Yuppicide spielten in der Reithalle schnörkellosen Punk vom Feinsten

Neunkirchen · Totgesagte leben bekanntlich länger. So auch die New Yorker Band Yuppicide, die sich Ende der 90er-Jahre erst auflöste, seit 2010 aber wieder Musik macht. In der Stummschen Reithalle elektrisierten ihre Songs das Publikum.

"Punks not dead!" Die Musik, die ihren Höhepunkt in den späten 70er und 80er Jahren erreichte, unterlag seit dieser Zeit scheinbar massiven Veränderungen. Das unbequeme Image und die ebenso harten Songs verschwanden im Zuge neuer Trends aus dem Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Viele bekannte Punkbands legten das anarchistische Image größtenteils ab und konzentrierten sich eher auf verträgliche Spaßmusik, bei der das Gesellschaftskritische in den Hintergrund rückte.

Nicht so Yuppicide. Die 1988 gegründete Band aus New York City blieb ihren ursprünglichen Idealen immer treu. 1999 zunächst aufgelöst, meldete sich das Quartett 2010 wieder zurück und machte genauso weiter wie vorher. "Für mich persönlich ist es ein Riesentraum, dass sie heute hier sind", offenbarte Yuppicide-Fan und Organisator Michael Hohmann, Neunkircher Kulturgesellschaft. Diese hatte gemeinsam mit 4+1 Konzerte das restlos ausverkaufte Event in der Stummschen Reithalle möglich gemacht.

Bevor Yuppicide an der Reihe war, durften sich aber zuerst zwei regionale Bands beweisen. Den Anfang machten Daily Riot aus Saarbrücken, eine der "am längsten existierenden Hardcore-Bands Deutschlands". Drei Alben veröffentlichte die Gruppe bis dato, das letzte unter dem Titel "SBHC". Mit krachenden Gitarrenriffs und Scream-lastigen Vocals befeuerten die Jungs von Anfang an das Publikum. Songs wie "Fists full of credit cards" stellten zudem die Kapitalismuskritik der Musik heraus, welche (neben antifaschistischen Texten) das Konzert prägten. Die zweite Band des Abends, World Eater, waren schon vorher mehrfach mit bekannten amerikanischen oder kanadischen Bands auf Tour. Insofern war der Support für Yuppicide quasi "alte Schule". Die ebenfalls aus Saarbrücken kommenden Musiker zeigten kompromisslose Metalrock-Titel ihrer bisher erschienenen Alben inklusive der neuesten LP, "The Path". "Mir hat's sehr gut gefallen, weil die Bands einfach klasse sind. Sie passen gut ins Programm", freute sich nicht nur Julia Zech aus Völklingen.

Gekleidet in einen Dress, der an die Exponate aus Gunther von Hagens Körperwelten erinnerte, betrat schließlich Yuppicide-Frontmann Jesse Jones die Bühne. Was folgte, war schnörkelloser Punk, der sofort elektrisierte. Es wurde "gepogt" und "gedivet", die Songs , ob deutsch ("Steh' auf") oder englisch ("Fight everything") wurden aus vollem Hals mitgebrüllt. Es machte einfach Riesenspaß, wobei die politischen Statements nie zu kurz kamen. "Yuppicide spricht die aktuellen Probleme gezielt an und haut voll drauf", meinte Matthias Goldbach aus Homburg.

Zwar wollte man etwas fürs "jüngere Publikum machen", sagte Hohmann. Doch nicht nur diese kamen in die Reithalle. Gerade für die mittelalten Fans war's "eine tolle Sache", wie Daniel Drechsler aus Neunkirchen fand: "Man trifft hier Leute, die man das letzte Mal vor 20 Jahren auf so einem Konzert gesehen hat."

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