Kreistag Neunkirchen Wenn Babys kein warmes Bettchen haben

Kreis Neunkirchen · In kurzer Zeit wurden im Kreis Neunkirchen sieben Säuglinge durch das Jugendamt in Obhut genommen. Das erschütterte den Kreistag.

  Sieben Kinder unter acht Wochen mussten kürzlich im Kreis Neunkirchen aus ihren Familien genommen werden.

Sieben Kinder unter acht Wochen mussten kürzlich im Kreis Neunkirchen aus ihren Familien genommen werden.

Foto: dpa/Arno Burgi

Erst als die Tagesordnung der jüngsten Kreistagssitzung am Donnerstagnachmittag flott abgearbeitet war (sie enthielt keine Punkte, die sich spürbar auf die Bürger des Landkreises auswirken würden) wurde es interessant. Wobei interessant nicht unbedingt die richtige Beschreibung ist für die erschütternde Mitteilung, die Jugendamtsleiter Joachim Brill zur Nachfrage von Gerd Rainer Weber (SPD) bezüglich der Inobhutnahmen von Kindern im Kreis machte: „In kurzer Zeit haben wir sieben Kinder, die jünger als acht Wochen waren, aus den Familien beziehungsweise aus der Obhut der Müttern nehmen müssen.“ Eine der Mütter wurde mit einem Blutalkoholgehalt von 3,98 Promille aufgefunden, eine andere ließ ihr Baby nach der Geburt   in der Klinik zurück und ist   nicht aufzufinden. Das Jugendamt, dessen Vorgehen immer von einem Familiengericht geprüft wird, hat zunehmend Probleme, für diese sehr jungen Kinder eine Unterbringung in „Notfall-Familien“ zu organisieren. „Diese Familien müssen darauf vorbereitet sein, mitten in der Nacht einen Säugling aufnehmen zu können“, so Joachim Brill. Er verwies  nach  Rückfragen aus dem Kreistag darauf, dass die oben geschilderten Inobhutnahmen, deren Zahl im gesamten Saarland im Steigen begriffen ist, nichts mit der „Flüchtlingsproblematik“ zu tun habe. In diesem sozialen Umfeld habe man eher mit häuslicher Gewalt von Ehemännern gegen ihre Frauen zu tun.

Nach einer Anfrage von Sebastian Brüßel (CDU) erfuhr das Gremium (Zuschauer aus dem Kreis der Bürger waren wieder einmal Fehlanzeige), dass die Gemeinde Freisen aus dem Konsortialvertrag der Landkreise Neunkirchen, St. Wendel und Saarpfalz zur Unterstützung der Tierheime in Niederlinxweiler und Homburg ausgeschert ist. Gründe konnte/wollte Landrat Sören Meng (SPD) nicht nennen, da dies in die Befugnisse seines St. Wendeler Kollegen falle. Fakt ist: Das Tierheim Niederlinxweiler, das vom Tierschutzverein Neunkirchen und Umgebung betrieben wird, hat zum Ausgleich der Defizite aus 2015 rund 40 000 Euro von den Kommunen, die von dessen Dienstleistungen profitieren, erhalten. Eine Arbeitsgemeinschaft der Kommunen nimmt sich der Tierheime an, die ihren Zuschussbedarf nachweisen müssen. So soll verhindert werden, dass kommunale Gelder fließen, auch wenn die Tierheime bereits durch Zahlungen von Spendern, durch Nachlässe oder sonstige Zuwendungen versorgt worden und damit handlungsfähig sind.

Der Landrat informierte den Kreistag über die Sanierungsarbeiten, die der Landkreis an 14 Schulen während der großen Ferien hat durchführen lassen. 3,8 Millionen Euro seien an Schulstandorten und Dienstgebäuden in diesem Jahr investiert worden.

So fanden die Schüler der Merchweiler Max-von-der-Grün-Schule und der Förderschule Lernen nach den Ferien eine neue Lehrküche (je 60 000 Euro) vor. Das Illtal-Gymnasium ist im Bistro mit einer Kühlzelle ausgestattet worden und mehrere Klassenräume verfügen jetzt über Vorhänge zum Sonnenschutz. Das sozialpflegerische
Berufsbildungszentrum Neunkirchen erhielt neue Fenster und eine
Wärmedämmung (60 000 Euro), in der Gemeinschaftsschule Spiesen-Elversberg wurden rund 105 000 Euro für Beleuchtung und Akustikdecken verbaut. 80 Brandschutztüren für insgesamt 150 000 Euro erhielt das Neunkircher Gymnasium am Krebsberg, um nur einen Teil der Projekte zu nennen.

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