Waschechter Blues in vielen Facetten

Neunkirchen · Musik, die vor über 100 Jahren im Delta des Mississippi ihre Anfänge hatte, wurde am Samstagabend an der Blies gespielt. Die „Nacht des Blues“ sorgte in der Stummschen Reithalle für ein ausverkauftes Haus.

 Martin Müller, Florian Mayer und Wilfried Ruth (v. l.) von Stompin Heat. Foto: Jörg Jacobi

Martin Müller, Florian Mayer und Wilfried Ruth (v. l.) von Stompin Heat. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Nach achtjähriger Pause fand jetzt die vierte Auflage der "Magman's Night of Blues " statt. Martin Müller (Magman) und die Neunkircher Kulturgesellschaft haben das Konzert organisiert und veranstaltet. Jürgen Mayer vom Veranstaltungsmanagement war über den "Run" auf die Tickets sehr erfreut; er sagte: "Leider mussten wir viele Bluesfans, die noch zum Konzert wollten, wieder nach Hause schicken, denn mit 140 Zuhörern hat die Reithalle ihre Aufnahmekapazität erreicht, lokaler Blues zieht eben an."

Den Auftakt zur über dreistündigen Bluesnight machten Stompin Heat. Stücke aus Soul, Funk und Mississippi Delta Blues wurden den Zuhörern originalgetreu, im Stil der alten Bluesmeister, vorgetragen. Martin Müller spielte im Trio Slide-Gitarre, halb Akustik-Gitarre und als besonderes Instrument eine Cigar-Box-Gitarre. Diese Gitarre wurde mit den Anfängen des Blues von der afroamerikanischen Bevölkerung erfunden. Eine hölzerne Zigarrenschachtel mit Hals versehen und mit Saiten bespannt, fertig war die Cigar-Box, ein Musikinstrument, das nicht viel kostete. Müller spielte gleichzeitig mit den Händen Gitarre und bediente mit den Füßen Bass Drum und Snarre für den Takt der Musik. Blind Dog alias Florian Mayer begleitete ihn mit der Bluesharp und Gesang. Als Gastmusiker ergänzte an diesem Abend Wilfried Ruth am Akustikbass das Trio. Wie einst Rory Gallagher , im schottischen Karohemd gekleidet, saß Müller auf einem Stuhl, und spielte die Bluessongs seiner Vorbilder wie Bo Diddley , Fred McDowell und Steve Seasick. Ein Hauch von Rough-Blues aus dem Mississippi-Delta der 30er und 40er Jahre durchströmte die Reithalle und überbrachte das Gefühl, als sitze man nahe an den Baumwoll- und Zuckerrohrfeldern auf einer Veranda. Das Bühnenbild, mit Schirmlampen dekoriert, brachte zusätzlich eine sehr gemütliche Wohnzimmeratmosphäre in die gesamte Reithalle.

Martin Müller begann das Gitarrenspiel mit 13 Jahren. Zu seinen Vorbildern zählten damals Jimmy Hendriks und Eric Clapton , denen er auch bis heute treu geblieben ist. Der 55-jährige gebürtige Wellesweilerer hat bisher in sechs Bandprojekten mitgewirkt und sammelt Gitarren wie andere Leute Briefmarken. Über zwei Dutzend dieser Klangkörper hat er in seinem Gitarrenzimmer stehen, um die perfekte "blue note" spielen zu können. Das Publikum war von der stilechten Vortragsweise der Bluesstücke begeistert und Heinrich Wilhelm meinte zur Pause: "Sau gudd". Viele eingefleischte Bluesfans waren zum Konzert gekommen. Nach der Pause ging auch für Sibylle Sauer ihr Wunsch in Erfüllung, sie war zum Konzert gekommen, weil sie ihren Bekannten, Gernot Scheerer, mit der Band Bluezmatics hören und sehen wollte. Die Band brachte Chicago Blues zum Besten, eine spätere Form des Südstaatenblues, der von Muddy Waters und auch von Louis Armstrong geprägt wurde. Magman versprach, so eine Bluesnacht wenn möglich jährlich zu veranstalten, tosender Applaus folgte.

Eine Zuschauerin wollte noch von Martin Müller wissen, wieso er Magman genannt wird. "Vor über 40 Jahren machte ich mir mit einer Maglight-Taschenlampe öfter Licht. Jemand fragte mich, bist du der Magman, das hat sich so gut angehört, dass ich den Namen bis heute behalten habe", sagte Müller abschließend.

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