Bliestage Neunkirchen Mittags zu heiß, abends dafür feurig

Neunkirchen · Erst zu vorgerückter Stunde lockte es die Besucher aufs Neunkircher Stadtfest – dann konnte dieses aber überzeugen.

 Volle Ränge auf den Bliesterrassen, als die Feuershow von „Les enfants du feu“ in der Dunkelheit für eine ganz besondere Stimmung bei den Neunkircher Bliestagen sorgte.

Volle Ränge auf den Bliesterrassen, als die Feuershow von „Les enfants du feu“ in der Dunkelheit für eine ganz besondere Stimmung bei den Neunkircher Bliestagen sorgte.

Foto: Thomas Seeber

Es ist ja einfach so: Ein Fest im Freien steht und fällt mit dem Wetter. Regnet es, ist es blöd. Brutzelt die Sonne aber derart, dass der Asphalt zu schmelzen droht, ist das sogar noch blöder. Aber: Man steckt nun mal nicht drin, im Wetter. Muss es nehmen, wie es kommt. Das ist auch bei der zweiten Auflage der Bliestage so, die sicher als eines der heißesten Stadtfeste in die Geschichte der Kreisstadt eingehen werden. Und so sind die Stände und Plätze in den Mittagsstunden auch größtenteils verwaist.

Als die Stadtkapelle am Sonntag, zu bester Erbsensuppenzeit, auf dem Stummplatz „Bridge over troubled water“ anstimmt, braucht es nicht viel Fantasie, um sich auf eine Brücke über stürmiger See zu wünschen, die allerdings nirgendwo zu finden ist. Abkühlung indes gibt es allerlei. Klar, allen voran die, die die Körpertemperatur von Innen ein paar Grade runterschraubt. Aber warum nicht mal selbst in einen Ventilator springen, oder sagen wir besser: darin „Platz nehmen“? Der nennt sich „Jumper“, steht auf dem Lübbener Platz, und bringt die Leute, die mitfahren, in schöner Regelmäßigkeit zum Schreien. Vor Vergnügen, und weil endlich, endlich eine kühle Brise um die Nase schwirrt. Den 300 Enten, die am Sonntagmittag fürs große Entenrennen den beherzten Sprung in die Blies wagen, schließt sich gottlob niemand an. Denn obwohl die Blies an den Terrassen, anders als im Vorjahr, nicht mit hässlichen Gittern abgesperrt ist, purzelt niemand in den knietiefen, lauwarmen, hin und wieder leicht müffelnden Fluss hinein.  

Nicht mal am Samstagabend, als es bei der Feuershow von „les enfants du feu“ am Nordufer der Bliesterrassen kein Durchkommen mehr gibt. Die Akteure selbst stehen auf der Bühne des Südufers – wo es leider noch recht viele Absperrungen gibt – und sorgen für tolle Atmosphäre und gute Stimmung auf den Rängen gegenüber. Das Konzept geht auf. Für einen kleinen Dämpfer sorgt manche Preispolitik in Sachen Caipirinha. Der wird an den Terrasen zwar für fünf Euro angeboten, verlangt werden aber sieben. Begründung: „Die Schilder sind noch vom letzten Jahr.“ Zwar sind die Preise vom Vorjahr, aber die Besucher nicht von Vorgestern. Und so wird nicht selten auf den Fünfer beharrt oder der Anbieter gewechselt. Es gibt davon ja reichlich.

Gute Stimmung herrscht generell in den Abendstunden, als es die Menschen vor die Tür und laut Neunkircher Kulturgesellschaft über die drei Tage zu „Zehntausenden“ in die Innenstadt lockt. Dort lässt es sich auch ja aushalten. Sei es am Samstagabend auf dem Unteren Markt, wo sich rund um den Boxring viele Zuschauer versammeln, um den Neunkircher Boxmeisterschaften beizuwohnen. Oder auf dem Stummplatz, wo, wie es sich gehört, Vereine wie Daaler, Plätsch und Rote Funken dafür sorgen, dass niemand lange durstig bleibt. Dazu darf getanzt, geklatscht oder einfach nur gesproocht werden. „Es gab ab und an tatsächlich mal wieder so etwas wie Gedränge“, freut sich Kulturamtschef Markus Müller am Sonntag. Eine der Herausforderungen fürs kommende Jahr wird sicher sein, die Leute auch etwas mehr in die Seitenstraßen zu locken, wo unter anderem die M-Lounge mit dem Motto „We don’t tolerate bordom“ mit Cocktails samt frischem Obst ihren Teil dazu beiträgt, dass keine Langeweile (engl. bordom) aufkommt.

Klar, es ist noch Luft nach oben, aber nach der halbgaren Bliestage-Premiere im Vorjahr hat man in diesem Jahr einen großen Sprung nach vorne gemacht. Das sieht auch Markus Müller so: „Die Erdung des Stadtfestes war ein erster Schritt in die richtige Richtung. Alles in allem wurden die Bliestage gut angenommen und es herrschte durchweg eine gute Atmosphäre.“ Auch sei es nicht zu nennenswerten Auseinandersetzungen gekommen. Fürs nächste Jahr kündigt Müller bereits an, die Vereine und Gruppen – „die DNA des Fests“ – noch stärker einzubinden, und für die Jugend wieder eine eigene Bühne zu stellen.

 In der Lindenallee lockte eine kulinarische Versuchung neben der anderen. Kein Wunder, dass dort in den Abendstunden viel los war.

In der Lindenallee lockte eine kulinarische Versuchung neben der anderen. Kein Wunder, dass dort in den Abendstunden viel los war.

Foto: Thomas Seeber
 Bei kühlen Getränken und guter Musik hatten sie ihren Spaß auf den Bliestagen: (v.l) Festbesucher Virginia Teschner, Sascha Schäfer und Jeniffer John.

Bei kühlen Getränken und guter Musik hatten sie ihren Spaß auf den Bliestagen: (v.l) Festbesucher Virginia Teschner, Sascha Schäfer und Jeniffer John.

Foto: Thomas Seeber
 Erfrischung fanden die Enten, die das DLRG ins Wasser der Blies ließ. 

Erfrischung fanden die Enten, die das DLRG ins Wasser der Blies ließ. 

Foto: Thomas Seeber

Aber wo war eigentlich das Riesenrad, werden sich einige gefragt haben. Das stand eingepackt auf dem Eisweiher, weil der Betreiber kurz vorm Aufbau einen Krankheitsfall zu beklagen hatte.

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