Grandios! Das Beste, was die Fastnacht bietet

Neunkirchen · NKA-Sitzung: Geballte Karnevalskunst auf der Bühne der Gebläsehalle. Musik, Tanz, Komik – und ein neuer Senator.

 Die Zuschauer freuten sich sich über exotische Tanzeinlagen der Daaler Mädche.

Die Zuschauer freuten sich sich über exotische Tanzeinlagen der Daaler Mädche.

Foto: Jörg Jacobi

Als hätte es dieser Ermahnung bedurft. „Versagt den Narren den Beifall nicht“, hatte der Präsident des Neunkircher Karnevals-Ausschusses, Karl Albert, zu Beginn einer fulminanten Sitzung die proppenvolle Narrhalla, alias Gebläsehalle, gebeten. Nicht enden wollender Applaus, immer wieder stehende Ovationen und jede Menge „Uiuiuiuius“ hatte die Menge für die mit 30 Programmpunkten bis in die (fast) frühen Morgenstunden andauernde Sitzung mit dem Best-off der acht Mitgliedsvereine parat.

Schon vorm Start ins Programm herrschte helle Aufregung bei den Verantwortlichen, denn kein Geringerer als Ihre Majestät, der König vom Saarland, wurde erwartet. Forschen Schrittes und immer ein nettes Wort für die Untertanen parat, der unauffällige Bodyguard wachen Auges voran, nahmen Tobias Hans und seine Königin Tanja Platz am Tisch der Stadthonoratioren, begleitet von den Klängen der Unterhaltungskapelle Klaus Kartes („Cordula Grün“, was sonst?). Das ernste Gesicht des kleinen Trommlers des Fanfarenzugs der Roten Funken sprach Bände – man war sich der Bedeutung der Stunde bewusst. Auf den „Naturfanfarenzug, den es so fast nicht mehr gibt“ (Albert), folgte der imposante Einmarsch mit Funkengardisten, Garden und Elferrat und Senatoren mit den närrischen Regenten Frank I. und Alexandra II. an der Spitze. Kein Millimeter mehr frei auf der Bühne. Und doch mussten alle etwas zusammenrücken, denn nun kam, was für die ganze Aufregung verantwortlich war. Der Leibwächter schärfte den Blick, der Präsident kündigte an: „Ich habe eine Pflicht, die ich sehr gerne erfülle.“ Und just am Tag seines Einjährigen wurde dem saarländischen Ministerpräsidenten die Ehre zuteil, neuer Senator in der Runde der NKA-Senatoren zu werden. Der hatte, wie Albert verriet, sogar eine Einladung nach Mainz für die Verleihung der Ordenskette in Neunkirchen ausgeschlagen. „Ich hann‘s gepackt no all den Joor, bin NKA-Senator woor“, freute der sich. Kein Wunder, denn es „gebt nix Schöneres auf Erden, als NKA-Senator zu werden“. Schließlich sind „in Neinkerje die beschde Faasebooze“. Dass das so ist, unterstrich die launige Rede des Prinzenpaares, dem dafür – Abmarsch aller anderen – mit dem Tanz der Tillgarde der Eulenspiegel gedankt wurde.

Feurige Brasilianerinnen alias die Dancing Diamonds der Daaler, dann Bühne frei für eines der abendlichen Highlights. Standing Ovations und viel Lob vom NKA-Präsidenten für die aktrobatische, quirlige Tanzdarbietung von Aktivenmariechen Louisa Klär vom KUV Wiebelskirchen. Die Riege der Büttenredner eröffnete De Tulpenheini vom KKW, der erzählte von seiner Hobbit-Frau und dem missverständlichen Gebrauch eines Deo-Rollers, „wie bleed“. Da musste sogar der Leibwächter schmunzeln.

Den Reigen der Schautänze, die es an diesem Abend gab, setzte die gemischte Garde der Plätsch fort – erstes Beispiel auch dafür, dass immer mehr Männer in der einst fast reinen Frauendomäne zu finden sind. Es ging nach Russland. Mit den Katastrophonikern dann die erste von drei Mitmach- und Schunkelpausen in einem gut komponierten Programm. Nach den Light an Dance Majorettes dann Michael Schley, alias der Stadtschreiber von den Roten Funken, der in seiner pointierten Rede das Schwanendrama auf dem Furpacher Weiher ebenso abhandelte wie OB Frieds mögliche Filmkarriere nach Eintritt in den Ruhestand, die damit einhergehende OB-Wahl im Mai und natürlich die Saarländer, die – so oder so – bald die Republik führen könnten. „Den deutschen Staat wir dann lenken, wenn wir vor dem Reichstag schwenken.“ Die Geschichte ihres Namensgebers Till Eulenspiegel erzählten tänzerisch die Schautänzer des Furpacher Jubiläumsvereins. Sieben Männer und acht Frauen – das sind die in ihrer Art einmaligen Funkengardisten. Ebenfalls einmalig, nämlich wettbewerbserfahren gut: die Aktivengarde des KUV, elf synchrone Damen mit Gewähr fürs Siegertreppchen bei Meisterschaften. Wenn Albert ankündigt: „In jedem Mann steckt etwas Gutes und wenn es e Küchemesser iss“, ist klar, wer kommt: Die Friedhofsweiber, der weibliche Elferrat der Hangarder Brunnebutzer, ein Highlight der jährlichen Sitzung. Stimmungslieder mit Eva-Maria Forster, Zwei-Mariechen-Tanz mit Sophie Greif und Annabelle Aumann (Eulenspiegel) und es kommt: das erste und preisgekrönte Männerballett des Abends: „Das kleine 1x1 zum perfekten Biss“ lehren die Vampire mit dem knackigen Vizepräsidenten des KUV Olaf Klär als Graf Dracula. Einfach nur schaurig-schön, mit der sonoren Stimme von Reiner Setz aus dem Off. Mit den Daalern wird „Jumnajii, das Spiel des Dschungels“ gespielt, Tinnitus (KKW) lässt klatschen und schunkeln, ganz, wie sie dies auch in diesem Jahr bei der saarländischen Narrenschau bewiesen, bevor der nächste Gardetanz-Höhepunkt naht: die Aktivengarde der Roten Funken. Zwei unter den 15 Frauen (ergänzt von drei Männern) durften ebenfalls bei der Narrenschau dabei sein, in der Saarlandgarde.

Was Albert schwärmen lässt: Ein Tanz mit Gardemädchen aus allen acht NKA-Vereinen, das wäre doch mal was. Vielleicht ja nächstes Jahr. Nun ging es erst mal mit „Vollgas dabei“ mit dem Daaler Männerballett weiter, ein weiterer Beweis dafür, was Männerballette inzwischen Grandioses leisten.

 Der hoch gewachsene Ministerpräsident Tobias Hans bekam vom NKA-Präsidenten Karl Albert  Orden und Narrenkappe von einer Leiter aus umgehängt und aufgesetzt.

Der hoch gewachsene Ministerpräsident Tobias Hans bekam vom NKA-Präsidenten Karl Albert  Orden und Narrenkappe von einer Leiter aus umgehängt und aufgesetzt.

Foto: Jörg Jacobi

Das zeigte auch der sicherlich unter allen farbenfrohen Darbietungen des Abends originellste Schautanz: „Nachts am Kühlschrank“ des KUV. Als Lara Croft kam Eulalia Radebrecher (KKW), alias Melanie Ruffing, die ganze Rede eine stehende Ovation, so viel Spaß hatte das Publikum. Komisch, pointiert, originell - ein Vortrag mit viel Wahrheit drin: „mir misse nedd so viel schaffe wie die Männer, weil mir es gleich richdisch mache“. Die Geschichte der Disney-Figuren erzählte die KKW, Es Friedche (Saskia Schweitzer, KUV) überlegt zur OB-Wahl anzutreten, der Aktivenschautanz der Roten Funken gibt Einblick in die Fastnachtsfabrik, bevor gegen 1.30 Uhr Tinnitus beim nimmermüden Publikum noch einmal Stimmung macht. Der Höhepunkt der Neunkircher Saalfastnacht ist vorbei. Neinkerje Heijo!!!

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