Rohstoffwochen Wie aus Elektroschrott Gold wird

Neunkirchen · Der Umweltpädagoge Michael Geisler erklärte Schülern während der „Expedition Rohstoffwoche“ wichtige Zusammenhänge.

 Michael Geisler (links) verstand es, den Schülern der Klasse 10 b von der Gemeinschaftsschule Neunkirchen-Stadtmitte, die Rohstoff-Expedition der globalen Welt näherzubringen.

Michael Geisler (links) verstand es, den Schülern der Klasse 10 b von der Gemeinschaftsschule Neunkirchen-Stadtmitte, die Rohstoff-Expedition der globalen Welt näherzubringen.

Foto: Jörg Jacobi

Das Live-Satellitenfoto lässt keinen Zweifel: Da, unter freiem Himmel, liegen ungeschützt große Becken voll mit giftgelber Zyanid-Lauge. Ein Schüler fragt spontan: „Was passiert, wenn man den Finger dort rein hält?“ „Dann löst er sich Stück für Stück auf.“ Upps! So unappetitlich kann es werden, wenn man sich mit Gold beschäftigt. In seiner hemdsärmeligen Art erzählt der aus Bochum angereiste Gast, Umweltpädagoge Michael Geisler, der 10 b im Bistro der Gemeinschaftsschule Lutherstraße, wie das begehrte Edelmetall gewonnen wird. Bevor man es zu Schmuck oder, extrem dünn ausgewalzt, zu Platinen für Smartphones, Computer und Flachbildschirme verarbeiten kann, muss man es mittels der hochgiftigen Chemikalie Zyanid aus dem zuvor aus Felsen gesprengten Gestein herauslösen. Die Ausbeute: Aus einer Tonne Gesteinsmehl gewinnt man maximal zwei Gramm Gold.

Schwerer Tobak, diese Doppelstunde der Bildungsinitiative „Expedition Rohstoffwoche“, die im Auftrag des Klimaprojektes Neunkirchen vergangene Woche an mehreren Neunkircher Schulen gastierte. Denn Geisler schlägt in den für ihn reservierten 90 Minuten gleich den ganz großen Bogen. Da geht es nicht nur um gewissenlosen Rohstoffabbau, sondern auch um Fleischkonsum und Regenwaldrodung und damit ums Klima, um Energiegewinnung, um Verpackungs- und anderen Müll, darunter 9000 ausrangierte Satelliten im Orbit, und – letztlich über Möglichkeiten, selbst ebenfalls aktiv zu werden in Sachen Ressourcenschutz.

Können doch aus vermeintlich nutzlosen „Abfällen“ wie Elektroschrott wertvolle Sekundärstoffe gewonnen werden: „In jedem Haushalt gibt es eine Schublade mit alten Handys“, behauptet der Referent, woraufhin ein Großteil der Jugendlichen ertappt kichert. Aber dort müssen sie ja keineswegs bleiben. Denn „in einem Handy stecken mehr als 60 verschiedene Stoffe, darunter zirka 30 Metalle“, erklärt Geisler, der als Astronom für die Geoscopia-Umweltbildung tätig ist. Aber auch Kabel und Kopfhörer, Glühbirnen und Leuchtstoffröhren wie überhaupt jegliche Elektrogeräte können zum Wertstoffhof gebracht werden. „In modernen Recyclinganlagen lassen sich bis zu 98 Prozent der Edelmetalle zurückgewinnen.“ Aus einer Tonne Elektroschrott beispielsweise 250 Gramm Gold.

„Wenn nur bei einem was hängenbleibt, haben wir schon was erreicht“, sagt Michael Schwenk, Mitarbeiter der KEW, der Geisler die Woche begleitete. Die KEW engagiert sich mit der Kreisstadt Neunkirchen und der Sparkasse im Klimaprojekt Neunkirchen. „Es geht darum, Bewusstsein zu fördern und die Bereitschaft, in kleinen Teilen aktiv zu werden.“ Das haben die 150 Neunkircher Schüler, die insgesamt an der Expedition Rohstoffwoche teilnahmen, gelernt. Wie es der Umweltpädagoge Michael Geisler in Sachen schwindender Rohstoffe lakonisch rüberbrachte: „Dann wünsch ich euch viel Glück. Für mich reicht’s noch.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort