Rathaus-Galerie Ein Bild von der neuen Heimat machen

Neunkirchen · Vernissage in der Rathaus-Galerie in Neunkirchen. Caritasverband präsentiert: „Anders als Anders“

 Bei der Ausstellungseröffnung des Caritasverbandes im Neunkircher Rathaus. Unser Bild zeigt v. l. Künstler Sultan Ghazal vor dessen geschaffenen Werken, Künstlerin Sonia Ali Sef Aldin, die Laudatorin vom Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Neunkirchen, Corinna Fortunato, Künstler Konrad Schäfer, Stefan Schuhmacher vom Migrationsdienst und Caritasdirektor Michael Schütz (ganz rechts).

Bei der Ausstellungseröffnung des Caritasverbandes im Neunkircher Rathaus. Unser Bild zeigt v. l. Künstler Sultan Ghazal vor dessen geschaffenen Werken, Künstlerin Sonia Ali Sef Aldin, die Laudatorin vom Schul-, Kultur- und Sportamt der Stadt Neunkirchen, Corinna Fortunato, Künstler Konrad Schäfer, Stefan Schuhmacher vom Migrationsdienst und Caritasdirektor Michael Schütz (ganz rechts).

Foto: Jörg Jacobi

Nein, das ist definitiv nicht Syrien, was Sonia Ali Sef Aldin da mit geübtem Strich farbenfroh und kraftvoll auf die Leinwand gebracht hat: Lichte Wälder im Spiegel der Jahreszeiten, unberührte Seen und Flüsse, ein Panoramablick auf alpine Berge. Alle diese Motive, umgesetzt in Acryl und Öl, stammen aus der Serie „Landschaft in Deutschland“. Zwei haben sogar einen sehr regionalen Bezug, sie zeigen Ansichten von Forbach und Wellesweiler. Sonia Ali Sef Aldin scheint angekommen zu sein in ihrer neuen Heimat. Das belegen die zwölf Bilder, die die syrische Kunstlehrerin derzeit in der Rathaus-Galerie Neunkirchen zeigt. „Anders als Anders“ heißt die vom Caritasverband Schaumberg-Blies initiierte Gemeinschaftsausstellung, die zudem Werke von Eyaa Jaafar, Sultan Ghazal und Konrad Schäfer präsentiert.

„In den letzten Jahren ist die Zahl an zugewanderten Menschen, die auf der Suche nach Schutz und Sicherheit zu uns kommen, enorm angestiegen“, erinnerte Caritasdirektor Michael Schütz in seiner Laudatio. „Die Kriege in Syrien, Afghanistan und in vielen anderen Teilen unserer Welt zwingen die Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen.“ Der Caritasverband ist eine der zentralen Anlaufstellen für die Flüchtlinge: „Hier werden sie wahrgenommen, ihre Ängste und Nöte finden hier Platz und durch den breit aufgestellten Migrationsdienst ist eine adäquate Beratung in vielen Feldern des täglichen Lebens möglich.“ Doch umfasse Integration „nicht nur die Bereiche des Spracherwerbs oder den Zugang zum Arbeitsmarkt, sondern ist wesentlich vielschichtiger“. So entstand die Idee, auch im künstlerischen Bereich tätig zu werden. Zusammen mit der Künstlergruppe Zores entwickelte Stefan Schuhmacher ein Konzept, das Künstlern aus aller Welt die Möglichkeit gab, sich kennenzulernen, miteinander in Austausch zu treten und zu arbeiten. Man mietete 2017 eine Halle im Erlebnisort Reden an und lud dort zu einem dreitägigen Künstlerworkshop ein (wir berichteten). „Die Intention war, ein Netzwerk zwischen lokalen Künstlern und Künstlern aus dem Ausland zu knüpfen“, etwa aus Finnland, dem Iran, Afghanistan, Syrien und von hier. Im Anschluss überlegte man, was mit den entstandenen Kunstwerken geschehen soll, so Schütz. Das eigentliche Anliegen des Projektes war „vollends verwirklicht“. Gingen doch etliche Bekanntschaften, Kontakte und sogar Freundschaften aus dem Workshop hervor. „Als zweiter Schritt wurden einige der entstandenen Werke auf der sechsten Flüchtlingskonferenz in Trier einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.“ Ähnlich wie bei der Vernissage in Neunkirchen bewunderten die Besucher auch dort „die Kreativität und das künstlerische Talent“ der ausstellenden Maler.

Zwei der Künstler „haben hier in Deutschland mittlerweile eine zweite Heimat gefunden“, informierte Corinna Fortunato, die die Gäste seitens der Stadtverwaltung willkommen hieß. „Ein weiterer lebt in der Türkei und kann heute leider nicht anwesend sein.“ Komplettiert wird das Quartett durch Konrad Schäfer. Als Mitglied einer Saarbrücker Künstlergruppe steuert er unter anderem filigrane Lithografien des St. Ingberter Bahnhofs bei und ist zugleich ein Vorbild für gelebte Integration. „Ich pflege viele Kontakte zu Leuten aus Syrien.“ Ihnen hilft der Künstler unter anderem, Deutsch zu lernen. Wenn er unterwegs mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist, spricht er gern Flüchtlinge an. „Das ist für mich Willkommenskultur.“ So kam auch der Kontakt zu Firas Abou Kuba zu Stande, den er bei dessen neu gegründeten Online-Shop für arabische Produkte unterstützt. Die Bilder, die noch bis 3. Februar vor Ort sind, können auch käuflich erworben werden, merkte Schäfer schlussendlich augenzwinkernd an: „Da wären wir alle froh drum.“

Für die Ausstellung gelten die regulären Öffnungszeiten des Rathauses Neunkirchen: wochentags von 8 bis 12 sowie von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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