„Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus“

Neunkirchen · Seit fast 40 Jahren reist der Zirkus Charles Knie durch Deutschland. Ab heute gastiert er wieder in Neunkirchen. Doch die Freude an der Show wird von heftiger Kritik an der Haltung von Wildtieren begleitet.

 Manege frei: Das bunte Artistenteam posiert mit den grauen Giganten. Foto: Willi Hiegel

Manege frei: Das bunte Artistenteam posiert mit den grauen Giganten. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Ein Zirkus ohne Tiere? Nein, das wäre nicht im Sinne des Publikums. Darin waren sich gestern die Organisatoren und Artisten des Zirkus Charles Knie einig. Bereits zum dritten Mal gastiert der Zirkus in Neunkirchen . "Unseren Tieren geht es gut", beschwichtigt Pressesprecher Patrick Adolph und reagiert damit auf die Kritik an Dressur und Haltung von Zirkustieren. Er wirft der Tierschutzorganisation Peta eine "Hetzkampagne" vor und spricht von "radikalen Extremisten". Ob Zebras, Tiger, Seelöwen oder Elefanten : Die fast 100 Tiere, die noch bis Donnerstag auf dem Neunkircher Festplatz Eisweiher zu sehen sind, seien im Zirkus Knie bestens aufgehoben.

Das sieht Peter Höffken, Wildtierexperte von Peta Deutschland, anders und verweist auf das kürzliche Urteil des Amtsgerichts Darmstadt. Das Gericht hatte den Elefantentrainer des Zirkus Knie, Elvis Errani, kürzlich wegen Tierquälerei zu einem Bußgeld verurteilt. Peta beanstandet seit Jahren, dass Erranis Elefanten zwischen den häufigen Ortswechseln gelegentlich bis zu 16 Stunden auf den Transportern verharren müssten. Trotz des Urteils sieht der Zirkus darin keinen Verstoß gegen das Tierrecht. Jetzt werde "die nächste Instanz entscheiden", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Zirkussprechers.

Der Einsatz von Tieren, insbesondere Wildtieren, zu Unterhaltungszwecken ist seit vielen Jahren umstritten. Der Illinger Bürgermeister Armin König (CDU ) plädiert für ein Wildtierverbot in Zirkussen, die im Saarland genehmigt werden. Er beruft sich dabei auf eine Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes.

Dort heißt es: "Für die Belustigung des Publikums wird den Tieren widernatürliches Verhalten beigebracht." Der Zirkus Knie weist diesen Vorwurf vehement zurück. Tierlehrer Tom Dieck Junior dressiert seine Tiger und Löwen seit mehr als zehn Jahren. Dies geschehe gewaltfrei, versichert er. "Kein Tier wird hier zu einer Performance gezwungen", sagt Dieck. Die Tricks bauten auf natürlichen Verhaltensweisen der Tiere auf. Empört reagierte der Zirkus auf vermeintliche Botschaften des saarländischen Tierschutzbeauftragten, mit denen sämtliche Werbeplakate des Veranstalters überklebt worden waren. "Geschlossen wegen Tierquälerei ", prangt es auf den besagten DIN-A4-Blättern. Adolph vermutet Tierschutzaktivisten hinter der Aktion.

Für Ambra und Yves ist ein Zirkus ohne Tiere "kein richtiger Zirkus". Seit fast 40 Jahren reist das spanisch-italienische Artistenpaar durch die Welt. Ihre Akrobatik an seidenen Tüchern steht neben Raubtiervorführungen und Pferdeshows mit auf dem Programm. Insgesamt engagiert der Zirkus 90 Artisten und bereist jährlich 50 Städte in Deutschland.

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Auf einen BlickDer Zirkus Charles Knie kommt auf den Festplatz Eisweiher vom 5. bis 7. Juli. Eintrittspreise: Erwachsene 1. Loge 33/ ermäßigt 28 Euro; 2. Loge 31/26 Euro; Tribüne 26/21 Euro; Rang 15/10 Euro. Kinder unter 3 Jahren frei. Ermäßigte Preise für Kinder (bis 14 Jahre), Schüler, Studenten, Rentner, Schwerbehinderte und Militär (mit Ausweis). faa

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