Wo Venedig künstlerisch aus dem Rahmen fällt

Neunkirchen · Annelie Scherschel-Freudenberger zeigt derzeit Italien-Bilder in der Galerie am Oberen Markt. Die Motive stammen aus Venedig und Alassio. Für die meisten Bilder hat sie Fotos collagenartig mit ihrer Malerei kombiniert.

 Die Künstlerin Annelie Scherschel-Freudenberger befasst sich in ihrer Ausstellung ausschließlich mit Italien.

Die Künstlerin Annelie Scherschel-Freudenberger befasst sich in ihrer Ausstellung ausschließlich mit Italien.

Foto: Anika Meyer

"Öl oder Acryl - Hauptsache Italien". Hat man diese Worte nicht so ähnlich schon einmal irgendwo gehört? Klar, Annelie Scherschel-Freudenberger hat den Titel ihrer aktuellen Ausstellung an das berühmte Zitat von Andy Möller angelehnt. Damit lässt sie es jedoch auch bewenden mit dem Fußball. Die Einzelschau, die die Vorsitzende des Künstlerkreises Neunkirchen zurzeit in der Galerie desselben am Oberen Markt zeigt, befasst sich ausschließlich mit Italien. Palazzi, Brücken und Kirchenkuppeln sind zu sehen, außerdem Wasser, Gondeln und mehr.

"Die Motive stammen aus Venedig und Alassio", erklärt Scherschel-Freudenberger. Vor allem Venedig habe sie fasziniert. "Die Stadt, das Licht!" Für die meisten der gezeigten Bilder hat sie Ausschnitte von selbst geschossenen Fotos collagenartig mit ihrer Malerei kombiniert. "Aus dem Abbild geht es ins Abstrakte", erklärt sie. So werden beispielsweise Wasser und Häuserfassaden eines Fotos in der sie umgebenden Malerei zunehmend undefinierter, bis sie sich schließlich ganz in blaue und rote Farbflächen auflösen. Auf einem anderen Bild, einem Großformat, wird ein kunstvoll gestaltetes Portal von Linien und Flächen eingefasst, während ein direkt darüber ansetzender Balkon in einer rauchigen Farbwolke verschwindet.

Bilder in Holzkästen gemalt

Viele Bilder hat Scherschel-Freudenberg in Holzkästen gemalt, sodass der Blick gleichsam in eine in die Kästen hineingesetzte Welt geht. Dabei entsteht bisweilen ein reliefartiger, fast dreidimensionaler Eindruck, nämlich dann, wenn Scherschel-Freudenberger durch ihren typisch dicken Farbauftrag Linien zu Graten und Muster zu gitterartigen Strukturen werden lässt.

In den hinteren Räumen der Galerie sind noch einige Arbeiten in ganz anderem Stil zu sehen. Hier reihen sich beispielsweise - ohne Foto als Ausgangspunkt - grüne Liegen und gelbe Sonnenschirme vor einem kräftig blauen Hintergrund aneinander.

Bei der Vernissage am Donnerstagabend konnten die recht zahlreich erschienenen Besucher nicht nur in Eindrücken vom Süden schwelgen, sondern natürlich auch mit der Urheberin der Werke plaudern. Die Laudatio hielt die Kunsthistorikerin Dr. Ingeborg Besch: Mit spielerischer Hingabe inhaliere Scherschel-Freudenberger ihr Thema, erklärte sie, und entlasse es dann facettenreich und widersprüchlich auf die Leinwand. "Mal schöpft sie variierend den Formenapparat aus dem Muster der Kuppeln, mal verbindet sie sinnlich das Antlitz der Stadt mit dem flirrenden Blattgold, welches an die prunkvollste Epoche Venedigs, vom 13. bis ins 16. Jahrhundert, erinnern mag."

Die Ausstellung von Annelie Scherschel-Freudenberger ist zu sehen bis Donnerstag, 10. November.

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