Wo das richtige Lernangebot wartet

Kreis Neunkirchen · Ein Bildungskoordinator nimmt die Strukturen im Kreis Neunkirchen unter die Lupe. Das Projekt wird zwei Jahre gefördert.

 Digital lernen wird immer wichtiger, und das nicht nur in der Schule. Archivfoto: Oliver Dietze

Digital lernen wird immer wichtiger, und das nicht nur in der Schule. Archivfoto: Oliver Dietze

Lernen endet nicht mit Schul- oder Ausbildungszeit. In einer sich wandelnden Gesellschaft und Arbeitswelt kommt dem Begriff Bildung heute eine andere Bedeutung zu als vor Jahrzehnten. Neben Migranten, die erst einmal die Sprache lernen müssen, ist jeder Bürger angesprochen. Wie ist das zum Beispiel mit dem Tablet-Kursus? Wer sich für den Hausgebrauch oder den Job dazu Wissen aneignen möchte, kann natürlich im Netz ein Angebot finden. Einen kompletten Überblick, wo ihm welche Institution im Kreis Neunkirchen weiterhilft, muss er sich dann aber mühselig erarbeiten. Das soll sich ändern. Derzeit ist ein sogenannter Bildungskoordinator damit betraut, die vorhandenen Strukturen im Kreis wissenschaftlich exakt zu erfassen und dann so aufzubereiten, dass Alteingesessene und Hinzugezogene tatsächlich den Durchblick bekommen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat einen Fördertopf aufgemacht, um genauer auf Angebot und Nachfrage zu schauen. Über das Projekt Landaufschwung, das die Bildungslandschaft natürlich auch im Blick hat, ist der Kreis Neunkirchen mit im Boot. Der Bildungskoordinator hat im März seine Arbeit aufgenommen. Gunter Maier, von Haus aus Sozialwissenschaftler, befindet sich dabei derzeit noch in der Phase der Bestandsaufnahme. Dennoch hat er beim Pressegespräch im Landratsamt bereits eine imponierende Zahl präsent: 1200 Bildungsakteure gibt es im Kreis Neunkirchen.

Gut, der Mann arbeitet wissenschaftlich und erläutert erst einmal, was Bildung meint und wer sie vermittelt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts sei der Begriff unter dem Stichwort Lebenslanges Lernen erweitert worden. Jenseits der formalen Bildungsangebote spricht er von non-formaler und informeller Bildung. Damit ist gemeint, dass etwa Seminare ohne einen zertifizierten Abschluss oder Angebote der Jugendhilfe den Teilnehmer weiterbringen (nonformal), oder aber das Menschen von anderen lernen - Jugendliche in ihren Bezugsgruppen oder Menschen am Arbeitsplatz voneinander partizipieren (informell). Zu Bildungsakteuren gehören aber auch Vereine oder etwa die Medien.

Bildung, Lernen, das ist unter diesen Gesichtspunkten viel mehr, als auf einen Abschluss hin zu pauken. Maiers Job endet dabei nicht bei Bestandsaufnahme und Schaubild der Strukturen auf einer frei zugänglichen Internet-Seite. Wenn die Datenbasis vollständig ist, sollen daraus auch Empfehlungen erwachsen. Um auf den Tablet-Kursus zurückzukommen: Gibt es davon in einer Kreis-Kommune gleich mehrere und an anderem Ort gar keinen? Können die Anbieter zusammenarbeiten oder von einander profitieren. Die Bildungsakteure, sagt der Sozialwissenschaftler, sollen miteinander in Verbindung gebracht werden. Der Kreis Neunkirchen habe in diesem Zusammenhang auch schon einiges zu bieten: Das Jugendberatungszentrum Kompass etwa, ein offenes Angebot für junge Leute, sei ein schönes Beispiel, wie Vernetzung unter Bildungsakteuren funktioniere.

Thomas Thiel, bei der Kreisverwaltung für das Projekt Landaufschwung zuständig, zieht eine Verbindung zur "Willkommensregion Neunkirchen". Die Bildungsstrukturen im Kreis seien sehr gut, jetzt würden sie transparent für jeden. Damit könne der Kreis werben, Migranten fänden sich schneller zurecht, Einheimische bekommen eine bessere Übersicht. Auch Landrat Sören Meng erwartet sich viel: Bildung bedeute gesellschaftliche Teilhabe. Das sei für jeden Menschen im Kreis wichtig. Und ein starker Bildungsstandort sei schließlich auch ein Zuzugsargument. Die der Kreis unter dem Eindruck der alternden und schrumpfenden Gesellschaft dringend nötig hat, soll der Landaufschwung wirklich mehr sein als eine schöne Idee.

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