Serie Rund um Neunkircher Wanderwege Wanderwegekontrolleur Harry Fries: Seit Februar schon 1800 Kilometer zurückgelegt (mit Bildergalerie)

Neunkirchen · Seit Februar ist Harry Fries zuständig für die Kontrolle der Neunkircher Wanderwege. Dort hat er alles im Blick. Zurzeit erstellt er ein Bauwerke-Register. Die SZ hat ihm bei seiner Tour über den Saukaulenweg begleitet. Teil 2 unserer Serie rund um die Neunkircher Wanderwege.

Mit Wanderwegekontrolleur Harry Fries unterwegs auf dem Saukaulenweg
44 Bilder

Mit Wanderwegekontrolleur Harry Fries unterwegs auf dem Saukaulenweg

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Foto: Elke Jacobi

Am vergangenen Sonntag habe er sich mal hingesetzt und zusammengezählt, nur so zum Spaß, erzählt Harry Fries. Das Ergebnis: Rund 1800 Kilometer hat der Wanderwegekontrolleur der Stadt Neunkirchen seit Amtsantritt im Februar schon auf den Neunkircher Wanderwegen zurückgelegt. „Ein paar Wanderschuhe habe ich durchgelaufen“, sagt er und lacht. Regelmäßig geht er die verschiedenen städtischen Wanderwege, elf an der Zahl, die sechs Themenwanderwege und die drei Premiumwanderwege in und um Neunkirchen ab. An diesem Morgen ist der Saukaulenweg bei Sinnerthal an der Reihe. Die SZ darf mit.

Die GPS-Daten aller Bauwerke werden erfasst

Startpunkt Parkplatz Kleingartenanlage Sinnerthal. Hier steht wie an jedem Einstiegspunkt die große Tafel, auf der jeweils Sehenswürdigkeiten, Wegstrecke, Einkehrmöglichkeiten, Länge und geschätzte Laufzeit vermerkt sind. Und die GPS-Daten. Und die sind an diesem Tag besonders wichtig. Denn Fries hat sich vorgenommen, die Daten aller Bauten – alles Hingestellte aber einer bestimmte Höhe, wie Bänke beispielsweise – zu erfassen. Dazu gibt es ein Foto, die GPS-Daten. Das alles kommt später in eine Datei. Für alle Wege macht Fries das. Weil viele Wege übergreifend verlaufen, ist das ein mühselig Ding. Deshalb hat er ein System: Premiumwege kommen vor Themenwegen, Themenwege vor Rundwegen und innerhalb der Gruppen länger vor kürzer. Das vereinfacht ihm, wenn alles erfasst ist, die Arbeit. „Dann kann ich Strichlisten machen, sehe, was kontrolliert ist.“ Und es kann vermerkt werden, was zu tun ist.

Erstes Bauwerk natürlich die Infotafel. Foto, ein paar Mal dran wackeln, steht. Weiter geht es über voll belaubte Wege stramm bergan. Zwischendrin immer mal Matschlöcher. „Das kommt von Fahrrädern“, sagt Fries. „Wenn hier der nächste jetzt auch nochmal bremst, wird es gefährlich.“ Nächster Stopp: Die erste Bank auf dem Weg. Foto, wackeln, weiter. Oben auf dem schmalen Pfad entlang von Feldern angekommen, lohnen ein paar Schritte durchs Gestrüpp zur Seite: ein wunderbarer Weitblick über Schiffweiler und Reden. Parallel gibt es weiter unten einen bequemer zu begehenden Weg. „Aber da hat man die Aussicht nicht“, sagt der gelernte Gärtnermeister, der für diesen Job extra eine Zusatzausbildung gemacht hat: Virtuell Tree Assessment, visuelle Baumbegutachtung.

Was die Zeichen an Bäumen bedeuten

Deshalb geht sein Blick auch immer mal wieder nach oben. Fries hat die Bäume im Auge und erklärt: Der verkrüppelte, von Pilzen befallene und kronenlose Baum darf stehen bleiben: Hier wohnt ein Specht, wer genau guckt, sieht das Loch. Oder da ist der Baum, der möglicherweise irgendwann umfallen wird. „Das ist waldtypische Gefahr, da kann man nichts machen.“ Dann gibt es (im Wald in Furpach) das B am Baum oder auch das Z, manchmal, wie hier, einen blauen Punkt: Das sind Zukunftsbäume mit astfreien Stämmen und der Krone weit oben. Die Zeichen zeigen den Waldarbeitern, wenn sie Rückegassen für gefällte Bäume machen: unbedingt stehen lassen. „Das ist bares Geld“, erklärt Fries. Rückegassen erkennt man an zwei parallelen weißen Strichen am Stamm. Weil Fries am liebsten möglichst wenig in die Natur eingreift, macht er die Wegemarkierungen gerne an Baumreste.

Zu seinem Job ist Fries über eine Ausschreibung gekommen. Bereits seit 2008 ist er beim Zentralen Betriebshof Neunkirchen beschäftigt. Dem ist auch seine jetzige Stelle angegliedert. Seine Bewerbung bedurfte keiner langen Überlegung. „Ich bin auf der Scheib aufgewachsen und war schon als Kind immer im Wald, bei jedem Wetter“, erinnert sich der heute 48-Jährige.

Immer sonntags, auch daran denkt er gerne, ging es mit Oma und Opa in den Wald zum Holzsammeln. Die hatten nämlich ein so genanntes Raffkärtchen. Mit dem Älterwerden kam dann die Freude am Wandern. Er machte sozusagen das Hobby zum Beruf. Natürlich wandert Fries auch in der Freizeit. Dann gerne in der Pfalz. Manchmal auch mit dem Kompass querfeldein, wenn es die Zeit zulässt. Rekord bisher: 46 Kilometer in 16 Stunden.

Zusätzliche Schleife hin zur Alm

Und er wird es nicht müde. Auch nicht, die Neunkircher Wege immer und immer wieder zu gehen. Premium- und Themenwanderwege oft nur die angesetzten zwei Mal pro Jahr. „Den Hartfüßlerweg an einem Tag zu kontrollieren, das schaffe selbst ich nicht.“

Den Rest, die rein städtischen Wanderwege, geht er öfter. Deshalb gibt es an diesem Tag mit der SZ auch die große Runde des Saukaulenweges. Der führt Ortsausgang Schiffweiler raus aus dem Wald, über die Straße und zur Schleife über die Halde. Die Entscheidung, die heute fallen soll: Bleibt die Schleife drin oder nicht? Auf den asphaltierten Wegen kommen einem viele Spaziergruppen entgegen, mit Hunden, mit gesammeltem Waldgut, junge und ältere. Die Haldenschleife ist nicht unbedingt städtisches Gebiet. Trotzdem hat Fries einen Blick auf Bänke, Bäume, Wege. „Wenn ich was sehe, dann melde ich das an die zuständige Stelle.“ Oben bei der Alm auf der Halde weht der Wind gewaltig. „Wenn es schlimmer wird, müssen wir abbrechen“, verkündet der Wegekontrolleur.

Gute Gelegenheit für einen Tipp an Wanderfreunde: Bei beginnendem Sturm und bei Gewitter immer sofort raus aus dem Wald. Auf den Wegen mit Hütte kann man in der größten Not dort Zuflucht suchen. „Dieser Spruch mit den Bäumen ist Quatsch, von wegen Buchen suchen. Raus ist das einzige, was wichtig ist.“ Auch wenn die Luft frisch bleibt, an diesem Morgen wird es nicht schlimmer. Rund um die Alm kann der Weitblick genossen werden: auf die ehemalige Grube Reden, bis zum Schaumberg und zum Höcherberg, auf den Madenfelderhof. Zurück von der Schleife über die Straße wieder in den Wald. Die Entscheidung ist gefallen: „Die Schleife bleibt drin.“ Schließlich ist der Besuch auf der Alm ein Highlight, die Aussicht zu toll, um sie den Wanderern vorzuenthalten. „Das ist zwei Kilometer mehr auf jeden Fall wert.“

Am Computer geht die Arbeit weiter

Den Rest des Weges geht es zwar durch den Wald, aber über gut ausgebaute Wege, besser einen Weg. Der Waldwirtschaftsweg ist aktuell neu ausgelegt und auch für Wanderer mit Gehbehinderung oder Rädern gut zu benutzen.

Ganz am Anfang wird es noch mystisch. „Das“, sagt Fries, „ist einer der schönsten Plätze von allen Wanderwegen.“ Von der Bank aus blickt man auf einen Teich, in dem Fries öfter schon Schildkröten gesehen hat. An diesem Tag strecken sie ihren Kopf nicht aus dem Wasser.

Lässt es die Zeit zu, macht Fries hier gerne die Mittagspause, am liebsten, wenn die Hainbuche hinter der Bank im Sommer ihr dichtes Blätterwerk zeigt. Aber oft hat er die Zeit nicht. Denn mit dem Abgehen der Wege ist Fries‘ Arbeit noch lange nicht getan. Zurück von der Tour geht es an den Computer, Mails checken, ob Beschwerden zu den Wegen eingegangen sind, Fotos runterladen, die Liste ausfüllen. Zu jedem Weg gibt es einen Ordner mit Unterordnern zum jeweiligen Datum. So hat Fries jede Veränderung im Blick.

Und er macht Schilder. Große Holzschilder als Wegweiser zu den verschiedenen Wanderwegen hat er schon gemacht. Jetzt muss nur geklärt werden, ob man die auch aufstellen darf oder ob sie die Autofahrer stören. „Falls es nicht genehmigt wird, säge ich die Spitze ab und stelle sie an den Einstieg zum Weg. Die Zeit ist nicht verloren.“

Riesenbärenklau am Wegesrand

Noch drei Bänke warten auf dem Saukaulenweg auf Begutachtung. Bank 1, alles klar. Aber wieso an diesem Platz eine Bank? „Ich habe ausgerechnet, dass von Bank zu Bank immer eine gleich große Entfernung ist, damit die Leute sich ausruhen können“, erklärt Fries. Wenn die Aussicht auch noch stimmt, umso besser. Aber das ist nicht das Kriterium. Vorbei am erschreckend großen Feld mit Riesenbärenklau. „Da macht man nix mehr“, bedauert der gelernte Gärtner. Direkt daneben der Saukaulenweiher.

Noch einmal rechts zur vorletzten Bank, durch den Autobahntunnel und da ist sie schon, die letzte Bank. Hier wird nicht gerüttelt. „Die habe ich grad erst stellen lassen, die steht sicher“, sagt er – und wackelt für die SZ dann doch. Noch über die Autobahnbrücke zurück auf den Parkplatz. Der Weg wurde in nicht mal drei Stunden geschafft. Drei Stunden stehen auf dem Wegeschild. Alles im grünen Bereich also. Und wieder acht Kilometer mehr für die Gesamtrechnung.

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