Rohstoffexpedition Wieder verwerten statt Wegwerfen

Von · Klimaprojekt informiert Neunkircher Schüler über den Raubbau an Mutter Erde. Verbrauch könnte reduziert werden.

  Michael Geisler, rechts, und Lisa Wanert referierten vor der 12er Klasse des KBBZ Neunkirchen zum Thema Lightcycle.

 Michael Geisler, rechts, und Lisa Wanert referierten vor der 12er Klasse des KBBZ Neunkirchen zum Thema Lightcycle.

Foto: Jörg Jacobi

Der Beamer wirft das Bild einer satten, tropischen Landschaft an die Wand. Ihm folgt eine weitere Aufnahme mit kargen, aufgewühlten Erdmassen. So sieht rücksichtsloser Rohstoffabbau in Südamerika aus. Nur eines von vielen erschreckenden Beispielen, die gestern die Schüler des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums (KBBZ) in ihrem Filmsaal gesehen haben. Die „Germanwatch Rohstoffexpedition“ ist bei ihnen zu Gast. Es ist die letzte Station in Neunkirchen nach dem Steinwald-Gymnasium und der Alex-Deutsch-Realschule in Wellesweiler.

Die Präsentation ist ein Klimaprojekt im Rahmen der bundesweiten Umweltbildungsinitiative des Unternehmens „Lightcycle“, das sich dem Ressourcenschutz widmet. Die Aktion wendet sich vor allem an Jugendliche aller Sekundarstufen. Sie ist als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet. Bei der Expedition handelt es sich um eine mobile Unterrichtseinheit, die auf die Klimaexpedition von Germanwatch aufbaut. Hier werden in zwei Unterrichtseinheiten à 90 Minuten, ausgehend von weltweiten Beobachtungen aktueller Satellitenbilder - welche alten Aufnahmen und Grafiken gegenübergestellt werden - die Themen Energie und Rohstoffverbrauch erarbeitet. Dabei kann den Schülern deutlich gemacht werden, welche globalen Auswirkungen Abbau, Transport, Verarbeitung, Nutzung und Entsorgung von Rohstoffen auf das Klima und beispielsweise auch auf das Ernährungsverhalten haben. „Wir wollen vor allem jungen Menschen begreifbar machen, welche Rohstoffe in ausgedienten Elektrogeräten schlummern und wie entscheidend ihr Konsumverhalten die Zukunft unserer Erde prägt“, erklärt Stephan Riemann (Geschäftsführer von Lightcycle) in den Infos zum Projekt.
Dafür wird überwiegend am aktuellen Beispiel der Smartphone-Produktion nachverfolgt, welche Spuren das auf der Erde hinterlässt. Die Präsentation nimmt mit auf eine globale Reise über Bolivien, Chile, Brasilien, Australien, Island bis hin zu den afrikanischen Tropen und noch weiter. Die Schüler sehen, wie der Abbau von Lithium (nötig für den Akku der Handys) in groß angelegten Verdunstungsanlagen die Umwelt verschmutzt. Kupferminen hinterlassen Kilometer große Löcher, in denen so eigene Wetterverhältnisse entstehen. Für die „Touchscreens“ bauen Menschen unter militärischer Bewachung Coltan ab und riskieren dabei für etwa 80 Cent Tageslohn ihr Leben. Um an Gold heranzukommen, werden in Chile ganze Stücke aus Bergen gesprengt, und giftige Stoffe wie Arsen und Quecksilber fließen nach der Verarbeitung des Goldes ins Grundwasser ab. Folgen sind zerstörte Landschaften, verseuchtes Grundwasser, stark erhöhte Krebsraten im Umkreis der Abbaugebiete und Klimaveränderungen. Und da die Rohstoffe seit Jahren in Massen abgebaut werden, werden sie nun knapp.

„Wir brauchen eine Rohstoffwende, um unseren Lebensstandard für die kommenden Generationen zu bewahren“, fordert Ulrike Scharf, bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz und Schirmherrin der Lightcycle Rohstoffwochen. Zu viel Verbrauch, zu viel Wegwerf-Mentalität. Das zeigt allein die Tatsache, dass in Deutschland schon am 24. April  das Budget an natürlichen Ressourcen verbraucht war und die Deutschen für ihren Wohlstand auf Kosten anderer leben. Dabei könnte man allein aus den etwa 85 Millionen alten Handys, die in Deutschlands Schubladen liegen, zwei Tonnen Gold gewinnen. Und bei 0,024 Gramm Gold pro Handy, für die mindestens 100 Kilogramm Abraum und Sondermüll entstehen, scheint ein Abbau neuer Rohstoffen keine Alternative zu sein. Zum Thema Kohleabbau und Energieverbrauch gibt es zu hören, dass Deutschland selbst kaum noch Kohle abbaut. Allerdings ist dafür der Import deutlich gestiegen, und Lisa Wanert gibt zu bedenken: „So sauber, wie wir immer angeben, sind wir gar nicht.“

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