinsam mit seiner Frau.

 Fährt selbst gerne Motorrad (wenn auch nur auf dem Sozius): Annegret Kramp-Karrenbauer empfing Tobias in Berlin.

Fährt selbst gerne Motorrad (wenn auch nur auf dem Sozius): Annegret Kramp-Karrenbauer empfing Tobias in Berlin.

Foto: Tobias Staub

Das Reiseziel fest vor Augen setzt Tobias Staub sich auf sein Mofa. Auf an die Nordsee, ein junger Mann und seine Herkules M5, Baujahr 1976. Tschüss, Mainzweiler, ich bin dann mal weg, lautet die Devise. Und so knattert er los, dem Meer entgegen – und endet mit Motorschaden in Winterbach, keine zwölf Kilometer entfernt. Aus der Traum, vorerst. Denn die Idee, mit dem Mofa eine lange Reise zu unternehmen, ließ den damals 18-Jährigen nicht mehr los. Es sollte allerdings neun Jahre dauern, bis dieser Traum endlich in die Tat umgesetzt wurde.

Am 22. Mai setzte sich Tobias wieder aufs Mofa, das gleiche, das ihn damals in Winterbach im Stich ließ, packte Zelt, ein paar Klamotten, Gaskocher und Zahnbürste in den Hänger, und trat erneut eine große Reise an. Sein Ziel dieses Mal: Jönköping in Schweden. 1711 Kilometer Land- und Nebenstraßen lagen vor ihm und seinem 1,5-PS-starken Untersatz, der es mit seinen 49 Kubik auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde bringt. Aber wie kommt man auf Jönköping? „Das Ziel hat sich zufällig ergeben. Ursprünglich wollten wir bis nach Russland, hatten sogar schon die Visa“, sagt Tobias. Wir, weil seine Frau Laura – die vor ihrer Hochzeit noch Blatter hieß und als Redakteurin bei der SZ arbeitete – ihn begleitete. Allerdings erst ab Berlin. Aber zurück zum Ziel: Dazu kam es, weil Tobias auf einer Probefahrt der Sprit ausging. Ein Fremder bat ihm Hilfe an, man kam ins Gespräch, Tobias erzählte von seiner Idee, der Sprit-Spender fand die klasse, erzählte von seinem Ferienhaus in Schweden, aus Fremden wurden Freunde, und so hieß das Ziel plötzlich Schweden.

„Ich habe mir im Vorfeld einen Plan gemacht, wann ich wo übernachte. Den habe ich dann nach einem Tag über Bord geworfen, weil immer etwas passiert ist“, erzählt Tobias, der als Beamter im öffentlichen Dienst arbeitet. Und fängt an zu erzählen, wie sein Schutzblechhalter brach und er zufällig bei Erfurt an einer Simson-Fabrik vorbei fuhr, wo sich gerade eine Horde Schwalbe-Fahrer einfand, die zu einem Simson-Treff wollten. „Zwischen den Marken Simson und Herkules besteht ja nicht gerade Freundschaft. Aber als ich da ankam haben die mir gleich geholfen und mich mit zum Treff genommen, wo ich mit offenen Armen empfangen wurde.“ Und dann war da noch der Vatertag, an dem Tobias eine Gruppe junger Wanderer getroffen hat, mit denen dann gefeiert wurde. „Aufgewacht bin ich am nächsten Tag in irgendeiner Wohnung“, erinnert sich Tobias wage und lacht. „Übernachtet wurde sonst im Zelt oder bei Bekannten.“

Prominenz traf er auch, zum Beispiel Annegret Kramp-Karrenbauer, mit der er in Berlin ins Gespräch kam. „Sie ist Motorrad-Fan, aber so viel ich weiß, fährt sie eher mit statt selbst“, sagt Tobi. Ebenfalls in Berlin kam Moderator Klaas Heufer-Umlauf vorm Brandenburger Tor auf ihn zu, um ihn gleich mal zu interviewen.

Das schönste Treffen gab es auch in Berlin, denn ab dort reiste Tobias’ Frau Laura mit ihm. Natürlich auch auf dem Mofa, obwohl das sonst nicht ihr Ding ist. „Ich bin kurz vor der Reise zum ersten Mal gefahren. Tobias hat sich auf diese Reise so gefreut und sich so lange darauf vorbereitet. Also habe ich gesagt: Ich mache mit“, sagt Laura. Und so rollten die beiden in gemütlichem Tempo Richtung Schweden, landeten mal aus Versehen auf einem Campingplatz für Nudisten – „Wir haben den Begriff ’naturbelassen’ irgendwie falsch interpretiert“ –, angelten Hechte, die am See gegrillt wurden, lernten Land und Leute kennen und hatten jede Menge Spaß. Vor allem, weil das Wetter mitspielte. „45 Minuten Regen in fünf Wochen. Wir hatten echt Sonne“, sagt Tobias.

 Angekommen: Nach 24 Tagen erreichte Tobias Staub sein Ziel im schwedischen Jönköping. Seine Frau Laura hat ihn von Berlin aus begleitet, wie Tobias auf einer Herkules M5, Baujahr 1976.

Angekommen: Nach 24 Tagen erreichte Tobias Staub sein Ziel im schwedischen Jönköping. Seine Frau Laura hat ihn von Berlin aus begleitet, wie Tobias auf einer Herkules M5, Baujahr 1976.

Foto: Tobias Staub
 Grüße aus Schweden nach Mainzweiler: Laura und Tobias Staub mit ihren treuen Vehikeln. „Diese Tour würden wir auf jeden Fall wieder machen“, sagen beide.

Grüße aus Schweden nach Mainzweiler: Laura und Tobias Staub mit ihren treuen Vehikeln. „Diese Tour würden wir auf jeden Fall wieder machen“, sagen beide.

Foto: Tobias Staub
 Lächeln, bitte: Am Checkpoint Charly, wo Touris sonst für ein Foto zahlen müssen, fragten die Schauspieler Tobias, ob sie ein Foto mit ihm machen dürfen.

Lächeln, bitte: Am Checkpoint Charly, wo Touris sonst für ein Foto zahlen müssen, fragten die Schauspieler Tobias, ob sie ein Foto mit ihm machen dürfen.

Foto: Tobias Staub
 Moderator Klaas Heufer-Umlauf krallte sich den Mofa-Touristen aus dem Saarland gleich mal für ein Fernseh-Interview.

Moderator Klaas Heufer-Umlauf krallte sich den Mofa-Touristen aus dem Saarland gleich mal für ein Fernseh-Interview.

Foto: Tobias Staub
 Ein Mann und seine Maschine - Born Tobi wild: Tobias Staub auf seiner Herkules, mit der er sogar auf einem Simson/Schwalbe-Treff, eigentlich ja Mofa-Feinde, gern gesehener Gast war.

Ein Mann und seine Maschine - Born Tobi wild: Tobias Staub auf seiner Herkules, mit der er sogar auf einem Simson/Schwalbe-Treff, eigentlich ja Mofa-Feinde, gern gesehener Gast war.

Foto: Tobias Staub

Am 14.Juni kamen sie in Jönköping an. „Diese Tour würden wir auf jeden Fall wieder machen. Das waren intensive Wochen, die wir so bisher noch in keinem Urlaub erlebt haben“, sagen beide.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort