Zahl der "Multi-Jobber" steigt

Kreis Neunkirchen. Etwas weniger als vier Voll- oder Teilzeitbeschäftigten in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis steht im Kreis Neunkirchen ein Mini-Jobber gegenüber. In Zahlen: Im Jahr 2012 gab es im Landkreis rund 46 500 (am Wohnort registrierte) arbeitende Menschen der erstgenannten Kategorie - daneben gab es knapp 13 000 Mini-Jobs. Diese Zahlen hat das Pestel-Institut in Hannover ermittelt, das auf Expertisen unter anderem im Arbeitsbereich spezialisiert ist.Die Zahl derjenigen die ausschließlich einem 400-Euro-Job (mittlerweile liegt die Grenze bei 450 Euro) nachgehen, ist gegenüber einem Vergleichswert von 2003 im Kreis Neunkirchen fast konstant geblieben: zwischen 9100 und 9200. Bemerkenswert aber und für viele Sozialpolitiker alarmierend: Die Zahl derjenigen, die einen Mini-Job neben ihrem Hauptberuf ausüben, hat sich in diesen zehn Jahren weit mehr als verdoppelt - von 1658 auf 3820, so die Zahlen des Pestel-Instituts. Das sei eine Zunahme um gut 130 Prozent, so Studienleiter Matthias Günther.

 Die Zahl derjenigen, die einen Mini-Job neben ihrem Hauptberuf ausüben, hat sich in den letzen zehn Jahren im Landkreis Neunkirchen weit mehr als verdoppelt - von 1658 auf 3820. Foto: dpa

Die Zahl derjenigen, die einen Mini-Job neben ihrem Hauptberuf ausüben, hat sich in den letzen zehn Jahren im Landkreis Neunkirchen weit mehr als verdoppelt - von 1658 auf 3820. Foto: dpa

Kreis Neunkirchen. Etwas weniger als vier Voll- oder Teilzeitbeschäftigten in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis steht im Kreis Neunkirchen ein Mini-Jobber gegenüber. In Zahlen: Im Jahr 2012 gab es im Landkreis rund 46 500 (am Wohnort registrierte) arbeitende Menschen der erstgenannten Kategorie - daneben gab es knapp 13 000 Mini-Jobs. Diese Zahlen hat das Pestel-Institut in Hannover ermittelt, das auf Expertisen unter anderem im Arbeitsbereich spezialisiert ist.

Die Zahl derjenigen die ausschließlich einem 400-Euro-Job (mittlerweile liegt die Grenze bei 450 Euro) nachgehen, ist gegenüber einem Vergleichswert von 2003 im Kreis Neunkirchen fast konstant geblieben: zwischen 9100 und 9200. Bemerkenswert aber und für viele Sozialpolitiker alarmierend: Die Zahl derjenigen, die einen Mini-Job neben ihrem Hauptberuf ausüben, hat sich in diesen zehn Jahren weit mehr als verdoppelt - von 1658 auf 3820, so die Zahlen des Pestel-Instituts. Das sei eine Zunahme um gut 130 Prozent, so Studienleiter Matthias Günther.

Als "Multi-Jobber" werden solche Berufstätige bezeichnet, die aus mehreren Erwerbstätigkeiten Einkommen erzielen. Für die Gewerkschaften Verdi und NGG (Nahrung-Genuss-Gaststätten), die die Studie aus Hannover in Auftrag gaben, ist klar: "Multi-Jobber" sind überwiegend Menschen, die mit dem, was sie im Hauptjob verdienen, nicht über die Runden kommen. "Aus der puren Lust an einer 55- oder 60-Stunden-Woche macht das jedenfalls keiner", meint Alfred Staudt, Verdi-Chef im Saarland. Diejenigen, die im Niedriglohnsektor karges Geld verdienten, seien zu einer Zweitarbeit nach Feierabend oder an Wochenenden gezwungen - angesichts der Tatsache, dass sich beispielsweise im Wohnbereich bei Heiz- und Nebenkosten "die Preisspirale unaufhörlich nach oben" drehe.

Die Schlussfolgerung für die Gewerkschafter liegt auf der Hand: Ein gesetzlicher flächendeckender Mindestlohn müsse her, wenigstens 8,50 Euro die Stunde. "Wer heute für weniger Geld arbeiten muss, hat keine Chance, von dem, was er verdient, auch leben zu können", sagt der NGG-Geschäftsführer Saar, Mark Baumeister. Kein Verständnis haben die Arbeitnehmervertreter dafür, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung an regional unterschiedliche Lohnuntergrenzen denkt. "Dann bekämen wir eine Deutschlandkarte mit Dumping-Löchern", warnt Staudt.

Dem pflichtet Eugen Roth, DGB-Vorsitzender im Saarland, uneingeschränkt bei. Die Grundtendenz der Studie überrasche ihn nicht, aber "die Ausdehnung der ,Mac Jobs', von denen Frau oder Mann nicht leben kann, übertrifft meine Befürchtungen", sagt der Mann aus Merchweiler. Roth befürchtet, dass der "Mittelbau unserer Gesellschaft" in einen Abwärtssog gezogen wird.

Der CDU-Kreisvorsitzende Tobias Hans hält "pauschale Kritik an Mini-Jobs für wenig hilfreich". Schließlich nutzten viele dieses Instrument, um "sich Dinge außerhalb des normalen Lebensunterhaltes zu leisten, die ansonsten für sie nicht erschwinglich wären". Dort, wo solche Jobs aber zusätzlich ausgeübt würden, um die Existenz zu sichern, sei "Handeln gefragt". "Wir als CDU im Kreis Neunkirchen stehen für eine faire Entlohnung und sind strikt gegen Dumping-Löhne", so ihr Vorsitzender. Dabei sieht Hans die Beschlusslage seiner Partei - ein branchenspezifischer und regionalbezogener (und daher unterschiedlicher) Tarifmindestlohn - als den richtigen Weg an.

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