Zoo Neunkirchen Sie können zusammen nicht kommen . . .

Neunkirchen · Im Storchengehege im Neunkircher Zoo ist dicke Luft. Der Storchenmann lässt die Storchenfrau im Horst alleine sitzen und kommt nicht hoch.

Im Gehege ist der Storchenmann (links) hinter der Storchendame her. Auf den Horst allerdings, da will er ihr bislang nicht folgen. Am Boden ist dann die Storchenfrau (rechts) gerne mal auf der Flucht, siehe Foto.  

Im Gehege ist der Storchenmann (links) hinter der Storchendame her. Auf den Horst allerdings, da will er ihr bislang nicht folgen. Am Boden ist dann die Storchenfrau (rechts) gerne mal auf der Flucht, siehe Foto.  

Foto: Elke Jacobi

Es könnte alles so schön sein: Das Wetter ist prächtig, die noch relativ neue Anlage toll, der Horst vorhanden und die Lust offenbar auch. Doch trotz Klappern von beiden Seiten: Die beiden Störche im Neunkircher Zoo kommen einfach nicht zusammen. Die Dame — für die Besucher zu erkennen am Ring unten am Bein — hat offenbar ihren eigenen Kopf. Der Herr — Ring oben am Bein — soll gefälligst zu ihr kommen. Darum bemüht er sich eigentlich auch redlich, aber nicht am richtigen Ort. Beim Besuch der SZ stakst er ihr hinterher, wo immer sie hingeht, da will offenbar auch er hingehen. Ein paar Meter allerdings bleiben gerne dazwischen, auch mal ein noch unbelaubter Busch soll sein Begehren nicht zu offensichtlich machen. Die Dame aber ist keineswegs gewillt, ihm ihre Gunst in niederen Gefilden zu gewähren. Das überlässt sie dann schon lieber den Jungfernkranichen, die neben Nachtreihern, Goldfasanenpaar und Pfauenhennen das Gehege mit den Störchen teilen. Die Kraniche sind unzertrennlich und warten nur darauf, dass das Gehege etwas mehr zuwächst, damit sie ein stilles Plätzchen für die Brut finden.

Das hätte das Storchenpaar sogar schon. Ein schöner hoher Horst bietet alles, was das Storchenfrauenherz begeht. (In ihn hat der Besucher von einem aus Holz gebauten „Horst“ wunderbaren Einblick, sollten hier Jungvögel aufwachsen.) Allein: Die Storchendame sitzt hier ab und an, aber eben allein und harrt dem Gatten, der nicht kommt. „Dabei hat der Storch wieder wunderbare Flügel, der käme schon hoch“, ist sich Zoodirektor Norbert Fritsch sicher. Das mit den Flügeln, das muss er allerdings erst noch richtig verinnerlichen. Denn der Storch kommt aus einem Tierpark in Rheinböllen, wo das Gehege offen und ihm deshalb die Flügel gestutzt worden waren. In Neunkirchen ist das Gehege zu, sprich von einem kaum sichtbaren in über acht Metern Höhe angebrachten Netz überspannt. Platz zum Fliegen genug. Und nachdem er durchgemausert hat, lassen die Flügel auch nichts mehr zu wünschen übrig. Was er auch gerne mal mit dem Spreizen derselben präsentiert.

Eine Zeitlang hat sich Herr Adebar mit einem zweiten, kurz überm Boden angebrachten Horst begnügt. So saß sie oben, er unten und keiner wollte nachgeben. Den Wink mit dem Zaunpfahl schaffte der Zoodirektor: Weg mit dem unteren Horst. Doch noch hat der sechsjährige Storchenmann die Chance nicht ergriffen. Er ist übrigens ein neuer Mann für die zehnjährige Storchenfrau, die selbst bereits Erfahrung in der Aufzucht von Jungen hat.

Möglicherweise ist er einfach etwas bequem, vermutet Fritsch vom Storchenmann. Ein bisschen Zeit bleibt ihm noch. „Im April sollten sie zur Brut schreiten“, mahnt der Zoodirektor an. Damit das mit der Aufzucht zeitlich noch klappt, die dauert etwa vier Wochen. Im Juni wird dann beringt. Sollte Herr Storch die Gattin weiterhin unverrichteter Dinge alleine im Horst schmoren lassen, dann war das sein letztes Jahr im Neunkircher Zoo. „Dann scheint es nicht zu funktionieren, dann müssen wir austauschen.“ Ach, wenn’s doch immer so einfach wäre, mag da mancher denken.

Über Erfolge in der Storchenzucht konnte sich der Neunkircher Zoo bisher nicht beklagen. 30 Jungstörche sind von hier bislang ausgewildert worden. Bruterfolg der letzten zwei Jahre. Im vergangenen Jahr konnte Fritsch alle Tiere beringen. Mittlerweile sind die Tiere in ihre Horste zurückgekehrt. Die reichen vom Kulturpark Bliesbruck/Reinheim über Wiebelskirchen und Ottweiler bis nach Baltersweiler und Berschweiler. „Da haben sich viele Interessengemeinschaften verdient gemacht.“ Noch beschränken sich die Horste aufs Ostsaarland, doch mittlerweile werden es immer mehr. „Das ist auch wichtig. Wenn die Störche nach dem dritten Lebensjahr wiederkommen, dann finden sie einen Partner und dann ist es toll, wenn es einen Horst gibt, in den sie ziehen können.“ Dabei fliegen die Störche längst nicht mehr bis nach Afrika. Wobei die saarländischen Störche zu den Westziehern gehören. Die fliegen oft nur bis Spanien, dann eventuell noch über Gibraltar in den Senegal. Nur die Ostzieher fliegen bis nach Südafrika.

 Zoodirektor Norbert Fritsch hofft auf mehr Engagement beim Storchen.

Zoodirektor Norbert Fritsch hofft auf mehr Engagement beim Storchen.

Foto: Elke Jacobi

„Wichtig für die Tiere ist es, dass sie Futter finden. Die Kälte ist gar nicht ausschlaggebend.“ Deshalb eben auch oft nur der Flug bis nach Spanien. „Dort sind die Müllkippen beliebt bei den Allesfressern“, weiß Fritsch. Schließlich berge der weite Flug Gefahren wie Verfolgung, Wetterunbilden und Ähnliches. „Das kostet auch sehr viel Energie.“

Seit 20 Jahren geht es mit den Störchen voran, rechnet Fritsch nach. Und das soll auch so bleiben. Wenn nur der zögerliche Storchenmann da nicht quer schießt...

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