Wie Kleingärtner Eisbären retten

Neunkirchen · Während die Weltbevölkerung, rechnerisch gesehen, seit Anfang der Woche über ihre Verhältnisse lebt, zeigen Neunkircher Kleingärtner, wie Ökologie im Kleinen geht – mit Regentonnen, Solarlampen und selbstangebautem Obst und Gemüse.

 Die Eisbären-Freunde von links: Vereinsvorsitzender Hans-Werner Franz, 2. Vorsitzender Dieter Jung und Mitglied Dieter Kröner vom Verein Blumen- und Gartenfreunde Nordpol im Neunkircher Burrwiesenweg. Fotos: Robert Schmidt

Die Eisbären-Freunde von links: Vereinsvorsitzender Hans-Werner Franz, 2. Vorsitzender Dieter Jung und Mitglied Dieter Kröner vom Verein Blumen- und Gartenfreunde Nordpol im Neunkircher Burrwiesenweg. Fotos: Robert Schmidt

Als die Zeitung im Neunkircher Kleingartenverein Nordpol vorbeischaut, ist Rentner Horst Keil gerade dabei seine Salatköpfe zu gießen. Ob er den SZ-Artikel zum "Globalen Überlastungstag" (siehe: Auf einen Blick) gelesen habe? Ja, den habe er überflogen. Im Gegensatz zur restlichen Weltbevölkerung lebe er aber nicht seit Anfang der Woche auf Pump, sagt Keil lachend. "Wissen Sie, beim Garten gehört die Natur mit dazu." Seine ganze Parzelle bestehe aus erneuerbaren Ressourcen. Keil zählt auf, was sein Garten so zu bieten hat: unter einer Folie wachsen rote und gelbe Tomaten, es gibt Buschbohnen, Rotkraut, Rosen- und Blumenkohl, Mirabellen, Johannisbeeren, zwei Säulen Äpfel und und und. Außer manchmal im Winter kaufe er kein Gemüse ein, sagt Keil. "Das Herzstück eines jeden Gartens ist aber der Komposthaufen", sagt der 76-Jährige, der den Garten gemeinsam mit seiner Frau Christine bewirtschaftet. Stolz sei er auch auf sein System von acht miteinander verbundenen Regentonnen, sagt der Kleingärtner .

Während Keil angibt, nur selten Leitungswasser zu benutzen, hat Nachbar Dieter Kröner nach eigenen Angaben schon "zwei Jahre Nullstand". Sein Regentonnensystem umfasst fünf 1000-Liter-Tonnen. Stolz ist Kröner auch auf seine geringe Stromrechnung von nur vier Euro pro Jahr. Beim Thema Nachhaltigkeit, findet er, "meckern und jammern viele", aber keiner halte sich an seine Vorhaben. Außer für Gartenarbeiten und eine kleine Wasserpumpe im Teich brauche er nur Strom, wenn er mal sein Radio anschalte. Für Beleuchtung in seinem Garten sorgen einige kleine Solarlampen.

Solche umweltfreundlichen Lämpchen stecken auch in den Beten im Garten von Krankenpfleger Michael. "Na klar mache ich mir auch Gedanken über Ressourcen und das Weltklima", sagt der Hobbygärtner. Ihn wundere es, dass es in diesem Jahr weder einen richtigen Winter noch einen richtigen Sommer gegeben habe. Wegen des Klimawandels, vermutet er, habe er diesmal statt 50 nur fünf Kilo Erdbeeren ernten können. Indem er sich mit Obst und Gemüse das ganze Jahr über selbst versorge, sehe er seinen Beitrag zur Umwelt als geleistet an.

Vereinsvorsitzender Hans-Werner Franz freut sich über jeden Parzellen-Besitzer, der "nicht nur rasen mäht". Außerdem könne man als Kleingärtner auch Geld sparen. "Das spielt bei manchen auch eine Rolle." Sicher stehe im Verein die Gartenarbeit im Vordergrund, so Franz. "Hauptsache ist aber, dass es Spaß macht."

Info: Wer sich für eine Parzelle bei den Blumen- und Gartenfreunden Nordpol interessiert, wendet sich an Hans-Werner Franz unter (0 68 21) 5 72 23. Die Kosten für Mitgliedsbeitrag, Strom und Pacht betragen 45 Euro pro Jahr. Die einmalige Aufnahmegebühr beträgt 100 Euro.

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Auf einen Blick "Unsere Erde ist nicht genug", unter dieser Überschrift berichtete die Saarbrücker Zeitung am Montag über den "Globalen Überlastungstag". Das Netzwerk Global Footprint zeigt mit diesem errechneten Datum an, an welchem Tag die Erdbevölkerung alles verbraucht hat, was die Natur in einem Jahr regenerieren kann. In diesem Jahr war das also der 8. August. red

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