Vögel im Garten Damit keine Elster gegen die Scheibe knallt

Landkreis Neunkirchen · Der Vogelbestand in den Gärten Deutschlands scheint stabil, wie die Vogelzählung des Nabu ergab. Freude und auch Verantwortung für den Menschen. Hier ein paar Tipps: Zur Sommerfütterung und zum Vorgehen im Notfall.

Vögel im Garten schützen und füttern
Foto: Nabu/Elke Jacobi

Ein Rums, ein Knall – und da liegt sie, die kleine Elster. Auf dem Rücken, neben der Liege auf der Terrasse. Der Bauch zeigt himmelwärts. Dem Menschen sitzt der Schreck in den Gliedern. Was tun? Panik macht sich breit. Jedes (Vogel-)Leben zählt. Zwar, so schreibt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seiner Internetseite hat die Rekord-Vogelzählung Mitte Mai insgesamt 3,1 Millionen gefiederte Tiere gezählt. Im Schnitt 33 Vögel von 11,4 unterschiedlichen Arten pro Garten. Das ist gut und ein Rekord. Unter den 66 am häufigsten beobachteten Arten, so schreibt der Nabu, stehen 20 mit sinkenden Besatzständen 16 Arten mit zunehmenden und 30 Arten mit stabilen Zahlen gegenüber. Größte Verlierer sind auffallend viele Fluginsektenjäger wie Mauersegler, Mehlschwalbe, Trauerschnäpper und Grauschnäpper. Auch weitere ausschließlich von Insekten lebende Vogelarten nehmen ab: Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Zilpzalp, Kuckuck, Nachtigall und Klappergrasmücke. Zunahmen gibt es bei den Vegetariern: Ringeltaube, Stieglietz, Gimpel und Kernbeißer. Also, so rät der Nabu: Gärten insektenfreundlich gestalten, das hilft nicht nur gegen das Insektensterben, dann kommen auch die Vögel .

Ab in die Schachtel

Am häufigsten wurden Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star, Blaumeise, Feldsperling, Ringeltaube und auch Elster gezählt. Zumindest also gehört sie dann offenbar nicht zu einer aussterbenden Art, die kleine Elster mit dem roten Bauch, die noch immer kein Lebenszeichen von sich gibt. Für sie gilt es laut wildvogel-rettung.de erst einmal zu klären: Hat das Tier sichtbare Verletzungen, ist es flugunfähig, benommen oder ohnmächtig. Bei einer sichtbaren Verletzung ist das Vorgehen weitestgehend einfach: aufnehmen, in kleines dunkles aber gepolstertes Behältnis setzen, zum Tierarzt bringen, gesund pflegen oder Pflegestelle suchen. Dasselbe gilt auch, wenn der Vogel flugunfähig ansonsten aber fit erscheint. Schwieriger wird es in Fällen wie bei unserer kleinen Elster. Hier gilt es erst einmal zu testen: Lebt das Tier noch. Denn auch, wenn der Vogel leblos wirkt, so muss er es nicht sein. also: Nachprüfen, ob das Tier noch atmet. Man kann auch die Pupillen mit einer Taschenlampe anleuchten und sehen, ob sie sich reflexartig zusammenziehen. Lebt das Tier noch, dann sollte man es in einen kleinen verschließbaren Karton mit Licht- und Luftlöchern und einem alten Tuch (Handtuch) als Bodenbelag ablegen. Den Karton an einen ruhigen Ort stellen, an den vor allem keine Katze kommt.

Gut eine Stunde warten

Etwa eine Stunde, so heißt es, dauert es, bis sich ein nicht schwer verletzter Vogel von seinem Schock erholt hat. Also: Dann mal nachsehen und gegebenenfalls in den Garten entlassen. Erholt sich das Tier nicht, lebt aber eindeutig noch, dann am besten im Karton zum Tierarzt bringen. Manchmal aber stellt man auch einfach nur noch den Tod des Tieres fest, nachdem es mit aller Gewalt gegen eine Scheibe geflogen ist. Wenn sich nach einer Stunde – kann man zur Sicherheit ja trotzdem machen – immer noch kein Lebenszeichen zeigt, muss man das kleine Federvieh wohl bestatten.

Tipps gegen durchsichtige Scheiben

Für die kleine vorwitzige Elster kam jede Hilfe zu spät. Dabei: An mangelnder Vorbereitung hatte es nicht gelegen. Denn – die Hausfrauen und -männer wird es freuen – die Empfehlung der Naturschützer lautet: Auf das Fensterputzen verzichten, um solche Unfälle zu vermeiden. Die schmutzigen Scheiben haben keine Spiegelungen, die Tiere erkennen die Scheibe als Hindernis. Natürlich darf man seine Fenster auch sauber halten. Zur Vermeidung von Vögel-Unfällen sollte man sie dann jedoch mit speziellen Folien-Klebestreifen, so genannten Bird-Tapes sichern. Was weniger empfohlen wird: aufgeklebte Silhouetten von Raubvögeln. Die werden von den Vögeln, wie es heißt, nicht als Feinde erkannt. Deshalb passiert es immer wieder, dass sie trotz dieser Art von Aufklebern dann gegen die Scheiben fliegen. Möglich, wenn auch nicht ganz so effektiv, ist auch das Anbringen von hellen Vorhängen, Außen- oder Innenjalousien oder Fliegengittern.

Thema Sommerfütterung

Natürlich passieren solche Unfälle nicht nur im Sommer, auch, wenn sie dann gehäuft vorkommen: Es gibt mehr Vögel und vor allem mehr noch nicht so flugsichere Jungvögel. Damit auch im Winter kein Vogel vom Futterhäuschen aus gegen eine Scheibe fliegt, sollte das Häuschen nicht in Fensternähe aufgestellt werden. Apropos Fütterung. Im Winter findet man das ganz normal. Schließich finden die Tiere dann oft kein Futter mehr im Freien. Was aber ist von der Sommerfütterung zu halten? Das, so weiß man beim Nabu, ist auch bei Ornithologen ein viel diskutiertes Thema.

Vorsicht bei Körnerfutter

Der Nabu gibt Tipps, wie der richtige Vogelgarten zur Brut- und Sommerzeit aussehen sollte (siehe Foto). Wichtig ist: Es muss geeignete Nistplätze und Verstecke geben, aber auch natürliche Nahrungsquellen und damit eine Heimat für Insekten, Würmer und Co. Aber auch ein zusätzliches Futterangebot ist durchaus sinnvoll. Es kommt vor allem Altvögeln zu Gute aber auch Jungvögeln, die gerade erst flügge sind, haben so erhöhte Überlebenschancen. Nachteile gibt es allerdings auch. So ist die Gefahr groß, dass das Körnerfutter an Jungtiere verfüttert wird, die eigentlich nur proteinreiches Insektenfutter zu sich nehmen sollten. Das kann bei den Tieren zu Magen- und Darmverschlüssen führen.

Kein Fettfutter

Damit kein ungeeignetes Futter an Jungvögel gefüttert werden kann, sollten von April bis Juli weder Fettfutter noch großer fettreicher Samen angeboten werden, auch keine Sonnenblumenkerne. Am besten Insekten in jeder, auch aufgetauter, Form, anbieten. An Samen nur kleine Samen verfüttern. Beim Zufüttern sollte man, so rät der Nabu, auch immer an die Zugvögel denken, die reine Insektenfresser sind. Ganz wichtig: Da sowohl an den stark frequentierten Wasser- wie auch Futterstellen die Gefahr der Infektion mit Krankheitserregern besteht – sobald man kranke oder tote Vögel findet, sofort die Fütterung bis zum nächsten Winter einstellen. Das kann nämlich ein Zeichen für eine Krankheit unter den Tieren sein.

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