Mit Honoré de Balzacs "Oberst Chabert" hat man sich hierzu einen echten Klassiker ausgesucht: "Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil das Buch in 'Die sterblich Verliebten' von Javier Marías, das wir bereits gelesen haben, zitiert wird", erklärt der Leiter des Zirkels, Germanist Walter Schaum. Doch auch brandneue Veröffentlichungen, gerade erst auf den Buchmessen vorgestellt, führt sich die Gruppe gerne zu Gemüte - egal ob Prosa oder Lyrik, ob von deutschen oder internationalen Autoren.

Leser anspruchsvoller Literatur seien selten geworden, meint Bierbrauer. "Deshalb sind uns diese Treffen wichtig, hier tauschen wir uns aus." Die Freude der Gruppe dabei ist offensichtlich. Es werden persönliche Eindrücke geschildert, Argumente vorgebracht, Vergleiche beigesteuert und immer wieder wird herzlich gelacht. Jeder darf seine Meinung haben - aber auch ändern. "Oft geht man hier raus und sieht die Dinge ganz anders, als vor der Diskussion", sagt Ursula Weis-Gräber.

Wie einige weitere der 23 Mitglieder ist sie bereits seit den ersten Besprechungen 2003 dabei. Einer von mittlerweile immerhin vier Männern der Runde ist Helmut Görisch, der die Literatur-Auswahl aus dem unüberschaubaren Angebot des Marktes schätzt: "Man kommt mit Büchern in Kontakt, die man sich selbst nie aussuchen würde - die einem anfänglich nicht sonderlich gefallen, aber während des Lesens interessant werden."

Besonders schätzen die Lesefreunde die Erläuterungen Schaums, der mit Fachkompetenz auf Struktur und Erzählstil, Figuren, Beziehungen und Intention eingeht. Anni Jochum meint: "Die Buchbesprechung ist mein Highlight des Monats. Wir verbringen jedes Mal sehr schöne eineinhalb Stunden, von denen ich lange zehre."