Münchwieser Symposion 2017 Wenn Erinnerung zur Qual wird

Münchwies · Experten befassten sich bei einer Fachtagung in Münchwies mit der Traumatherapie

 Die Ursachen eines Traumas können vielfältig sein.

Die Ursachen eines Traumas können vielfältig sein.

Foto: gms/DAK/Wigger

Es ist eine der dunkelsten Seiten unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit: Noch immer erfahren zehn Prozent der Kinder Misshandlungen in ihren eigenen Familien. Gleichzeitig sind 25  Prozent der erwachsenen Frauen Opfer von Gewalt durch ihren Partner. Nicht selten resultieren aus solch massiven Grenzüberschreitungen und Verletzungen lang anhaltende Traumafolgestörungen.
Kein einfaches Thema also, das die Rehaklinik für Sucht und psychosomatische Erkrankungen in Münchwies in diesem Jahr aufgegriffen und zum Gegenstand der traditionellen Fachveranstaltung im Herbst gemacht hat. Bereits im Jahr 1998 fand an gleicher Stelle ein Symposion zur Traumatherapie statt. Damals, vor fast zwei Jahrzehnten, hatte man bereits Erfahrungen mit der Behandlung traumatisierter Patienten in Münchwies gemacht. In der Folgezeit wurde das Thema der posttraumatischen Belastungsstörungen auch zunehmend von den Medien aufgegriffen. So veränderte sich auch die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und Betroffene finden seither viel eher den Weg in geeignete Therapien.
Seit vielen Jahren ist die Klinik eine bundesweit bekannte und anerkannte Facheinrichtung für die stationäre Therapie dieses Störungsbildes. Im letzten Jahr wurde auf Initiative des saarländischen Gesundheitsministeriums in der Münchwieser Klinik der zweite Standort einer Traumaambulanz des Landes eröffnet.
Die Ursachen eines Traumas können vielfältig sein. Unfälle, Naturkatastrophen und Verbrechen sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Aber immer wieder geschehen Übergriffe, Misshandlungen und sexuelle Gewalttaten auch in den Familien. Die Täter sind dann die Menschen, die einem eigentlich am nächsten stehen. So wird der Schutzraum zum Tatort, mit meist gravierenden Folgen für die Opfer. „Das Leben der betroffenen Menschen wird vergiftet“, so beschrieb es Dr. Monika Vogelgesang, Chefärztin der Klinik, in ihrem Vortrag. Hilfe durch Therapien ist möglich. Hier erfahren die Betroffenen zunächst Verständnis und Mitgefühl. Sie sind endlich nicht mehr allein mit ihrem Schicksal und können sich mitteilen. Schließlich kann über das breite Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten in der Rehabilitation, zu dem neben der Psychotherapie unter anderem auch Sport, Musik- und Gestaltungstherapie zählen, die quälenden Erinnerungen bewältigt werden.
Die Tagung machte deutlich, dass in den zurückliegenden Jahren die
Behandlungsmöglichkeiten ausgereifter und professioneller wurden. In einem Beitrag über ein besonders erfolgreiches Verfahren in der Traumatherapie erläuterte Oberarzt Holger Feindel, mit welchem erprobten Vorgehen die quälenden Erinnerungen und belastenden Gedanken bearbeitet werden können.

Auch wenn das Versorgungsangebot für Menschen mit Traumafolgestörungen zwischenzeitlich deutlich besser geworden ist, so besteht vor allem im ambulanten Bereich noch immer ein so großer Bedarf, dass es sehr schwer ist hier zeitnah einen Therapieplatz zu finden. Auch nach zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Traumatherapie gibt es somit noch immer viel zu tun.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort