Hobbyautor Eine „gespenstisch inspirierende Zeit“

Neunkirchen · Wie Hobby-Autor Raimund Eich die Zeiten von Corona erlebt.

 Autor Raimund Eich – hier ein Archivfoto vom SZ-Besuch vor zwei Jahren – will unter anderem auch Senioren zum Schreiben animieren.

Autor Raimund Eich – hier ein Archivfoto vom SZ-Besuch vor zwei Jahren – will unter anderem auch Senioren zum Schreiben animieren.

Foto: Jörg Jacobi

Ein Prophet ist Raimund Eich natürlich nicht. Trotzdem hat er die derzeitige Lage schon ein Stück weit vorausgesagt – literarisch. In seinem im Herbst 2019 veröffentlichten Buch „In Trümmern versunken“ beschreibt der Neunkircher Autor, wie eine endlose Kette gewaltiger Naturkatastrophen rund um den Erdball Millionen Menschen in den Tod reißt und globale Rettungs- und Wiederaufbaumaßnahmen erforderlich macht. „Die Welt in meinem Buch gerät aus den Fugen, wenn auch nicht durch ein Virus. Doch Ähnlichkeiten mit der aktuellen Situation sind unverkennbar und fast schon beängstigend für mich selbst.“ Die Ausgangsbeschränkungen haben Eich nicht nur als Volkshochschul-Dozent lahmgelegt, sondern ihn auch temporär in eine kreative Schaffenskrise gestürzt, „unerklärlicherweise“. Trotzdem versucht der pensionierte Beamte, dieser aufgezwungenen Pause vor allem positive Seiten abzugewinnen: „Dieser unsichtbare Winzling hat mehr erreicht, als die stärkste Armee es könnte. Corona hat die Welt angehalten, uns in Angst und Schrecken versetzt, uns isoliert und uns allen Zeit gegeben, innezuhalten“, um über die großen Sinn-Fragen des Lebens intensiv nachdenken zu können. „Ich sehe für uns alle eine riesengroße Chance, gerade in dieser weltweiten Krise umzudenken und umzulenken, weg von Kriegen und Grausamkeiten gegenüber allen Lebewesen, weg vom Raubtierkapitalismus und der Gier nach immer mehr Konsum zu immer günstigeren Preisen, weg von der Ausbeutung anderer Völker und der beängstigenden Zerstörung der Natur und vieles mehr.“

Rein als Schriftsteller hofft Eich sogar, ein bisschen vom Virus zu profitieren: Hat sich erstmal alles gesetzt, wird er die aktuellen Ereignisse sicher in sein nächstes Buch einfließen lassen. Und auch in seiner Schreibwerkstatt will er mit den Kursteilnehmern die Krise thematisieren. Bis dahin versucht er, seine Mitmenschen ein wenig zu unterhalten und abzulenken. Dafür veröffentlicht Eich auf Facebook regelmäßig Texte und Gedichte. Auf den SZ-Aufruf der Seniorenresidenz Evergreen hin verfasste er spontan zwei Briefe und bot seine Hilfe an, für den Fall, dass Heimbewohner selbst Beiträge schreiben und vielleicht in irgendeiner Form veröffentlichen wollen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass man den Senioren nicht nur mit dem Lesen von Geschichten und Gedichten, sondern auch mit einer möglichst sinnvollen Aufgabe am besten über die schwere Zeit der Isolierung helfen könnte.“

Für sich selbst sammelt der Autor bis zur Rückkehr in die Normalität weiter Gedanken und Eindrücke. „Wenn ich mit meinem rumänischen Straßenhund Charly Gassi gehe, fern von allem sonstigen Treiben, dann überkommt mich zuweilen Gänsehaut und ich fühle mich wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel“, resümiert Raimund Eich. Wenn man so will, ist es geradezu „eine gespenstisch inspirierende Zeit für einen Schreiberling wie mich“.

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