Turnen hält fit bis ins hohe Alter

Wellesweiler · Mit 100 Jahren ist Lieselotte Weimann das älteste Mitglied des Turnvereins 1882 Wellesweiler. Seit 92 Jahren gehören Sport und Gemeinschaft mit den Vereinsmitgliedern zu ihrem Lebensinhalt.

 Turnen hält jung: Die Wellesweilerin Lieselotte Weimann ist der Beweis. Foto: Jörg Jacobi

Turnen hält jung: Die Wellesweilerin Lieselotte Weimann ist der Beweis. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi
 Rolle vorwärts, gestreckt: Lieselotte Weimann 1978 beim Mutter-Kind-Turnen. Foto: Niesen

Rolle vorwärts, gestreckt: Lieselotte Weimann 1978 beim Mutter-Kind-Turnen. Foto: Niesen

Foto: Niesen

Mit fünf Jahren hat Enkelin Petra schon einwandfrei ein Rad geschlagen. "Das hat mir meine Oma Lieselotte beigebracht", sagte das Mädchen damals in den 70ern stolz. Eine von vielen kleinen Geschichten aus ihrer aktiven Zeit im Turnverein Wellesweiler, an die sich Lieselotte Weimann mit Freude erinnert. 1924, als Achtjährige, ist sie dem Turnverein beigetreten, und im Traum fiele es der heute 100-Jährigen nicht ein, ihren Mitgliedsausweis abzugeben, nur weil sie selbst schon viele Jahre kein Rad mehr schlagen kann.

"Mein Papa hat früher zu mir gesagt: Schlag dei Bett grad do owe uff da Biehn uff", erzählt Lieselotte lachend. So viel Zeit verbrachte das Mädchen schon damals im Verein als Turnerin und als Schiedsrichterin bei diversen Wettkämpfen. "Der Verein liegt mir eben am Herzen", sagt die überaus rüstige Seniorin schlicht. Schwiegertochter Inge Weimann, die sie jeden Tag im Seniorenheim Höcherberg besucht, kann dies bestätigen. Alles andere sei nicht so wichtig gewesen, und mit 97 Jahren habe sie noch die Versammlungen des TV Wellesweiler besucht. So eine außergewöhnliche Vereinstreue freut natürlich den Vorstand. Vorsitzender Ralf Günder und seine Stellvertreterin Ursula Herrmann ließen es sich am 14. Januar nicht nehmen, dem ältesten Vereinsmitglied zum 100. Geburtstag zu gratulieren. Denn Lieselotte Weimann ist nicht nur seit 92 Jahren Mitglied und hat noch als 70-Jährige mitgeturnt, sie hat über viele Jahre ehrenamtlich gearbeitet und den Verein im Ort populär gemacht. So war sie von 1932 bis 1939 Schülerturnwartin und nahm als einzige Saarländerin 1934 an einem Lehrgang für Frauen- und Jugendturnen in Berlin teil. An Reisen wie etwa zu den Deutschen Turnfesten in Hamburg oder München erinnert sie sich besonders gern. Beim Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart sei sie noch zu jung gewesen, um offiziell an Wettkämpfen teilzunehmen. "Aber mit den Keulen durfte ich an der Schauübung teilnehmen."

In der Nachkriegszeit half die junge Turnerin beim Neuaufbau des Vereins mit und übernahm das schwierige Amt der Turnwartin, wo sie für die Abteilungen Gymnastik und Turnen zuständig war. Sie gründete 1956 das Hausfrauenturnen und war Begründerin des Mutter-Kind-Turnens. "Das gibt's heute noch bei uns", sagt Ralf Günder. Er ist überzeugt, wer Sport treibt, bleibt bis ins hohe Alter agil. Das ist sicher nicht jedem vergönnt. Lieselottes grün-blaue Augen leuchten, wenn sie von ihren Turner-Zeiten erzählt. Für den Fotografen hat sie sich in Nullkomma-Nix vor dem Handlauf in Positur gestellt - wie früher am Barren. Das erinnert sie an die Hilfestellungen, die sie den Mädchen bei ihren Übungen gab. Einmal habe eins der Mädchen sich am Barren einfach fallen lassen, auf ihre Schulter. "Im ersten Moment hat es ganz schön wehgetan, aber dann ging's weiter." Als Sportler dürfe man nicht "pienzig" sein. Schwere Verletzungen habe sie Gott sei Dank nie gehabt und auch nicht miterleben müssen. Ihr Engagement für den Verein wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt, so ist sie auch seit 1986 Ehrenmitglied im TV Wellesweiler. Noch heute, mit 100 Jahren, kann Lieselotte Weimann andere fürs Turnen begeistern. So wie damals ihre Enkelin Petra.

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