Toter Elefant im Zoo Neunkirchen Keine Aufgabe für Weicheier

Neunkirchen · Die Entsorgung einer Elefantenkuh in Zeiten von Corona.

 Elefantenkuh Rani verstarb im Neunkircher Zoo mit 51 Jahren.

Elefantenkuh Rani verstarb im Neunkircher Zoo mit 51 Jahren.

Foto: Bittner/Neunkircher Zoo

Vor etwas über einer Woche ist die Elefantenkuh Rani im Neunkircher Zoo gestorben (wir berichteten). Als die SZ am Gründonnerstag im Zoo ist, ist Direktor Norbert Fritsch noch immer sichtlich berührt von deren Tod. Das aber nicht nur, weil man sich in zehn Jahren an ein Tier gewöhnt. Denn Rani war schon länger hinfällig. „Es war uns klar, dass das jederzeit passieren kann.“ 2017 war Rani erstmals zusammengebrochen. Sie hatte eine chronische Entzündung der Gebärmutter. „Aber einen Elefanten schneidet man nicht einfach mal so auf“, sagt Fritsch. „Das heilt ja nie mehr zu.“ Sie habe die letzten Jahre abgebaut, aber Fritsch ist sich sicher, dass sie noch zehn schöne Jahre im Neunkircher Zoo hatte, nachdem sie aus dem spanischen Benidorm gekommen war. 51 Jahre ist sie alt geworden, damit noch zwei Jahre jünger als Artgenossin Kirsty, die eine bedeutend bessere Konstitution habe. So weit so klar: „Im Zoo werden Tiere geboren und da sterben Tiere, das ist nun mal so.“ Nein, was das wirklich Schlimme für den Zoodirektor war, war, dass die Corona-Krise die normalerweise übliche Vorgehensweise beim Tod eines Tieres unmöglich gemacht hat. Normalerweise, das heißt: Das Tier wird abgeholt und kommt in die tiermedizinische Fakultät in Gießen, wird dort seziert und entsorgt. Nur: Dort ist geschlossen. „Also musste sie in die Tierkörperverwertungsanstalt, es gab keine andere Möglichkeit.“ Dort hingegen ist man keineswegs auf solch große Tiere ausgerichtet. Fritschs Stimme wird ganz leise, als er erzählt, was kommen musste. „Wir mussten sie klein schneiden.“ Der Zoodirektor schluckt. Zusammen mit dem Zoo-Tierarzt, einem Pfleger („nicht denen, mit denen sie die ganze Zeit zusammen war, das konnte man denen nicht zumuten“) und zwei externen Helfern, beide Jäger, hat sich Fritsch sechs Stunden dieser „entsetzlichen“ Arbeit ausgesetzt. „Das war wahrhaftig nichts für Weicheier.“

Der Grillabend am Abend zu Hause jedenfalls war gehalten. „Ich habe noch ein Hanuta gegessen und bin ins Bett“, erinnert er sich an den Montag vergangener Woche.Tierarzt Marc Eichelmann hatte während der Aktion noch Proben genommen. Deren Untersuchung hat gezeigt: Rani hatte eine große Entzündung, die erklärt, weshalb sie so abgebaut hatte. Dabei, dass das große tote Tier bewegt werden konnte, hatte übrigens das THW Spiesen geholfen. „Ebenso wie die Feuerwehr Neunkirchen bei solchen Aktionen immer eine große Unterstützung für uns.“

Wie aber steckt Kirsty den Tod von Rani weg? Beste Freundinnen waren die beiden nie, dafür sind sie laut Fritsch zu alt gewesen, als sie zusammenkamen. Kirsty spaziert durch den Zoo, knabbert am Bambus aber ist seit Ranis Tod sehr anhänglich, wie ihre Pfleger berichten. „Tiere brauchen Gesellschaft. Das geht nicht alleine“, erklärt Fritsch. Deshalb wird sie auch wieder Gesellschaft bekommen. Der Neunkircher Zoo ist im Rahmen des Zuchtprogramms momentan sozusagen eine Auffangstation für ältere asiatische Elefanten-Damen, die in anderen Herden keinen Platz mehr haben. Im Rahmen dieses Programmes werden wohl wieder zwei Elefantenkühe nach Neunkirchen kommen. Verhandlungen laufen bereits seit längerem. Jetzt soll es bald so weit sein. „Da muss man sehen, wie das in Zeiten von Corona klappt.“ Aus anderer Quelle war einmal die Rede davon, dass ein Tier aus Leipzig kommt. Ob die beiden Kühe von dort kommen, das wollte Fritsch der SZ weder bestätigen noch verneinte er es. Platz gibt es in Neunkirchen zurzeit für maximal vier Tiere. Allerdings muss man erst abwarten, wie Kirsty und die Neuen sich verstehen, was nicht einfach ist, wenn die Tiere nicht zusammen aufgewachsen sind. „Das braucht eine Verbrüderungszeit.“ Bei zwei Parteien können die Tiere draußen sein, ohne sich in die Quere zu kommen, da es zwei Außenflächen gibt. Erweiterungsfläche gibt es für die Elefanten im Übrigen noch reichlich. Deshalb wird es auch das Fernziel bleiben, hier einmal eine Zuchtgruppe zu haben. Allerdings ist das eine Investitionsmaßnahme, die auch erst noch geplant werden müsste. „Da hoffen wir auf die Chance zur Umsetzung in den nächsten Jahren.“

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