Erntedankfest Wir ernten, was wir säen – oder doch nicht ?

Neunkirchen · Am Sonntag wird Erntedank gefeiert. Für die Bauern im Kreis war 2017 ein leicht unterdurchschnittliches Jahr.

(red) Landwirt ist der Traumberuf von Georg Neufang. Der 38-Jährige bewirtschaftet mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb in Ottweiler. Neufang ist Kreisvorsitzender der Neunkircher Bauern. Am Sonntag feiert er, wie seine Kollegen, Erntedank. Zu diesem Fest ist es üblich, eine Bilanz der Ernte zu ziehen. Unserer Redaktion hat der Bauern-Chef erklärt, wie 2017 für die Landwirte war. „In der Landwirtschaft ist es jedes Jahr anders“, führt Neufang an. Dieses Frühjahr gab es eine ausgedehnte Schönwetterperiode, nach einem bereits trockenen Winter. Das Pflanzenwachstum begann früh, doch ohne Wasser kommen die Pflanzen nicht weit. „In April und Mai, den sogenannten Wachstumsmonaten, fielen auf das gesamte Saarland gesehen weniger als die Hälfte des normalen Niederschlags“, sagt Neufang. „Wir kamen zwar mit unserer Arbeit gut nach, aber das Gras, das wir als Futter für die Tiere nutzen, ist ohne Regen nicht gewachsen“, so Neufang.

Bis Mitte Juli war die Furcht vor Futterengpässen noch groß. Vor allem auf leichten (sandigen) Standorten wurde beim ersten Schnitt nur sehr wenig Menge eingefahren. Nicht selten wurden auf den Hektar nur zwei Ballen Heu bzw. Silage geerntet. Diese Menge entspricht Mindererträgen von bis zu 75 Prozent. Auch das Getreide litt unter der Trockenheit und entwickelte sich nicht optimal. Neufang bemängelt, dass das Wetter ausgerechnet zur Ernte ex­trem unbeständig wurde: „Wir mussten die Ernte sprichwörtlich vom Feld stehlen. Selten war es mehrere Tage hintereinander trocken.“ Dreschen kann man nicht bei jedem Wetter. Sind die Körner erst einmal nass, vergeht in der Regel mindestens ein Tag, bis wieder gedroschen werden kann. 2017 gestaltet sich besonders schwierig. Tagsüber waren die Körner lange feucht und in den Abendstunden zog es früh an, dass die Körner die Lagerfeuchte (14,5 Prozent Wasser) nur selten hatten. Folglich konnte häufig nur in den Abendstunden gedroschen werden. Letztendlich hat das feucht-warme Wetter in der Ernte zu einem relativ hohen Anteil an Futtergetreide geführt. Einige Landwirte hatten, um die gute Qualität  zu retten, feuchtes Getreide geerntet und dieses anschließend im Lager nachgetrocknet. Das ist aber nur bei Teilmengen möglich. Die Erntemengen waren bei den meisten Landwirten besser als im katastrophalen Vorjahr. An der angespannten finanziellen Situation in der Landwirtschaft hat sich seit dem letztem Jahr nicht viel getan. Die Preise waren schon im letzten Jahr nicht gut und haben sich seitdem kaum verändert.
Wenn die Getreideernte auch nicht optimal lief, so sind andere Dinge in Ordnung. Der Bauern-Chef ist froh: „Das unbeständige Wetter war für den Getreidebau nicht gut, aber der zweite und der dritte Aufwuchs beim Gras und der Mais sind gut gewachsen.“ Für Futterpflanzen, zu denen Mais und Gras gehören, sind die Niederschläge noch zur rechten Zeit gekommen. Für die Tiere haben die meisten Landwirte genügend Futter bis zum nächsten Jahr.
Derzeit brauchen die Landwirte gutes Wetter für die Maisernte. Das hat zwei Gründe. Einerseits befahren die Landwirte nassen Boden nicht gerne und andererseits gibt es dann beim Transport häufig verschmutzte Straßen. „Wir haben kein Interesse daran, die Straßen zu verschmutzen, allerdings müssen wir das Erntegut zu unseren Höfen transportieren.“ Der Kreisvorsitzende bittet die Bevölkerung um Verständnis.

Zusammenfassend war das Jahr 2017 für die Bauern im Kreis Neunkirchen ein leicht unterdurchschnittliches Jahr. Beim Blick nach vorne ist Neufang verhalten: „Es liegen nicht unbedingt gute Jahre hinter uns, aber beim Landwirt überwiegt im Geheimen der Optimist.“ In den vergangenen Wochen ist der Milchpreis leicht gestiegen und im nächsten Jahr kann alles besser werden. Auf jeden Fall wird 2018 anders, denn in der Landwirtschaft ist jedes Jahr unterschiedlich. Am Sonntag feiern die Landwirte traditionell Erntedank, die Aussaat für die Ernte 2018 läuft bereits.

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