Winterwahl dank Genossen-Zoff

Steinbach. Wenn die Weihnachtslieder verklungen und die Silvesterböller abgefeuert sind, wartet in Steinbach ein kommunalpolitischer Kracher: Gut 1200 Wahlberechtigte des Ottweiler 2000-Seelen-Stadtteils sind am 13. Januar zur Wahlurne gerufen, um einen neuen Ortsrat zu wählen. Eine Woche nach dem Dreikönigstag küren die Steinbacher damit indirekt auch einen Ortsvorsteher

Steinbach. Wenn die Weihnachtslieder verklungen und die Silvesterböller abgefeuert sind, wartet in Steinbach ein kommunalpolitischer Kracher: Gut 1200 Wahlberechtigte des Ottweiler 2000-Seelen-Stadtteils sind am 13. Januar zur Wahlurne gerufen, um einen neuen Ortsrat zu wählen. Eine Woche nach dem Dreikönigstag küren die Steinbacher damit indirekt auch einen Ortsvorsteher.Der derzeitige Amtsinhaber Frank Heckmann war Auslöser dafür, dass mitten im Winter in Steinbach die Wahlkabinen aufgestellt werden - lange vor dem Ende der Legislaturperiode im Frühsommer 2014. Heckmann und die ihn tragende SPD im Ortsrat hatten sich, wie in der SZ berichtet, überworfen. Die Genossen warfen ihm Alleingänge und schlechten Umgangsstil vor. Sechs sozialdemokratische Ortsratsmitglieder traten im Sommer zurück, Nachrücker standen nicht zur Verfügung. Weil das neunköpfige Gremium damit auf ein Drittel geschrumpft war, löste das aufsichtsführende Innenministerium den Rat auf und setzte Neuwahlen an.

Da der Riss zwischen dem Ortsvorsteher und den Steinbacher SPD-Verantwortlichen nicht zu kitten war, und weil der Amtsinhaber Ortsvorsteher bleiben will, trat Frank Heckmann im Oktober aus der SPD aus und gründete seinen eigenen "Wahlverein" - genannt Wählergemeinschaft unabhängiger Steinbacher Bürger (WuSB). Derzeit habe man 20 Mitglieder, gibt Heckmann an. "Ich habe ein gutes Gefühl, dass ich nach dem 13. Januar noch Ortsvorsteher bin", sagt er, der dieses Amt seit sieben Jahren ausübt. Er hat in einem "Bürgerbrief" den Steinbachern die Querelen aus seiner Sicht erklärt und hält einen aufwendigen Wahlkampf für überflüssig: "Wer uns in Steinbach nicht kennt, kann kein Steinbacher sein!" Seine neunköpfige Kandidatenliste bekam binnen vier Tagen 40 Unterstützerunterschriften, 27 hätten sich laut Gesetz im Rathaus eintragen müssen.

Heckmann, zuvor 37 Jahre Mitglied der SPD, hat sich entschlossen, im Kreistag, dem er seit 20 Jahren angehört, "kooptiertes Mitglied" der SPD-Fraktion zu bleiben. Dagegen verliert die SPD-Fraktion im Ottweiler Stadtrat durch die Steinbacher Vorgänge ihre hauchdünne absolute Mehrheit wieder, die sie erst kürzlich durch Pia Dörings Übertritt von der Linken erreicht hatte. Katja Emde-Heckmann nämlich wechselte mit ihrem Ehemann zur WuSB und sitzt künftig als Fraktionslose im Stadtrat von Ottweiler.

Die Steinbacher SPD, die dank günstigen landespolitischen Windes bei der Kommunalwahl 2009 acht der neun Ortsratssitze - einer ging an die CDU - eroberte, wird bescheidener. Wohl auch, weil es bei der Bürgermeisterwahl in diesem Jahr einen Farbenwechsel im Chefzimmer des Ottweiler Rathauses gab. Den Steinbacher Ortsvereinsvorsitzenden Wolfgang Brück, zugleich erster Beigeordneter der Stadt, würde eine erdrutschartige Verschiebung allerdings "sehr wundern". Er rechnet "unter den gegebenen Umständen" mit "mindestens fünf Sitzen" für seine Partei.

Die CDU wähnt sich im Rückenwind - obwohl es einen Ortsverband in Steinbach nach sieben Jahren in der Versenkung erst sei Mai dieses Jahres wieder gibt. "Wir haben in Steinbach jetzt drei Mal so viele Mitglieder wie früher", freut sich der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Roland Theis, "darunter unglaublich viele neue und engagierte Bürger!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort