Wenn "Die Welle" durch die Schule schwappt

Heinitz. Mit einem lauten "Stärke durch Disziplin!" begrüßt der Lehrer die Schüler. Die antworten im Chor "Stärke durch Gemeinschaft!", unterstrichen durch eine wellenartige Armbewegung. Auf ein Zeichen setzen sich alle. Allerdings: Das Klassenzimmer ist nur improvisiert. Die Szene nur gespielt. Hier wird geprobt

Heinitz. Mit einem lauten "Stärke durch Disziplin!" begrüßt der Lehrer die Schüler. Die antworten im Chor "Stärke durch Gemeinschaft!", unterstrichen durch eine wellenartige Armbewegung. Auf ein Zeichen setzen sich alle. Allerdings: Das Klassenzimmer ist nur improvisiert. Die Szene nur gespielt. Hier wird geprobt. Im Saal der ehemaligen Grundschule Heinitz treffen sich 19 Jungendliche und junge Erwachsene des Theater- und Spielvereins Die Kulisse und proben für "Die Welle". 1981 von Morton Rhue als Roman in Amerika veröffentlicht, basierend auf einem echten schulischen Experiment aus dem Jahr 1967, 2008 verfilmt mit Jürgen Vogel in der Rolle des Lehrers, behandelt "Die Welle" die Frage eines ungleichen Wertes von Menschen, verbunden mit Diskriminierung und Gewalt gegenüber vermeintlich Minderwertigen.

"Wir proben seit März und eigentlich steht auch alles. Nur kleine Texthänger müssen noch ausgebügelt werden", sagt Regisseurin Sibille Sandmayer (26). Sie selbst spielt auch mit, ist die Frau des Lehrers (Francesco Cottone). Die Darsteller der Schüler sind zwischen 14 und 27 Jahren alt. Einige von ihnen sind erstmals bei der Kulisse dabei. Da es hier nicht ausreichend Jugendliche für eine ganze Klasse gab, wurden einige aus dem Musical-Projekt Neunkirchen zusätzlich rekrutiert. Dort ist das Gros der "alten Hasen" sowieso noch zusätzlich engagiert.

Das Experiment entgleist

Sibille Sandmayer gibt Zeichen. Alle gehen auf Position. Die Geschichte dieses ungewöhnlichen Projektes nimmt ihren Lauf. "Die Welle" nennt sich die Schülergruppe, seit sie an diesem Projekt des Lehrers teilnimmt. Dieser will den Schülern die Entstehung einer Diktatur durch einen Selbstversuch begreiflich machen, doch das pädagogische Experiment entgleist. Als anders denkende Schüler diskriminiert und drangsaliert werden, will der Lehrer abbrechen, doch die Welle hat ihre eigene Dynamik entwickelt und sich seiner Kontrolle längst entzogen. Im Buch gelingt es dem Lehrer mit einem Film einer Hitler-Rede die Schüler aufzuwecken.

Doch damit könne man heute keine Schüler mehr abschrecken, weiß die Regisseurin aus ihrer eigenen beruflichen Erfahrung in der Jugendarbeit. Sie greift stattdessen nach Vorbild der deutschen Verfilmung das aktuelle Thema Amoklauf auf. Dabei spielen der Anführer der Schüler-Gruppe David (Isaak Jacobi, 16) und der Außenseiter Rüdiger (Andreas Fischer, 27) Schlüsselrollen. "Ich kannte diese Geschichte schon von der Schule. Sie ist wirklich gut!", verspricht Isaak Jacobi, der bereits seit neun Jahren Theater spielt. "Mobbing erlebt man ja auch im Alltag immer mal wieder.

Ich denke, dass sich auch viele der jugendlichen Zuschauer in dem Stück wiederfinden werden", ergänzt Andreas Fischer. Das Bühnenbild wird schlicht gehalten werden, die Regisseurin will vor allem mit Licht arbeiten. Mit einer Multimediapräsentation über wirkliche Amokläufe wird im Anschluss an das Stück der Bogen zur Realität gespannt.

Auf einen Blick

Aufführungstermine für Schulen: Donnerstag, 18. Oktober, und Freitag, 19. Oktober jeweils um 11 Uhr. Weitere Termine: Freitag, 19. Oktober, Samstag, 20. Oktober, und Sonntag, 21. Oktober, jeweils um 20 Uhr. Alle Aufführungen finden im Kulturhaus Wiebelskirchen statt. Karten sind für acht, ermäßigt sechs, für Schüler im Klassenverbund vier Euro im Kulturhaus, bei Copyworld Neunkirchen oder an der Abendkasse zu erhalten. Schulklassen werden um Anmeldung gebeten, Aufführungen an Schulen sind möglich. Reservierungen und Info: Ursula Bitz, Telefon (0 68 21) 5 18 30. ani

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