„Um die Erinnerung aufrecht zu halten“

Neunkirchen · Wie sein Name verrät, ehrt der „Weltgästeführertag“ an diesem Sonntag Menschen, die ihre Region Touristen, aber auch Einheimischen näher bringen. Wir stellen den langjährigen Neunkircher Hüttenwegführer Reiner Schmidt vor.

 Der langjährige Hüttenwegführer Reiner Schmidt vor dem Hochofen 2. Foto: Willi Hiegel

Der langjährige Hüttenwegführer Reiner Schmidt vor dem Hochofen 2. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

"Hüttenwegführer gesucht" - so ähnlich lautete wohl der Aufruf der Stadt Neunkirchen , den Reiner Schmidt 2003 in der SZ las. "Da habe ich mich sofort gemeldet", sagt der Ludwigsthaler. Als ehemaliger Elektriker im 1982 geschlossenen Eisenwerk war er dazu geradezu prädestiniert. "Ich wollte nach dem Ende des Eisenwerks die Erinnerung aufrecht erhalten", sagt er. So brachte er über 13 Jahre mehrmals im Monat Interessierten die Geschichte der Eisenverhüttung näher. In einer kleinen Feierstunde wurde Reiner Schmidt Anfang des Monats aus Altersgründen als Hüttenwegführer verabschiedet (die SZ berichtete). Schmidt wird diesen August stolze 83 Jahre alt.

Die dreistündigen Führungen, die von März bis Oktober an zwei Sonntagen im Monat stattfinden, haben sogar schon Studentengruppen aus Antwerpen sowie einen amerikanischen Historiker angelockt. Die Resonanz sei ganz unterschiedlich: Schmidt habe auch schon eine Führung mit nur zwei Leuten gemacht, da diese extra von weit her nach Neunkirchen gekommen seien. "Da muss man schon mit Idealismus dabei sein", sagt er.

13 Jahre als Hüttenwegführer bedeutet auch Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen. Über die Jahre sah Schmidt ein Klischee bestätigt: "Frauen interessieren sich eher für die Geschichte der Familie Stumm, Männer vor allem für die Eisenherstellung", sagt er. Langweilig sei es trotz des immer gleichen Weges nie gewesen, denn jede Gruppe frage andere Dinge.

Schmidt freut sich darüber, dass die Stadt die alte Beschilderung des Hüttenwegs passend zu seinem 25. Geburtstag am 4. Mai erneuert. "So kann man den Hüttenweg auch ohne Führer erkunden", sagt er.

Wolle man die übriggebliebenen Relikte des Eisenwerks, wie die Stummsche Kapelle oder den Spitzbunker besichtigen, komme man an einer Führung aber nicht vorbei. Schmidts Lieblingsort auf dem Hüttenweg ist der denkmalgeschützte Hochofen 6, der bei einer Führung ebenfalls bestiegen wird. "Da kann man hoch bis zur Gichtbühne", sagt er. Von dort aus sei der Hochofen früher mit Erz befüllt worden.

Neben Reiner Schmidt zählt die Stadt noch drei weitere Hüttenwegführer, darunter Marie-Louise Augustin, die noch als Bürokraft im Hüttenwerk tätig war. Sie führt bereits seit Eröffnung des Hüttenweges 1991 über das Areal und ist damit Dienstälteste. So ganz endgültig scheint Schmidt übrigens noch nicht als Hüttenwegführer aufhören zu wollen: "Ich habe der Stadt angeboten, einzuspringen, falls Not am Mann ist", sagt er. Gerade im Sommer sei die Führung sehr nachgefragt, viele Schulklassen würden sich außerhalb der Sonntagsführungen zu Sonderführungen anmelden.

Zum Thema:

Auf einen blick 38 Gästeführer gibt es insgesamt im Kreis Neunkirchen . Dabei unterscheidet man zwischen Gästeführern der Kommunen und des Landkreises, die von der Tourismus- und Kulturzentrale Neunkirchen (TKN) beschäftigt werden. In den Kommunen gibt es 19 Gästeführer, zu denen auch die drei Neunkircher Hüttenwegführer zählen. Der Landkreis kommt ebenfalls auf 19 Gästeführer, die etwa am Erlebnisort Reden oder am Freizeitzentrum Finkenrech (Gartenführer, Kinderprogramm, GPS-Entdeckertour) tätig sind. Kostümführungen bieten die Gästeführer der TKN unter anderem in Reden (Gräfin von Reden ) und in Ottweiler (Gräfin Catharina) an. koj

Zum Thema:

HintergrundDie Hüttenwegführungen finden von März bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat um 10 Uhr und an jedem dritten Sonntag im Monat um 15 Uhr statt. Treffpunkt ist die Stummsche Reithalle. Kinder sind bis zwölf Jahre frei, danach zahlen sie zwei Euro. Erwachsene zahlen drei Euro. Informationen unter Telefon (0 68 21) 20 21 22. koj

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