Freiheiten, sich auszuprobieren Was sich nach 100 Tagen sagen lässt

Neunkirchen · Zwei Neue stoßen in bewegten Zeiten ins pastorale Team der katholischen Pfarrei St. Marien Neunkirchen.

 Kaplan Peter Zillgen, Pastor Michael Wilhelm und Gemeindeassistentin Kerstin Leonhard (von oben) vor dem Pfarramt St. Marien.

Kaplan Peter Zillgen, Pastor Michael Wilhelm und Gemeindeassistentin Kerstin Leonhard (von oben) vor dem Pfarramt St. Marien.

Foto: Claudia Emmerich

Auf dem Weg zur heutigen  Pfarrei St. Marien Neunkirchen sind 2015 drei von vier Kirchen aufgegeben worden. Und St. Marien geht ein in die für Anfang 2020 geplante Pfarrei der Zukunft Neunkirchen mit noch vielen offenen Fragen. In diesen bewegten Zeiten sind jetzt zwei Neue zum pastoralen Team gestoßen: Kaplan Peter Zillgen und Gemeindeassistentin Kerstin Leonhard. 100 Tage sind sie jetzt da. Zeit für ein Gespräch. Über ihren Werdegang, über ihre Eindrücke, über ihre Erwartungen.

Peter Zillgen (31) stammt aus der Vulkaneifel. Er sei mit Kirche großgeworden, „die mir immer ein Zuhause geboten hat“. „Es hat sich immer stimmig angefühlt“, sagt Zillgen im Gespräch mit unserer Zeitung weiter. Er sei einen konsequenten Weg gegangen, habe dabei immer „Freiheit auf diesem Weg“ in seinem Elternhaus erfahren. Am 11. Juli 2015 wurde Zillgen von Bischof Stephan Ackermann in Trier zum Priester geweiht. Nach drei Jahren Jungpriester in Mendig geht sein Weg als Kaplan nun in Neunkirchen weiter. Er wolle mit den Menschen hier auf „Spurensuche“ gehen, „nach der Wirklichkeit und Wirksamkeit Gottes in jedem Leben“. Zillgen wohnt im Pfarrhaus. Was gibt es neben Beruf und Berufung? „Ich lese gern, versuche meine Freundschaften und Verbindungen in die Heimat zu pflegen“, sagt Eifelaner Zillgen. „Und ich habe mir fest vorgenommen, weil ich wenig Bewegung habe, hier einmal die Woche schwimmen zu gehen.“

Kerstin Leonhard (45) macht für zwei Jahre in St. Marien Station auf ihrem Weg zur Gemeindereferentin. Und dieser Weg war kein direkter. Über 20 Jahre hat sie als Erzieherin gearbeitet. „Da war schon Religionspädagogik mein Schwerpunkt“, erzählt Leonhard. „Als meine Tochter dann zur Kommunion gegangen ist, habe ich Anschluss an die Pfarrei gefunden und gesagt: Da will ich nicht mehr weg. Ich will bleiben und mich einbringen.“ Sie hat die Arbeit in der Pfarrei ehrenamtlich begleitet, dann 2013 das berufsbegleitende Studium „Theologie im Fernkurs“ angefangen und 2017 abgeschlossen. Dem Berufspraktischen Jahr in Wadern schließt sich jetzt die Assistenzzeit in St. Marien an. 2020 soll die Beauftragung zur Gemeindereferentin folgen. Kerstin Leonhard wohnt in Oberthal/Güdesweiler, hat eine Tochter (18) und einen Sohn (10).

Die Neue hatte schon lockere Verbindungen nach Neunkirchen: Edith-Stein-Schule, einkaufen am Stummplatz. Nach den ersten 100 Tagen mit Arbeitsplatz St. Marien stellt sie fest: „Ich war überrascht, wie viele engagierte Ehrenamtliche es hier gibt.“ Und obwohl hier Kirchen hätten aufgegeben werden müssen, „spüre ich in der Gemeinde keine Risse, keine Verletzungen.“ Das hat Peter Zillgen ebenfalls beobachtet. Natürlich erlebe er Menschen hier auch „nostalgisch“, aber letzlich doch „sehr versöhnt“. Der Weg war wohl gut vorbereitet. Skepsis habe er wahrgenommen, als er von seinem neuen Einsatzort Neunkirchen erzählt habe, berichtet Zillgen weiter. Eine Stadt säkularisiert, in dieser Entwicklung schon weit fortgeschritten. Aber er habe das angenommen. Zillgen versteht sein Arbeitsumfeld deshalb aber auch als „Übungsfeld“, „eine Herausforderung, sich neu aufzustellen“, „eine Anfrage an mich selbst“. Pastor Michael Wilhelm ist froh, in Zeiten rarer Jungpriester nochmal einen Kaplan für St. Marien zu haben. Dem biete St. Marien aber auch etwas: Ein junger Priester könne sich hier das Rüstzeug holen, wie Kirche in der Zukunft funktionieren könne.

Gelassenheit – dieses Wort benutzen Zillgen und Leonhard auch mit Blick auf die Neustrukturierungen im Bistum und die geplante Großpfarrei Neunkirchen (siehe Info). „Ich bin erstmal dafür da, die frohe Botschaft zu verkünden und von Menschen gebraucht zu werden“, sagt Zillgen. „Ich denke Schritt für Schritt. Die Grenzen werden weiter, aber was die Menschen bewegt, bleibt“, sagt Leonhard. „Es geht immer um Begegnung“, sagt Pastor Wilhelm. „Veränderungen brauchen Zeit und Vertrauen.“

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