Vom „Edeka-Bomber“ zur weißen Flotte

Neunkirchen · Frischetransporte gehören zur Spezialität der Speditionsfirma Boudier. Details über ein Schwergewicht im Neunkircher Transportgewerbe erfuhr jetzt Oberbürgermeister Jürgen Fried bei einem Firmenbesuch.

 Die hochmodernen Lastzüge der Boudier-Flotte sind geleast. Nach drei Jahren werden sie ausgetauscht – sie haben dann im Schnitt 540 000 Kilometer auf dem Buckel. Vor einem Exemplar ablichten ließen sich gestern fürs Besuchsfoto Gisela Schäfer, Leiterin des städtischen Recht- und Liegenschaftsamtes, Oberbürgermeister Jürgen Fried, Firmenchef Manuel Boudier und Klaus Häusler, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Neunkirchen (von links). Foto: Stadt Neunkirchen/Strube

Die hochmodernen Lastzüge der Boudier-Flotte sind geleast. Nach drei Jahren werden sie ausgetauscht – sie haben dann im Schnitt 540 000 Kilometer auf dem Buckel. Vor einem Exemplar ablichten ließen sich gestern fürs Besuchsfoto Gisela Schäfer, Leiterin des städtischen Recht- und Liegenschaftsamtes, Oberbürgermeister Jürgen Fried, Firmenchef Manuel Boudier und Klaus Häusler, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Neunkirchen (von links). Foto: Stadt Neunkirchen/Strube

Foto: Stadt Neunkirchen/Strube

Wie kommt der frische Blumenkohl von Nizza ins Neunkircher Kaufland ? Oder umgekehrt: Wie landen die Hochwald-Milchprodukte im Elsass? Die Verbraucher in den Einkaufsmärkten schauen sich Herkunftsorte und Anbauweise der Waren oft genau an, die Transportwege hingegen bleiben meist im Dunkeln.

Was viele nicht wissen: Ein Logistik-Unternehmen, das für Frischetransporte überregional eine feste Größe ist, sitzt in Neunkirchen . "Die weißen Lastzüge mit dem schwarzen Boudier-Schriftzug sind im Stadtbild nicht mehr zu übersehen", stellte Oberbürgermeister Jürgen Fried fest, als er gestern der Transportfirma auf dem ehemaligen Milchhof-Gelände an der Wellesweilerstraße einen Informationsbesuch abstattete. 1500 bis 1700 Lkw-Ladungen karrt die "Boudier Logistics GmbH" jeden Monat quer durch - vorwiegend - Westeuropa. Ziel ist "alles, was man an einem Tag erreichen kann", so Geschäftsführer Manuel Boudier (46), der die Firmenstruktur erläuterte. Das gilt insbesondere für den Transport verderblicher Lebensmittel - eine Domäne des Unternehmens. 20 Kühlauflieger stehen dafür zur Verfügung. Daneben gibt es für die 35 Lkw auch 20 Planenauf-lieger, die Festmaterialien transportieren. Deshalb gehören neben Lidl , Kaufland , Fleischwaren Schwamm und Schröder oder Früchte Himbert auch bekannte Namen der Nonfood-Branche zum Kundenstamm - wie Hornbach, Fresenius Medical Care, Villeroy & Boch oder Hörmann.

Eins ausgeklügeltes System, abgestimmt auf Satellitenüberwachung und den aktuellsten Stand der digitalen Möglichkeiten, so Manuel Boudier, erlaubt es jedem Kunden, im Internet die Daten "seines" Transports einzusehen - etwa den momentanen Standort des Lkw, die Kühltemperatur der Ladung oder die erwartete Ankunft. Darüber hinaus sind die rund 50 Brummi-Piloten von Boudier durch und durch "gläserne Fahrer". "Wir haben das Formel-1-Handling auf Lkw übertragen", definiert Boudier - zum guten Teil in Eigenregie. Das heißt, das Fahrverhalten von Auto und Fahrer kann in fast jedem Detail am Firmensitz abgerufen werden. Zur hohen Kunst der Speditions-Experten vor Ort gehört es, das Timing zu steuern und Leerfahrten zu verhindern.

Neben dem Speditionsschwerpunkt hat der ideenreiche Unternehmer weitere Aktivitäten unter seinem Firmendach vereint. Dazu zählen Immobiliengesellschaft, Truckwash-Anlage, Reifenhandel oder der exklusive Ableger "Carglas Design", der Windschotts für Cabrios anbietet. Derzeit wachstumsträchtigste Sparte, so Manuel Boudier, ist das Anbieten von Lagerkapazität für Firmenkunden. Bedarfsgerechte Lagerflächen und das passgenaue Abholen und Ausliefern der Waren gehören zum Service. 55 000 Quadratmeter hält Boudier mittlerweile für diese Geschäftsidee vor, nachdem er im vergangenen Jahr das Areal der früheren Firma Eurofoam in Bexbach sowie ein Gelände am Neunkircher Güterbahnhof gekauft hat.

Das Milchhof-Areal hat er 2006 erworben, hergerichtet und außerhalb seines eigenen Bedarfs vermietet. Dass der gelernte Werkzeugmachermeister eine Erfolgsmensch im Transportgewerbe werden würde, war nicht vorgezeichnet. 1989, mit 21 Jahren, hatte er seine erste eigene Firma im Maschinen- und Werkzeugbau gegründet.

Als ihn zwei Jahre später ein Bekannter fragte, ob er nicht Transporteur für die Handelsgesellschaft "1x1 Früchte" werden wolle, war der Einstieg ins Speditionsgewerbe getan. Er legte los, so erzählt Manuel Boudier, mit einem kurzentschlossen gekauften ausrangierten "Edeka-Bomber" - die Keimzelle der heutigen Boudier-Flotte.

boudier.de

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