Von Politikverdrossenheit keine Spur

Neunkirchen · Lebhaft, sachlich, kontrovers und fair ging es gestern in der Ganztags gemeinschaftsschule Neunkirchen zu, wo Schüler mit Politikern diskutierten.

 Der Wahl-O-Mat machte Station in der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen. Von links: Moderator Yannis Beining, Oliver Luksic (FDP), Alexander Zeyer (CDU), Gerd Rainer Weber (Piraten), Dennis Bard (Die Linke), Tina Schöpfer (Die Grünen) und Sebastian Thul (SPD). Foto: Thomas Seeber

Der Wahl-O-Mat machte Station in der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen. Von links: Moderator Yannis Beining, Oliver Luksic (FDP), Alexander Zeyer (CDU), Gerd Rainer Weber (Piraten), Dennis Bard (Die Linke), Tina Schöpfer (Die Grünen) und Sebastian Thul (SPD). Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Das ging doch schon mal gleich gut los gestern, als es sich Gerd Rainer Weber von den Piraten nicht nehmen ließ, Alexander Zeyer von der CDU für eine Aussage zu loben. Der hatte nämlich, gefragt danach, ob das Saarland sich dafür einsetzen solle, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen, gesagt: "Auch wenn meine Partei dagegen ist, ich bin ganz klar dafür." Dazu Weber: "Ich finde toll, dass du dafür bist. Wir leben im 21. Jahrhundert. Es ist dramatisch, dass wir überhaupt noch über solche Dinge diskutieren müssen." Das sahen offenbar auch die Oberstufenschüler der Ganztagsgemeinschaftsschule Neunkirchen so, die in der rappelvollen Aula ihrer Schule dafür viel Applaus spendeten. Dort machte gestern nämlich der Wahl-O-Mat Station, um Schülern die Möglichkeit zu bieten, Politikern auf den Zahn zu fühlen. Und das taten sie dann auch, allerdings stets in einem sachlichen und fairen Rahmen, wobei durchaus kontrovers diskutiert wurde.

Neben den beiden Genannten standen Tina Schöpfer (Die Grünen), Oliver Luksic (FDP), Dennis Bard (Die Linke) und Sebastian Thul (SPD) Rede und Antwort. Lediglich die AfD hatte die Teilnahme abgesagt, was von den Schülern mit Applaus goutiert wurde.

Zunächst wurden die Politiker reihum um eine Stellungnahme zu Thesen gebeten, die beim Wahl-O-Mat dazu dienen, Teilnehmern aufzuzeigen, mit welcher Partei sie auf Linie liegen. Spannender wurde es dann im zweiten Teil, als die Schüler selbst Themen ansprechen, nachhaken und kommentieren konnten.

"Woran liegt es, dass Cannabis nicht legalisiert wird", wollte ein Schüler wissen. Denn das würde sich doch wirtschaftlich und auch in der Medizin auszahlen. Sebastian Thul (SPD) dazu: "Ich denke, dass es in der Gesellschaft einfach noch kein Klima für eine Legalisierung gibt." Innerhalb seiner Partei gebe es keine einheitliche Meinung, er sei aber für eine Legalisierung. "Gekifft wird so oder so", fand Oliver Luksic (FDP), der auch auf die gesundheitlichen Risiken von Cannabiskonsum hinwies und daher eine "geordnete Abgabe" begrüßen würde. "Es gibt einen Bedarf, und der sollte gedeckt werden", äußerte sich Dennis Bard (Die Linke) dazu, "aber das sollte man nicht Kriminellen überlassen, die irgendwelchen Scheiß verkaufen". So sah es auch Tina Schöpfer (Die Grünen): "Wir sind für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis zum Eigenbedarf." Das kommentierte Alexander Zeyer (CDU) wie folgt: "Die Grünen sind zwar fürs Kiffen, sind aber auch dafür verantwortlich, dass man nirgendwo mehr rauchen darf."

Was sie denn vom Wahlrecht ab 16 halten, fragte eine Schülerin in die Runde. Klar dafür sprach sich Tina Schöpfer aus, "denn schließlich wird in der Politik ja auch viel entschieden, was Jugendliche betrifft". Aber es werde doch auch viel über Kinder entschieden, und die dürften ja auch nicht wählen, so die Meinung eines Schülers.

Am Ende konnten dann alle Politiker binnen einer Minute Werbung für ihre Partei und die Wahl machen.

Thul: "Bringt euch ein. Lasst nicht zu, dass euch alles egal ist."

Schöpfer: "Die Grünen stehen für eine offene Gesellschaft."

Bard: "Schaut, wer nach der Wahl seine Versprechen einhält."

Weber: "Geht zur Wahl, verhindert rechte Parteien."

Zeyer: "Wahlen sind ein demokratisches Gut."

Luksic: "Wir brauchen die weltbeste Bildung. Dafür setzen wir uns ein."

Nach zwei Stunden gab es von den Politikern Applaus für die rege Beteiligung der Schüler und von den Schülern Applaus für offene, sich nicht anbiedernde Politiker.

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