Kundgebung auf dem Stummplatz Verdi lässt warnend die Muskeln spielen

Neunkirchen · Knapp 300 Mitarbeiter von Kitas, Müllabfuhr und anderen städtischen Betrieben demonstrierten am Dienstag in der Neunkircher City.

 Verdi machte am Dienstag auch in Neunkirchen mobil. Es geht um mehr Geld für den öffentlichen Dienst

Verdi machte am Dienstag auch in Neunkirchen mobil. Es geht um mehr Geld für den öffentlichen Dienst

Foto: Marc Prams

Dichtes Gedränge herrschte am Dienstag kurz nach 11 Uhr an der Heißen Theke im Saarpark Center. Auch, weil streiken hungrig macht. Vor allem aber, weil sich die knapp 300 Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes an den Stehtischen noch in Listen eintragen mussten, um an ihr Streikgeld zu kommen. Was die anderen Besucher des Centers betraf, so zeigten die meisten der Interviewten Verständnis für die Streikenden und ihre Anliegen: Konkret fordert die Gewerkschaft Verdi für die rund 25 000 Mitarbeiter der Kommunen im Saarland sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro. Um das zu erreichen, blieben am Dienstag in Wiebelskirchen, Wellesweiler und Furpach drei Kitas und eine FGTS geschlossen, in zwei Einrichtungen lief lediglich der Notbetrieb. Dazu keine Müllabfuhr, keine Möglichkeit, Bücher oder Filme auszuleihen und schwimmen konnte am Dienstag auch niemand in der Lakai.

„Das ist schon in Ordnung“

„Das ist schon in Ordnung“, meinte Dieter Weimann, gelernter Dreher aus Bexbach. „Die sollen ihr Geld kriegen. Einen Tag lang kann man das schon mal machen.“ Neben ihm nickte Reiner Gebhardt, ebenfalls Ruheständler. „Dafür hab ich auf jeden Fall Verständnis“, bekundete der Schlosser, der in Neunkirchen lebt. „Ob man die Mülltonnen einen Tag später raus stellt“, sei letztlich unbedeutend.

Auch Iris Zimmer aus Furpach, Mutter eines drei Monate alten Säuglings, zeigte sich solidarisch: „Es geht schließlich ums Gehalt der Erzieher“, das sei nun mal nicht üppig. Über negative Reaktionen ärgerte sich Randolf Bach, der selbst am Streik beteiligt war. „Wenn die IG Metall zum Warnstreik aufruft, sagt keiner was. Aber beim Öffentlichen Dienst wird immer ein riesen Fass aufgemacht“, versteht der Mitarbeiter des Zentralen Betriebshof Neunkirchen die Aufregung nicht. „Man müsste mal einen Tag in ganz Deutschland alle kommunalen Einrichtungen dicht machen, dann sehen die Leute mal, was da alles dran hängt.“

„Da kommt eh nich dabei raus heute“

„Meiner Meinung nach wird viel zu viel gestreikt“, äußerte Heinz Müller aus Ottweiler. „Da kommt eh nix dabei raus heute. Ich finde das nicht gut“, ergänzte Elke Jung. „Die machen einfach zu und fertig“, ärgerte sie sich insbesondere über die geschlossene Kita und FGTS in Wellesweiler – und über das damit verbundene Signal an die Eltern: „Seht zu, wie ihr damit klar kommt.“

„Super perfekt“ fand dagegen eine junge Mutter, die als Erzieherin in einer Behinderteneinrichtung arbeitet, den 24-Stunden-Warnstreik. „Die tun das auch für uns.“ Ihrer Meinung nach müssten die kompletten Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung verbessert, generell „mehr Ressourcen“ für die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft aufgebracht werden. So sieht es auch ihre Mutter, Waltraud Müller, die früher als Krankenschwester tätig war. „Wenn ich sehe, was die Politiker an Geld einstecken“, führte die Neunkircherin an, dagegen seien die Gehälter im öffentlichen Dienst wie auch im Gesundheitswesen „nur ein Hungerlohn“.

Womit sie Alfred Mass aus der Seele spricht. Der Gast aus Schönenberg-Kübelberg hat früher selbst zehn Jahre auf dem Bauhof geschafft. „Für mehr Geld zu streiken, ist unser Recht, vor allem „wenn es anders nicht geht.“ Die Politiker dagegen müssen ja für ihre Diätenerhöhung nicht auf die Straße gehen, „das funktioniert seltsamer Weise auch so“.

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