„Zigeunerjunge“ von Alexandra Heute so aktuell wie vor 50 Jahren

Manchmal ist ein Lied mehr als nur ein Lied. Man hört es, und es lässt einen nicht wieder los: Weil es einen neuen Horizont eröffnet, eine bestimmte Saite in uns zum Schwingen bringt, mit unvergesslichen Erlebnissen verbindet. Über solche Songs erzählen Menschen in unserer Serie. Heute: Die Leiterin der Volkshochschule Neunkirchen, Elke Leonhardt-Jacob.

 Leiterin der VHS Neunkirchen: Elke Leonhardt-Jacob.

Leiterin der VHS Neunkirchen: Elke Leonhardt-Jacob.

Foto: VHS/Mario Haffner

Manchmal ist es wirklich so: Man hört ein Lied, das einen berührt. Und das sich dann wie ein roter Faden durchs Leben zieht, in wichtigen Momenten des Lebens immer mal wieder auftaucht. So ging es der Leiterin der VHS Neunkirchen, Elke Leonhardt-Jacob. Lange habe sie sich Gedanken gemacht, welches denn nun ihr „Lied des Lebens“ sei. Dann fiel ihr ein Lied ein, das sie schon sehr lange Zeit begleitet: „Zigeunerjunge“ von Alexandra. Das Lied habe sie bereits in ihrer Kindheit fasziniert. Damals war die gebürtige Zweibrückerin im Kinderchor „Die Rosenkinder“ aktiv. Mehrmals ist der Chor mit der saarländischen Sängerin Anne Karin aufgetreten. Und die habe bei den Auftritten häufig das Lied „Zigeunerjunge“ gesungen. „Es war damals mein Lieblingslied“, sagt Leonhardt-Jacob und erinnert sich: „Auch die Zeit im Chor war toll, wir traten sogar im Fernsehen bei ARD und ZDF auf – Erlebnisse, die man nie vergisst.“

Jahre später taucht das Lied erneut in ihrem Leben auf. Leonhardt-Jacob fährt in ihren ersten Urlaub als junge Studentin. Es geht an den Neusiedler See. Dort macht die Studentengruppe viele Fahrradtouren und singt dabei „Zigeunerjunge“. Wieso gerade dieses Lied? „Ein Mitglied unserer Gruppe besaß eine Schallplatte von Alexandra, auf der dieses Lied war, und kannte den Text auswendig. So war unsere ‚Gruppen-Hymne’ geboren.“

Mittlerweile hat sich der Musikgeschmak von Elke Leonhardt-Jacob geändert. Dennoch findet sie, dass dieses Lied heute noch mit seinem Text hochaktuell ist. „Geht es doch um eine fremde Kultur, die ein Kind, das ohne Vorbehalt und Scheu ist, fasziniert. Doch dem Kind wird verboten, zu den Zigeunern hinzugehen, mit den Menschen dieser fremden Kultur Kontakt aufzunehmen.“ Auch 50 Jahre nach der Liedveröffentlichung, so findet Leonhardt-Jacob, ist es doch noch so, „dass in unserer heutigen Gesellschaft immer noch Fremländisches viel zu oft sketpisch beäugt oder gar abgelehnt wird, statt eine multikulturelle Gesellschaft als Bereicherung zu begreifen“.

Textausschnitt: Ich war noch ein Kind/ Da kamen Zigeuner, Zigeuner in unsere Stadt// Die Wagen so bunt, die Pferdchen so zottig/ Sie zogen die Wagen so schwer// Und ich lief hinterher// Ein Zigerunerjunge, Zigeunerjunge/Er spielte am Feuer Gitarre/ Und ich sah sein Gesicht/ Aber er sah mich nicht// Zigeunerjunge, Zigeunerjunge/ Er spielte am Feuer Gitarre// Am anderen Tag/ Konnt’ ich nicht erwarten/ Die fremden Zigeuner zu seh’n// Aber ich durfte nicht geh’n// Zigeunerjunge, Zigeunerjunge/ Wo bist du, wer kann es mir sagen?/ Doch es blieb alles leer/ Und ich weinte so sehr . . .

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