Wechselausstellung widmet sich Judentum in Ottweiler

Ottweiler. "Mit Freude und Stolz, gleichzeitig mit Betroffenheit" eröffnete Hans-Heinrich Rödle, ehemaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Vereins für das stadtgeschichtliche Museum Ottweiler dessen aktuelle Wechselausstellung

Ottweiler. "Mit Freude und Stolz, gleichzeitig mit Betroffenheit" eröffnete Hans-Heinrich Rödle, ehemaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Vereins für das stadtgeschichtliche Museum Ottweiler dessen aktuelle Wechselausstellung. Unter dem Titel "Gebrochene Säule - Von der Integration zur Deportation" werden 150 Jahre jüdisches Leben und Brauchtum in Ottweiler beleuchtet: Alles begann mit der Ansiedlung jüdischer Familien im 19. Jahrhundert, als unter Napoleon ehemals fürstlicher Besitz versteigert wurde. Es folgte eine Zeit von Integration und friedlichem Zusammenleben. Kultur und Lebensfreude der jüdischen Familien sind ebenso Thema wie deren Enteignung, Deportation und Hinrichtung durch die Nationalsozialisten. "Die Ausstellung will informieren, erinnern und mahnen. Was im dunkelsten Kapitel unserer Stadtgeschichte vorgefallen ist, darf sich niemals wiederholen", betonte Rödle.Viele Helfer haben beim Zusammentragen des Ausstellungsmaterials mitgewirkt. Hans-Joachim Hoffmann hat sich mit dem jüdischen Friedhof beschäftigt, der als einziges Zeugnis der jüdischen Gemeinde Ottweilers relativ gut erhalten ist. Die Grabsteine, "versteinerte Lebensgeschichte", hat er in einer Begleitbroschüre zur Ausstellung ausführlich untersucht. Zusammen mit Werner Butz wurde eine Karte des Friedhofes erstellt. Auf diesem steht auch die gebrochene Säule des Ausstellungstitels. Sie soll an das schreckliche Ende der jüdischen Gemeinde Ottweilers erinnern. Ein Ehrenkranz, mit dem sie versehen ist, soll zur Würdigung derer politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen auffordern. Margarete Singer zeigt in der Treppengalerie des Museums Fotos des Friedhofs. Mit einer Sammlung jüdischer Kultgegenstände bereichert Pfarrer Hartmut Thömmes die Ausstellung. "Zwei Drittel der Stücke stammen vom Kirchenkreis, ein Drittel aus meinem privaten Fundus", erklärte er. Die zahlreichen Besucher der Vernissage drängten sich vor der Vitrine, die eine Tora-Rolle, einen Kiddush-Becher, eine Rabbiner-Figur und vieles mehr beherbergt. Beklemmend wirkt die vom Landesarchiv zusammengestellte Dokumentation der Deportation saarländischer Juden in das Konzentrationslager Gurs. Ebenso Fotos lokaler NS-Größen, etwa des Gauleiters Josef Bürckel im Gespräch mit Hitler. Auch Aufnahmen von Wohnhäusern jüdischer Bürger oder des ehemaligen Betsaales, Auszüge aus einem alten Einwohnerbuch und vieles mehr erwarten den Besucher. ani

Die Ausstellung kann bis Ende des Jahres jeden ersten Sonntag im Monat eintrittsfrei von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Besichtigungen außerhalb der Öffnungszeiten können vereinbart werden: Telefon (06 82 4) 35 11.

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