Wenn einer lyrisch ins Mikro brüllt
Neunkirchen · Im Rahmen ihrer Europatournee machten Listener aus Kasas City Station in der Reithalle. Das Kontrastprogramm dazu lieferte der vorab auftretende Brett Newski mit seiner Sologitarre und Singer/Songwriter-Sound.
. Die Band Listener zu erklären, ist nicht gerade einfach. "Ein einzelner ihrer Songs enthält so viel Text wie bei manch anderen eine ganze Platte", meint Tim Masson, Neunkircher Kulturgesellschaft. Er betont damit das Prägnante an der Musik der drei Jungs aus Kansas City. "Sie haben sehr viel zu erzählen." In der Tat gibt es kaum eine Band, die sich mit Listener vergleichen lässt. Ihre Songs enthalten weder wirkliche Strophen noch einen eingängigen Refrain. Selbst Leadsänger Dan Smith sagt: "Wir sind schwer zu beschreiben: Heavy, folky, manchmal laut, manchmal leise."
Er meint damit die verschiedenen Rhythmusspielereien, in die die poetischen Texte fast ohne melodischen Bezug eingebunden sind. Die gewöhnliche musikalische Struktur wird konterkariert. Doch gerade dadurch gehen die Songs besonders unter die Haut.
Die Europatour Listeners begleitet Brett Newski als Supportact. Er absolviert zunächst eine "bizarre Odyssee durch dreckige Studios in Thailand, Vietnam, Hongkong und den Philippinen", bevor er als angesagter Virtuose mit über 200 Gigs pro Jahr durch die Welt tourt. "Ich schreibe Songs , reise viel und versuche, in der verrückten Geschwindigkeit des Jahres 2016 Mensch zu bleiben", erklärt Newski, der mittlerweile bereits drei Alben veröffentlicht hat, seinen Alltag.
Mit seiner musikalischen Idee kann der aus Milwaukee stammende Künstler auch beim Publikum in der Stummschen Reithalle punkten. "Er hat eine super Stimme. Es ist beeindruckend, was ein Mann alleine an Musik abliefern kann", findet Tanja Schwinn aus Hülzweiler. Besonders gut findet sie die Vielfältigkeit in Stücken wie "Garage" oder "DLY". "Es ist nicht der klassische Singer/Songwriter-Sound, sondern geht auch in Richtung Folk, Rock und Indie."
Während Brett Newski mit seiner Sologitarre eher gediegen daherkommt, setzen Listener gleich von Anfang an auf die brachialen Drums von Kris Rochelle und die harten Gitarrenriffs von Jon Terry. Smith unterstützt am Bass, greift in längeren instrumentalen Parts aber auch mal zur Trompete. Hauptsächlich schmettert der Leadsänger aber seine tiefsinnigen Reime ins Mikro. Titel wie "You have never lived because you have never died" sprechen Bände. Doch die Band kann auch ruhige, mitunter sehr melancholische Passagen mit leiserem, aber nicht weniger exzessiv-emotionalem "Sprechgesang", der eigentlich gar keiner ist - sondern ein dichterischer Vortrag im neuen, außergewöhnlichen Gewand des 21. Jahrhunderts. Einen Höhepunkt stellt der ergreifende, traurig-wütende Vortrag des Stückes "It will all happen the way it should" dar, welches das Publikum zum Ende hin nochmal richtig mitreißt. Kai Jaap aus Neunkirchen : "Ich kannte die Band vorher nicht. Sie sind außergewöhnlich, definitiv kein Standard. Einer brüllt lyrisch ins Mikro und die anderen machen passende Musik dazu. Einfach klasse!"