Vom Waisenkind zum Prinzen Mio

Neunkirchen · Das klassenübergreifende Theaterprojekt „Mio, mein Mio“ erlebte gestern bei den Theatertagen im Rahmen der 50-Jahr-Feierlichkeiten des Pallotti-Hauses Neunkirchen eine gelungene Premiere.

 Szenenfoto von der Theateraufführung. Foto: Anja Kernig

Szenenfoto von der Theateraufführung. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

"Mio." Kleine Pause. "Mein Mio" - sagt der König und seine Stimme legt sich wie ein schwerer warmer Mantel um Bo Vilhelm Olsson, der ab jetzt Prinz Mio heißt. Sein altes Leben bei den garstigen Pflegeeltern ist Geschichte. Von nun an lebt der neunjährige Waisenjunge bei seinem verschollen geglaubten Vater im "Land der Ferne", wo die Silberpappeln singen und man sich umeinander sorgt, statt sich gegenseitig zu verletzen. Alles wäre gut, würden nicht immer wieder Kinder entführt werden. Zeit für Heldentaten!

Man muss nicht lange überlegen, warum "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren so gut passt zu diesem Ort und diesem Jubiläum. 50 Jahre gibt es das Zentrum für Erziehungshilfe nun schon. Grund genug, "an eine gute, alte Tradition anzuknüpfen", erklärte Schulleiterin Agnes Schaadt-Lentes bei ihrer Begrüßung gestern Vormittag in der Mehrzweckhalle der Pallottis. Bis zu ihrem ruhestandsbedingten Ausscheiden vor einem Jahrzehnt hatte Margret Gampper hier für ein reges Theaterleben gesorgt. Dieses wird nun durch Angela Heintz mit einer Theater-AG und diesem ersten Großprojekt wieder belebt.

Seit den Osterferien probte eine Gruppe von 25 Schülern der Klassenstufe 2 bis 9 intensiv an dem Stück, das die Theaterpädagogin eigens umgeschrieben hat. "Die Identifikation mit der Geschichte war sofort da", schwärmt die Regisseurin. "Sie lebt von der Emotionalität", auf die sich die Mädchen und Jungen eingelassen haben und die sie auch den Zuschauern glaubwürdig vermitteln konnten. Es habe schon Zweifler gegeben, verrät Angela Heintz. Umso erstaunlicher, "was die Kinder geleistet haben".

Allen voran die 13-jährige Chiara Schütz, die den Prinzen Mio spielt, begleitet von Lars Sattler als ihr treuer Gefährte Jum-Jum. Textsicher und souverän meisterten sie ihren großen Part und überzeugten in den actionreichen Szenen wie dem Schwertkampf gegen den grausamen Ritter Kato genauso wie in den vielen leisen, poetischen: "Kümmern sich die Sterne darum, wenn wir Musik machen?", fragt Mio den Begleiter: "Ja, und sie haben es alle gern."

Rund wurde die fast 90-minütige Aufführung durch ein wunderschön gemaltes Bühnenbild mit Katos finsterem Schloss und tolle Kostüme. Viel zu tun hatte nicht zuletzt die Tontechnik, von der Flötenmelodie über den Suchaufruf des vermissten Bos im Radio bis zum Vogelgeschrei.

Am Ende schließt der Monarch seinen Sohn tief bewegt in die Arme: "Mio. Mein Mio" - und alle sprechen mit.

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