Was heißt Nadel auf Hangôardárech?

Hangard · Über die Sprache seines Heimatdorfes Hangard hat Waldemar Gerber mehr als nur ein Wörterbuch geschrieben.

 Autor Waldemar Gerber hat seiner Muttersprache ein literarisches Denkmal gesetzt. Foto: Marc Prams

Autor Waldemar Gerber hat seiner Muttersprache ein literarisches Denkmal gesetzt. Foto: Marc Prams

Foto: Marc Prams

Es ist ihm ein Bedürfnis, eine echte Herzensangelegenheit, dass die Sprache seines Heimatdorfes, seine Muttersprache, nicht verloren geht. Und so hat sich Waldemar Gerber an die Arbeit gemacht und der "einzigartigen Mundart des Dorfes Hangard im Ostertal" ein Buch gewidmet. "Hangôardárech" lautet der passende Titel, in dem Gerber auf 265 Seiten vor allem Mundart-Begriffe ins Hochdeutsche übersetzt hat. So erfährt der Leser, dass man zu einer Nadel auf der Hangard Nôorel sagt, das Karussell Reidárei genannt wird oder Blôodáre so viel bedeutet wie: Pusteln auf der Haut. Und da der ehemalige Direktor der Neunkircher Sonderschule G kein reines Wörterbuch schreiben wollte, finden sich darin auch jede Menge Redewendungen. Mit der passenden Erklärung, versteht sich. Kostprobe: Má kann sech nedd meh vásiehn alswie enn da Leid - Man kann sich nicht mehr täuschen als in den Mitmenschen.

Welche Wörter oder Redensarten den Weg in das Buch fanden, war mehr oder weniger dem Zufall überlassen. "Im Grunde ist es eine Wortschatzsammlung, die mir eingefallen ist. Etwa zwei Jahre habe ich an dem Buch gearbeitet. Aber nicht streberisch. Ich habe mich immer mal wieder drangesetzt, wenn ich etwas hinzufügen konnte", sagt der 80-Jährige, der in Hangard geboren wurde, seit 30 Jahren aber in Ottweiler lebt.

Das Interesse an der Mundart hat in schon ihn frühester Kindheit ereilt. Und zwar, weil der Hangarder Dialekt bei seinen Tanten verpönt war, und diese stets darauf pochten, dass der Bub Hochdeutsch reden sollte. "Gerade das hat es natürlich für mich als Jungen besonders spannend gemacht. Ich wollte so reden wie meine Freunde, und das war nun mal hangôardárech."

In diesem Dialekt sind auch drei humoristische Gastbeiträge in dem Buch, die der Hangarder Karnevalist Heinz Ulrich beigesteuert hat. In denen kann man jede Menge über die Geschichte von Hangard erfahren. Wie beispielsweise über die Anfänge des Fußballs im Dorf, als man zu den Heimspielen noch nach Höchen musste, zu Fuß, weil es auf der Hangard keinen Sportplatz gab. Wären die Fußballer damals nach Wiebelskirchen gelaufen, hätten sie vermutlich den "Eisweg" genommen, wie man den Weg noch heute nennt. "Uns wurde früher immer erzählt, dass man den so nennt, weil es zwischen Hangard und Wiebelskirchen immer kalt ist, aber das stimmt ja nicht", sagt Waldemar Gerber. "An der Oster hatte man früher für die Wiebelskircher Eisenschmelze Weiher angelegt, zum Betrieb von Eisenhämmern. Weiher wurden damals Wööge genannt. In Schriften von 1739 werden drei Eisewööge erwähnt. Daher kommt der Begriff Eisweg", weiß Gerber, der die Geschichte Hangards vor zwei Jahren in einer Schrift zusammengetragen hat. Ob weitere Bücher folgen? Eigentlich, sagt er, sei er damit jetzt fürs Erste mal durch.

Das Buch ist zum Unkostenbeitrag von 16 Euro bei Auto Recktenwald in Hangard erhältlich. Vier Euro davon gehen an die Caritas-Einrichtung Magdalena-Theobald-Stiftung.

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