Wer heute ein Kreuz zu tragen hat

Neunkirchen · An fünf Punkten der Innenstadt macht der Ökumenische Kreuzweg am 25. März Station. Start ist in der Kirche Herz Jesu, Abschluss in der Christuskirche. Dazwischen liegen Bachschule, „Momentum“ und Stummplatz.

Herr Maier (Name geändert) leidet seit Jahren an Darmkrebs - immer wieder Hoffen und Bangen. Vor vier Wochen wurde er aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen - man könne jetzt nichts mehr für ihn tun. Ihm wird geraten, Kontakt mit dem ambulanten Hospizdienst aufzunehmen. Erst sträuben Herr Maier und seine Frau sich, dann machen sie es doch. Und sind inzwischen froh. Reden, zuhören, beraten - das ist unterstützende, entlastende Hilfe. Die Krankheit hat sich nicht gebessert, aber sie ist leichter zu ertragen.

"Weil jemand mitträgt", sagen Gabi Wagner vom ambulanten Hospiz St. Josef Neunkirchen und Martin Eisenbeis vom Neunkircher Betreuungsverein SKFM im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie kennen Fälle wie auch den von Herrn Maier aus ihrem Arbeitsalltag - wollen Hilfe bieten, wenn das Lebensende in Sicht kommt.

Den Fall Maier werden Wagner und Eisenbeis auch an der dritten von insgesamt fünf Stationen des Ökumenischen Kreuzweges "Durchkreuztes Leben" am 25. März durch die Neunkircher Innenstadt (siehe "Auf einen Blick"). Denn sie deuten die Bibel - "Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen" - ausgehend von der Lebenswirklichkeit unserer Zeit und Gesellschaft. So auch das Leid von Schwerkranken und Sterbenden sowie auch deren Angehörigen: "Das Leid bleibt, man muss es aushalten", sagt Wagner. "Aber es wird leichter, wenn jemand Leid mitträgt." "Und dabei die Selbstbestimmung des Schwerkranken oder Sterbenden respektiert", ergänzt Eisenbeis. Was die Verantwortlichen auch in einen Konflikt bringen könne. Auch hier ein Fallbeispiel aus der Praxis: Frau Schmidt (Name geändert) kann nur noch mit einer Magensonde am Leben erhalten werden. Laut ihrer Patientenverfügung lehnt sie jegliche künstliche Ernährung ab. Ihr Betreuer soll nun eine Entscheidung treffen: Entscheidet er sich für die Magensonde, stellt er sich gegen den Willen von Frau Schmidt. Lehnt er die Magensonde ab, wird Frau Schmidt sterben.

Seit Herbst bereitet eine Steuerungsgruppe die siebte Auflage des Kreuzweges vor. Veranstalter sind die evangelische Kirchengemeinde Neunkirchen und die katholische Kirche im Raum Neunkirchen . An drei Treffen haben sie Ideen gesammelt, mit ihren Kooperationspartnern Detailarbeit abgestimmt, den Ablauf an den Stationen synchronisiert.

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Auf einen BlickDer Ökumenische Kreuzweg durch Neunkirchen startet am Mittwoch, 25. März, 18 Uhr, in der Herz-Jesu-Kirche, Kleiststraße. Der Weg führt zur Bachschule in der Unterstadt (Thema: benachteiligte Familien), weiter zum Kirchenladen "Momentum" auf der Bliespromenade (Thema: das Leiden von Sterbenden und deren Angehörigen) und dann zum Stummplatz (Thema: Situation von Flüchtlingen). Zum Abschluss gegen 19.30 Uhr sind in der Christuskirche alle Teilnehmer zu Begegnung bei Getränken, Käse und Brot eingeladen. cle

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