Wenn der Wald in Flammen steht

Kreis Neunkirchen · Es ist trocken. Den letzten nennenswerten Regen gab es im Kreis Neunkirchen am 22. Juni. Die Gefahr von Flächen- und Waldbränden wächst täglich, warnt die Neunkircher Feuerwehr. Rund die Hälfte des Stadtgebietes ist bewaldet.

 Bei einem großen Brand 2009 am Hofgut Menschenhaus wurden etwa zwölf Hektar Wald und Unterholz vernichtet. Die Flammen waren bis zu 20 Meter hoch. Archivfoto: Christopher Benkert

Bei einem großen Brand 2009 am Hofgut Menschenhaus wurden etwa zwölf Hektar Wald und Unterholz vernichtet. Die Flammen waren bis zu 20 Meter hoch. Archivfoto: Christopher Benkert

 Bernd Ney und Christopher Benkert (v.l.) vom Löschbezirk Furpach begutachten ein Getreidefeld. Foto: Oliver Spettel

Bernd Ney und Christopher Benkert (v.l.) vom Löschbezirk Furpach begutachten ein Getreidefeld. Foto: Oliver Spettel

Foto: Oliver Spettel

Schwankend schiebt sich das große Tanklöschfahrzeug des Löschbezirks Furpach in einen Feldweg. Feuerwehr-Pressesprecher Christopher Benkert und sein Furpacher Feuerwehrkollege Bernd Ney haben zu einer Erkundungsfahrt in Sachen Waldbrandgefahren eingeladen.

"Die Niederschläge für Mai und Juni liegen deutlich unter dem jährlichen Mittelwert", so Benkert. Gerade mal etwa die Hälfte der sonst üblichen 80 Liter pro Quadratmeter habe es gegeben.

Damit der 13,5-Tonnen-Tank-LKW überhaupt über den tiefen und staubtrockenen Feldweg kommt, braucht es eine Differenzialsperre und eine deutlich kürzere Übersetzung der Gänge. Halt mitten auf dem Feldweg: auf einer Seite der noch grüne Wald, auf der anderen ein reifes, ausgetrocknetes Getreidefeld mit einer Fläche von mehreren Hektar.

Aufschluss über die aktuelle Bedrohungslage geben den Feuerwehrmännern der sogenannte Graslandfeuerindex und der Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes. Sie zeigen auf einer bunten Karte, wo das Wetter besonders kritisch ist - Teile des Landkreises Neunkirchen zeigen eine "hohe Gefahr". Wenn ein Feuer ausbreche, so Benkert, spielten auch Geländeform und Wind eine entscheidende Rolle. "Das Feuer breitet sich hangaufwärts schnell aus", so Benkert. Bei Flammenhöhen bis zu zehn Metern im Grasland und einer raschen Ausbreitung muss die Taktik stimmen. "Sollten wir von vorne angreifen, muss der Fluchtweg gut geplant sein", so Christopher Benkert. Oft könnten Landwirte bei der Brandbekämpfung helfen, indem sie mit ihren Traktoren Feuerschneisen in die brennenden Felder pflügten.

Im Wald brennt meist das Unterholz. "Hier handelt es sich also um einen Flächenbrand mit eingeschränkter Sicht", so Benkert. Dass sich die Flammen bis in die Baumkronen fressen, sei im Saarland eher ungewöhnlich.

Beim Löschen eines Flächen- oder Waldbrandes wird viel Wasser benötigt. Und genau das stellt die Wehrleute - oft hunderte Meter weit vom nächsten Hydranten entfernt - vor besondere Herausforderungen. Das Tanklöschfahrzeug hat 2500 Liter an Bord, die je nach Brand nicht besonders lange halten. "Es muss eine stehende Wasserversorgung her", so Benkert. Das könne mit mehreren Tankfahrzeugen in einem exakt getakteten Pendelverkehr und einem großen Wasserreservoir an der Einsatzstelle gelöst werden. Oft würden auch Landwirte mit ihren Güllewägen helfen, um bei einem Flächenbrand zusätzliches Wasser heranzuschaffen. Bei der Verlegung langer Leitungen haben die Brandbekämpfer mit Druckverlust zu kämpfen. "Hier müssen in die Schlaustrecken Verstärkerpumpen eingebaut werden", erklärt Benkert - eine geeignete Motorpumpe wiegt um die 200 Kilogramm und fördert 800 Liter Wasser pro Minute. "Die Wasserlogistik ist bei solchen Einsätzen die größte Herausforderung", so Benkert. Damit es im Ernstfall klappt, wird die Wasserförderung über lange Strecken regelmäßig geübt.

Die Einsätze in Wald und Feld gehören zu den körperlich anstrengendsten für die gesamte Besatzung, versichern die Wehrleute. Ein voller 15-Meter-Schlauch wiege immerhin etwa 40 Kilogramm. Dazu ist es kein Kinderspiel, das 7,15 Meter lange, 2,5 Meter breite und 3,27 Meter hohe Löschfahrzeug über Feld- und Waldwege zu bugsieren.

Ein Brand sollte sofort dem Notruf gemeldet werden. Hilfreich sei es, der Leitstelle gleich einen Rettungspunkt - grüne Schilder mit weißem Kreuz an den Waldeingängen - zu nennen und als Einweiser auf die Feuerwehr zu warten. Feuerwehr und Saarforst mahnen: Es dürfen keine brennenden Gegenstände aus dem Autofenster geworfen werden. Rauchen und Grillen im Wald seien derzeit absolut tabu, wie auch das Parken auf trockenen Grasfläche. Außerdem sollten Glasflaschen und Scherben in jedem Fall entsorgt werden, um den "Brennglaseffekt" zu verhindern. Gartenabfälle gehören ebenfalls nicht in den Wald. Bei eigenen Löschversuchen sollten Bürger auf keinen Fall ein Risiko eingehen.

Über 80 Prozent der Flächen- und Waldbrände werden absichtlich oder durch Fahrlässigkeit verursacht. Wenn sich alle an die Regeln halten, kann ein Großteil der anstrengenden und gefährlichen Einsätze vermieden werden.

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