Wenn die Welle zur Sturmflut wird

Wiebelskirchen. "Wie konnte es bloß passieren, dass so viele Menschen nichts gegen die Verbrechen der Nazis unternommen haben?" Das fragten sich die Schüler in einer Projektgruppe zum Thema Nationalsozialismus in dem Stück "Die Welle", das der Theater- und Spielverein "Die Kulisse" gestern im Kulturhaus Wiebelskirchen erstmals aufführte

Wiebelskirchen. "Wie konnte es bloß passieren, dass so viele Menschen nichts gegen die Verbrechen der Nazis unternommen haben?" Das fragten sich die Schüler in einer Projektgruppe zum Thema Nationalsozialismus in dem Stück "Die Welle", das der Theater- und Spielverein "Die Kulisse" gestern im Kulturhaus Wiebelskirchen erstmals aufführte. Unterstützung kam vom Musicalprojekt Neunkirchen, wo einige der Kulisse-Mitglieder ohnehin ebenfalls aktiv sind. Regie führte Sibille Sandmayer.Um den Schülern der Projektgruppe die Entstehung einer Diktatur verständlich zu machen, startet der Lehrer Ben Vogel (Francesco Cottone) ein Experiment: Sukzessive schwört er sie auf ein angebliches Erfolgskonzept ein, bei dem ihm selbst die Führerrolle zukommt. Schon bald nennt sich der Kurs "Die Welle" und begrüßt sich untereinander mit "Stärke durch Disziplin! Stärke durch Gemeinschaft!", unterstrichen durch eine wellenartige Armbewegung. "Zum ersten Mal sind wir eine Einheit", begeistert sich der Schüler David (Isaak Jacobi). Als besonders eifrig erweist sich der frühere Außenseiter und nun in die Gemeinschaft der Welle integrierte Rüdiger (Andreas Fischer). Doch eine bleibt skeptisch und macht sich dadurch Feinde: Mia (Elena Schneider), die Chefredakteurin der Schülerzeitung. Als der Lehrer merkt, dass das Experiment aus dem Ruder läuft, fasst er den Beschluss zum Abbruch, doch die Welle hat sich seiner Kontrolle entzogen.

Das Theaterstück basiert auf dem Roman "Die Welle" von Morton Rhue. Dieser greift das 1967 wirklich an einer kalifornischen Highschool durchgeführte Experiment "The Third Wave" auf. Während dieses durch Aufklärung relativ friedlich beendet werden konnte, startet in einer deutschen Verfilmung des Stoffes von 2008 ein Schüler einen Amoklauf. Daran orientierte sich auch die Kulisse-Regisseurin Sandmayer, die im Stück die Frau des Lehrers spielt.

Die Premiere fand vor Schulklassen aus St. Wendel, Lebach und Neunkirchen statt. Die Schauspieler zeigten sich überrascht von den Reaktionen des Publikums, das sich teilweise am Mobbing Rüdigers beteiligte oder sich an unpassenden Stellen amüsierte. "Die Altersempfehlung zu diesem Stück sollte ernst genommen werden", betonte daher der Schauspieler Andreas Fischer. Die Zuschauer Felix Hoffmann und Moritz Hinke: "Das Stück hat manchmal richtig echt gewirkt. Wir haben gelernt, dass man bei so etwas niemals mitmachen darf."

Weitere Aufführungen: Freitag, 19. Oktober, Samstag, 20. Oktober, und Sonntag, 21. Oktober, jeweils um 20 Uhr, im Kulturhaus Wiebelskirchen.

Auf einen Blick

Darsteller: Francesco Cottone (Lehrer Ben Vogel); Isaak Jacobi (David), Elena Schneider (Mia), Andreas Fischer (Rüdiger), Ida Jacobi (Amy), Marius Fries (Tobi), Moritz Stein (Chris), Victoria Ohlmann (Cora), Nadine Fleckinger (Lena), Hannah Sieren (Selina), Helena Rudolph (Anja), Catarina Cottone (Alex), David Groß (Jonas), Nadine Schneider (Schülerin); Sibille Sandmayer (Frau des Lehrers Bea Vogel); Martin Sieren (Schuldirektor Schneider); Yannick Meisberger (großer Bruder von Mia). ani

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