Wenn der Rollator ein Segen ist

Neunkirchen · Die Menschen sind am Freitag schnell ins Gespräch gekommen beim Infotag für Ältere in der Gebläsehalle. Gesundheitstests, Vorträge und viele Informationen ums Älterwerden gab es auf der kleinen Messe.

 Beim Infotag für ältere Menschen in der Gebläsehalle konnten Besucher ihre Fitness prüfen. Christina Scholl (Turnerbund) und Christian Hertel (Sportverband) testen hier Hans Joachim Scholl. Foto: Seeber

Beim Infotag für ältere Menschen in der Gebläsehalle konnten Besucher ihre Fitness prüfen. Christina Scholl (Turnerbund) und Christian Hertel (Sportverband) testen hier Hans Joachim Scholl. Foto: Seeber

Foto: Seeber

Ein älterer Mann steht vor einem roten Expander und hebt abwechselnd das linke und das rechte Bein. Die Knie kommen bis an den Expander heran, fast hüfthoch. Zwei Minuten lang geht das so. Hans Günter Dörr steht daneben und zählt, wie oft die Beine in der Zeit vom Boden abheben. Es ist die schweißtreibendste Übung beim Alltags-Fitness-Test, die am Stand von Saarländischem Sportverband und Turnerbund zu absolvieren ist. Noch ein paar Übungen, die Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit testen, dann geht es an die Auswertung. Die Sportverbände sind an diesem Freitag auf der Bühne in der Neunkircher Gebläsehalle zu finden. Der "Infotag für Ältere und Menschen mit Behinderungen", kurz gesagt die kleine Neunkircher Seniorenmesse, hat gerade begonnen.

Der ältere Herr stammt aus Saarbrücken. Nach einem Herzinfarkt, erzählt er, müsse er sich mit seinen 67 Jahren mit dem Altern auseinander setzen. Mit seiner Frau, die ebenfalls den Fitness-Test absolviert, geht er drei Mal die Woche joggen. Er lächelt und sagt: "Als Rentner hat man ja Zeit dafür." Mit dem Testverfahren aus Amerika sind die Sportverbände zum ersten Mal auf der Seniorenmesse, erläutert Dörr, Mitglied des Turnvereins Illingen.

Ansonsten ist in der Halle so ziemlich alles zu finden, was das Älterwerden berührt. Vom Rollator bis zu dicken Socken (zum Messepreis), von Pflege und Betreuung bis zum Einbruchsschutz können Besucher Informationen sammeln und Vorträgen lauschen. In einer Ecke der Halle hängen Schwarzweiß-Fotos an der Wand. Neunkircher Erinnerungen. Die kann man über den Historischen Verein erwerben, wie Monika Jost vom Seniorenbüro der Stadt sagt. "Ursprünglich war das ein Demenz-Projekt." Aber die Bilder seien bei vielen Menschen sehr gut angekommen und brächten die Generationen miteinander ins Gespräch. Christoph Wambach, 54, steht mit seiner 80-jährigen Mutter vor der Wand. "Sie sind sehr schön", sagt die Seniorin. Ob Schwimmbäder oder Wasserturm - mit den Aufnahmen sind eine Menge Erinnerungen verbunden.

Sybille Ulbrich ist ebenfalls mit ihrer Mutter in der Gebläsehalle, begutachtet Rollatoren. Die Neunkircherin ist 65, ihre Mutter lebt mit 85 Jahren noch gänzlich selbstständig in den eigenen vier Wänden. Ulbrich: "Da ist ein Rollator segensreich." In die Diskussion, auf was man beim Rollator besonders achten sollte, schaltet sich Edith Blinn ein. Die Marpingerin ist zwar auch schon 69 Jahre alt, berät aber an einem Stand zum Angebot des "Café Segen" in Schiffweiler. Blinn ist ein Fan des Info-Tages: "Man kann sich nicht früh genug um diese Themen kümmern. Ganz toll gefallen mir hier jedes Jahr die Vorträge ." Die Möglichkeiten an Betreuung wie in dem Schiffweiler Projekt, bei dem sie mitarbeitet, seien in den vergangenen Jahren viel größer geworden. Es werde viel Gutes getan. Dazu gehört für sie auch die Messe in der Gebläsehalle.

Oben auf der Bühne schaut sich auch Neunkirchens Bürgermeister Jörg Aumann den Fitness-Test an. "Die Vereine erkennen, dass es zu kurz gesprungen ist, sich nur um die Jungen zu kümmern."

Die ältere Bevölkerung wie auch die mittleren Jahrgänge rückten mehr und mehr in die Betrachtung. Er selbst sei begeistert von dem Ansatz, fit und vital älter zu werden. Die Neunkircher Messe habe über die Jahre auch dazu beigetragen, dass die Vernetzung der Vereine untereinander gelingt. Aumann: "Das müssen wir weiter fortschreiben."

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