Wenig Vertrauen in den Euro

Kreis Neunkirchen. Ein Vormittag im Kreis Neunkirchen: Einkäufe erledigen, bummeln oder sich einen neuen Haarschnitt gönnen. Überall herrscht geschäftiges Treiben in den Einkaufsstraßen. Bezahlt wird mit der seit gut zehn Jahre gültigen Währung - dem Euro. Während sich die jüngsten Einkäufer kaum noch an die Deutsche Mark erinnern, weckt die Erinnerung bei manchem Rentner ein Stück Wehmut

 HelgeLehnert

HelgeLehnert

Kreis Neunkirchen. Ein Vormittag im Kreis Neunkirchen: Einkäufe erledigen, bummeln oder sich einen neuen Haarschnitt gönnen. Überall herrscht geschäftiges Treiben in den Einkaufsstraßen. Bezahlt wird mit der seit gut zehn Jahre gültigen Währung - dem Euro. Während sich die jüngsten Einkäufer kaum noch an die Deutsche Mark erinnern, weckt die Erinnerung bei manchem Rentner ein Stück Wehmut. Doch trotz all der Horrormeldungen über die Euro-Krise: Wirklich besser, so sind die Gewerbetreibenden und Kunden im Kreis einig, wäre es mit der alten Währung nicht. Auch die Sorgen, die sich Verbraucher um den Euro machen, halten sich in Grenzen. Anders sieht es mit dem Vertrauen aus, wie eine SZ-Umfrage ergab."Sicher verfolge ich das alles in den Medien. Doch ich genieße das Leben, Geld habe ich zum Ausgeben heute keins dabei", erzählt der 16 Jahre alte Robin Johann, der mit seiner Freundin aus Illingen ins Saarpark-Center Neunkirchen zum Bummeln gekommen ist. Hier macht es sich auch Familie Marx aus Wustweiler bei einer Portion Eis mit Töchterchen Alena gemütlich. Auf die Frage, ob sie dem Euro noch vertrauen, kommt von beiden ein klares "Jein". "Die größte Sorge macht mir, dass uns die anderen Länder mitreißen. Daher sollten wir aufhören, die zu unterstützen. Jedes Land muss die Schulden selbst in den Griff bekommen. Wenn wir immer weiter zahlen und die sich nicht an die Abmachungen halten, dann wird es wohl sehr kritisch", sagt Dominik Marx. "Wir haben gebaut, unsere Tochter ist gerade zwei Jahre alt, wir haben relativ sichere Jobs, aber ob das reicht, um sich keine Sorgen zu machen?", fragt Denise Marx in Ergänzung. Einig sind sich die beiden, dass, wenn Töchterchen Alena Abitur macht, der Euro wohl immer noch Zahlungsmittel sein wird.

Das glaubt Helge Lehnert aus Ottweiler nicht. "Schon als der Euro eingeführt wurde, hatte ich das Bauchgefühl, dass er nur vorübergehend bleibt", sagt sie. Und so beantwortet die Selbstständige die Frage nach dem Vertrauen in den Euro mit einem klaren "Nein". Doch schlaflose Nächte bereitet ihr die Wirtschaftslage in Europa nicht. "Es kann eben nicht gut gehen, wenn in einer Familie lauter arme Leute sind, die einer unterstützen muss. Das geht so lange, bis die Merkel, die tapfer die Stellung hält, schließlich selbst pleite ist", sagt Lehnert.

Viel stärker in die Pflicht genommen werden sollten alle Mandatsträger, fordert Hermann Brunnecke aus Ottweiler. "Als Kaufmann muss ich eine Gewinn- und Verlust-Rechnung machen, das müssten auch Bund und Länder tun. Man kann sich nicht immer weiter verschulden", mahnt er. Noch vertraue er der deutschen Solidität, "Sorgen machen müssen sich vor allem die, die im Spekulationsgeschäft agieren, wo ich nicht beteiligt bin."

 HermannBrunnecke

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 Günter Schmitt

Günter Schmitt

 Annika Schmitt und Robin Johann sind unbesorgt.

Annika Schmitt und Robin Johann sind unbesorgt.

 Denise und Dominik Marx, hier mit Tochter Alena, sorgen sich schon um den Euro. Und Deutschland sollte nicht endlos für die Schulden anderer Staaten zahlen, finden sie. Fotos: Carolin Grell

Denise und Dominik Marx, hier mit Tochter Alena, sorgen sich schon um den Euro. Und Deutschland sollte nicht endlos für die Schulden anderer Staaten zahlen, finden sie. Fotos: Carolin Grell

Keine großen Sorgen macht sich Günter Schmitt, Friseurmeister aus Eppelborn. "Wir sorgen mit unserer Arbeit für uns selbst, bekommen von niemandem etwas, Misswirtschaft funktioniert im Familienbetrieb nicht." Seit 80 Jahren hat sein Betrieb Bestand. Die Tochter soll, wenn alles gut geht, den Salon übernehmen, wenn Schmitt in Rente geht. Die erhält Jörg Sievers aus Elversberg schon seit einigen Jahren. Er sieht die Entwicklung mit großer Sorge. "Wir sind doch die Melkkuh von Europa, müssen für alle zahlen. Das kann nicht mehr lange gut gehen", sagt er.

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