Kalender des Histrischen Vereins Stadt Neunkirchen Vom Schwelgen in Erinnerungen

Neunkirchen · Bereits zum sechsten Mal bringt der Historische Verein Stadt Neunkirchen einen Kalender heraus. Ab sofort ist er im Handel. Die Auflage ist limitiert.

  Da muss man sich erst orientieren: Blick auf den Oberen Markt, 1958.

 Da muss man sich erst orientieren: Blick auf den Oberen Markt, 1958.

Foto: Horst Schwenk/Archiv Schwenk

Wenn er das fertige Druckwerk in Händen hält, dann freut sich Horst Schwenk. Bereits zum sechsten Mal hat er in diesem Jahr aus Tausenden von Fotos aus seinem Archiv sortiert und sortiert, bis nur noch ein kleines Restchen übrig war. Wolfgang Melnyk hat die dann bearbeitet – und herausgekommen ist wieder ein Kalender mit zwölf historischen Aufnahmen, die ganz besondere Blicke auf Neunkirchen zeigen. Wer auch nur ein kleines bisschen an der Geschichte seiner Heimat- oder Wohnstadt interessiert ist, der wird sicherlich wieder genüsslich durch das Jahr blättern. Wie immer heißt es allerdings: Wer ihn haben will, der muss sich sputen, die Auflage ist limitiert.

Da kann man selbst gar herrlich in Erinnerungen schwelgen. Beispielsweise im Monat Mai, mit dem Blick auf das alte Stadtbad. Das mit den wunderschönen Mosaiken – die ja zum Teil im Nachfolgebad „Die Lakai“ wiederverwendet wurden – und der Riesenrutschbahn, das 1961 gebaut und bereits 2009 wieder abgerissen wurde. Statiker hatten der originellen  Deckenkonstruktion des Bades nicht mehr getraut, Abriss und Neubau waren für die Stadt günstiger als Sanierung. Mit Wehmut wird so mancher auf das Gebäude blicken, in dem er selbst die ersten Schwimmversuche gemacht hat – nach dem Kurs gab’s immer Cola und ’ne Brezel im Hallenbad-Restaurant –, sich wagemutig mit den Kindern die Riesenrutsche hinunter getraut hat. Und weil’s so schön war, schlägt die Nostalgie zwei Monate später gleich nochmal zu. Das Kasbruchbad, das, in dem so mancher kleine Mann sein Seepferdchen gemacht hat, in dem man sich so ganz des Besonderen eines Waldschwimmbades bewusst sein konnte – es existiert auf vielen Fotos von Großmutter, Tante und Mutter noch, wurde von 1929 bis zur Schließung 2009 vom Gros der Neunkircher geliebt. Geblieben ist – nichts mehr. Wer heute durchs Kasbruch spaziert, der kann nur noch an kleinen Zaunresten lokalisieren, wo das Bad einst war. Die Natur hat die Fläche längst zurückerobert. Ins Jahr 2009 entführt auch der September: Ein Blick in die Oberere Bahnhofstraße mit der ehemaligen Gaststätte 1-2-3 – auch hier ist heute alles ganz anders. Wie es sich gehört, kann der mittelalte Neunkircher dann im Dezember rührselig werden. Schneebedeckte Bäume und schneebedecktes Bliesufer, Weihnachtsbeleuchtung entlang der Bliespromenade, dort, wo heute kräftig gebaggert wird.

Wo die eigenen Erinnerungen streiken, wird die Neugier geweckt. Großen Spaß macht es so doch immer wieder, bekannte Plätze auf historischen Aufnahmen wiederzuerkennen, zu sehen: Was ist geblieben, was hat sich verändert? Beispielsweise am Oberen Markt. Gleich im Januar bietet sich hier ein Blick, den man erst beim zweiten Hinsehen richtig zuordnen kann. Zugabe: Blick über die Stadt mit ihren rauchenden Schornsteinen. Der Obere Markt kommt gleich zwei Mal vor. Im Oktober geht es zur Nahaufnahme aus dem Jahr 1911, auf Burgkeller und Synagoge. Kaum einer wird sich hieran noch erinnern können. An die Saarbrücker Straße im Jahr 1963 allerdings schon. Mitten im Eisenwerk-Gelände steht die Straßenbahn – für die Jugendlichen von heute beides ein völlig ungewohnter Anblick. Orientieren muss man sich auch im März. Ein Foto aus dem Jahr 1965 zeigt das Gasthaus Hopfenblüte mit der Pauluskirche. Staunen werden einen Monat später alle, die das Neunkircher Gymnasium am Krebsberg besucht haben. Auf dem Bild aus dem Jahr 1928 sind nämlich dort, wo heute gleich drei Schulen sind – Krebsberg, Steinwald-Gymnasium und KBBZ – nur Wald und Feld. Ungewohntes bietet der Juni. Ein Blick auf das so genannte Feierabendhaus mit Sportanlage, das in der Parallelstraße von 1938 bis 1945 zur Freizeitgestaltung einlud. Unbedingt zur Freizeit dazu gehörte für die Neunkircher auch das Eiskaffee Bertram. Im August ist es auf einem Foto aus dem Jahr 1940 verewigt. Kurz vorm Jahresende darf dann nochmal gestaunt werden. Auch hier landen wir wieder im Jahr 1911: das Ellenfeld. Erst auf den zweiten Blick ist die Spielfläche zu erkennen. Eine schöne bunte Mischung ist es, die die Mitglieder des Historischen Vereins Stadt Neunkirchen hier zusammengestellt haben. Und dass es nach der sechsten auch wieder eine siebte Auflage geben wird, das scheint wohl sicher. Denn Horst Schwenk, der ist schon längst wieder am Stöbern und Sortieren – Fotos für den Kalender 2019.

 Links ist hier die Heizengasse zu sehen, rechts die Brunnenstraße mit Krebsberg – 1928.

Links ist hier die Heizengasse zu sehen, rechts die Brunnenstraße mit Krebsberg – 1928.

Foto: Horst Schwenk/Archiv Schwenk
 Das Hallenbad prägte das Neunkircher Stadtbild mit seinem charakteristischen Aussehen in den Jahren 1961 bis 2009.

Das Hallenbad prägte das Neunkircher Stadtbild mit seinem charakteristischen Aussehen in den Jahren 1961 bis 2009.

Foto: Horst Schwenk/Archiv Schwenk
 Kalt war das Wasser, aber schön war’s. Generationen haben im Kasbruch-Bad (1929 bis 2009) Schwimmen gelernt.

Kalt war das Wasser, aber schön war’s. Generationen haben im Kasbruch-Bad (1929 bis 2009) Schwimmen gelernt.

Foto: Horst Schwenk/Archiv Schwenk
 Auch ein Wiedersehen mit dem Eiskaffee Bertram (ein Foto von 1940) in der Lindenallee bietet der Kalender.

Auch ein Wiedersehen mit dem Eiskaffee Bertram (ein Foto von 1940) in der Lindenallee bietet der Kalender.

Foto: Horst Schwenk/Archiv Schwenk
 Neunkircher Sportstätte mit Tradition: das Ellenfeld-Stadion, hier eine Ansicht aus dem Jahr 1911.

Neunkircher Sportstätte mit Tradition: das Ellenfeld-Stadion, hier eine Ansicht aus dem Jahr 1911.

Foto: Archiv Schwenk

Den Kalender 2018 gibt es für 9,90 Euro bei Bücher König, Bahnhofstraße, oder beim Historischen Verein Stadt Neunkirchen, Telefon (0 68 21) 8 74 40.

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